Rassismus-Vorfall in der Kreisliga – Betroffener geschockt, Verein distanziert sich

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Es laufen die letzten Minuten der ersten Halbzeit des Kreisliga-A1-Topspiels zwischen Rot-Weiß Barop und dem TuS Rahm. Zu diesem Zeitpunkt liegt der Gast aus Rahm dank eines Baroper Eigentors mit 1:0 in Front und scheint damit den Tabellenführer zu ärgern. Das gelingt auch: Der TuS Rahm, selbst auf Rang sechs liegend, entführt am Ende trotz früher Roter Karte immerhin einen Punkt vom Sportplatz am Parkhaus in Barop (2:2).

In den angesprochenen Minuten vor der Halbzeit kommt es allerdings zu einem Rassismus-Vorfall abseits des Spielgeschehens. Idris Göz (28), Schiedsrichter für den Kreis Dortmund und Spielertrainer bei der zweiten Mannschaft des TuS Rahm, verfolgt an diesem Sonntag als Fan die umkämpfte Partie am Baroper Sportplatz, als es zu einer hitzigen Situation kommt. „Es gab Einwurf für Rahm und die Nummer 27, Abdelouahid Reddahi, wollte den Ball holen“, berichtet Göz, der selbst gerade dabei war, in Richtung seiner Freunde zu gehen, die hinter der Trainerbank stehen.

„Da standen sieben, acht ältere Leute. Einer war dabei, der war Mitte 30, Anfang 40. Der ist den Ball holen gegangen und wollte ihn zurückwerfen“, erinnert sich Göz. Weil der Rahmer Spieler Reddahi die Baroper Zuschauer zuvor allerdings provoziert haben soll, habe der Zuschauer das Zurückwerfen des Balles verzögert. „Der Spieler vom TuS Rahm hat sich mehrmals theatralisch fallen lassen, direkt vor unserem Block“, erklärt der Vorsitzende von RW Barop, Andreas Hellwig. Laut Göz habe der Baroper Zuschauer zu Reddahi „tu dir nicht weh“ gesagt, während er den Ball weiter festhielt. Bis hierhin alles im Rahmen - dennoch für Göz Grund genug, sich in die Situation einzuschalten.

Rassistische Äußerung fällt

„Ich habe gesagt: Ey, was soll das? Warum bist du so unsozial?“, berichtet Göz. Nach einem kleineren Hin und Her zwischen ihm und dem Baroper Zuschauer habe er sich von der Situation und von der größeren Gruppe entfernt. Dann sei es zu der rassistischen Beleidigung gekommen. Göz: „Ich bin weitergegangen. Und dann höre ich, wie einer sagt: Geh in dein Land zurück.“ Ein Schock für Göz, der im Dortmunder St.-Johannes-Hospital geboren wurde und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. „Sowas habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt, ich bin komplett baff gewesen“, berichtet der 28-Jährige. Ihn belasten die hässlichen Worte auch noch Tage nach dem Vorfall.

Dass der Satz definitiv so gefallen ist, bestätigt auch Barops Vorsitzender Hellwig: „Ich stand in der Nähe und dann muss einer von den Zuschauern diesen Satz gesagt haben. Das ist passiert. Wir haben auch gesagt, das war nicht in Ordnung. Wir können uns nur dafür entschuldigen, das darf nicht passieren.“ Hellwig verweist in diesem Zuge darauf, dass alleine in den Jugendabteilungen von RW Barop ein Anteil von „30 bis 40 Prozent“ an Spielern mit Migrationshintergrund spiele. Wer letztlich den Satz gesagt hat, konnte Hellwig auf Nachfrage nicht sagen.

Idris Göz vom TuS Rahm
Idris Göz (28) soll rassistisch beleidigt worden sein. © privat

Die Person habe sich zwar im Anschluss an die Partie bei ihm entschuldigt, dennoch verlange Göz, dass die Person zur Rede gestellt wird. „Er kann gerne davon ausgehen, dass ich nochmal zu einem Spiel hingehen werde. Ich weiß, wer sich bei mir entschuldigt hat und wer das ist“, erklärt Göz.

RW Barop will Aufklärung

Direkt nach dem Vorfall habe Göz, wie er selbst bestätigt, in Richtung der Männer-Gruppe gerufen, dass so etwas nur Rassisten und Nazis sagen würden. Hellwig hat dazu eine klare Meinung: „Es darf nicht direkt der ganze Verein verunglimpft werden.“ Er habe nach der Partie mit Göz bereits das Gespräch gesucht und gedacht, „dass es für ihn dann auch erledigt“ gewesen sei.

Weit gefehlt. Göz wolle damit an die Öffentlichkeit, auch vor Ort am Sportplatz habe er es direkt publik gemacht. „Sowas ist nicht zu vergessen. Da möchte ich einfach ein Statement haben, dass man dahinter steht und sich dafür entschuldigt, dass man das nicht macht, dass sowas auch nicht wieder vorkommt.“

Genau das möchten auch die beiden Vorsitzenden von RW Barop. Zur öffentlichen Entschuldigung des Vorsitzenden Hellwig ergänzt der stellvertretende Vorsitzende Jens Gursky: „Wir werden den Sachverhalt aufklären. Wir als Verein distanzieren uns ausdrücklich von jeder Form von Fremdenhass. So etwas hat in unserem Verein keinen Platz.“

Bleibt zu hoffen, dass ein derartiger Vorfall die absolute Ausnahme ist. Eventuell kommt es noch zu einer Aussprache zwischen Göz und den Vereinsverantwortlichen. So hat es Barops Vorsitzender Hellwig zumindest angeboten. Göz werde es sich überlegen, erklärt er.

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