Das ist ein emotionaler, ein äußerst bewegender und insgesamt doch etwas überraschender Abschied einer echten Führungsspielerin: Die Handballerinnen des BVB verlieren nach Weltklasse-Torfrau Tess Lieder mit der Spanierin Carmen Campos Costa die zweite Leistungsträgerin innerhalb einer Woche wegen eines verletzungsbedingten Karriereendes. Die 29-Jährige Campos Costa war vor zwei Jahren zum BVB gekommen und wird ihren auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Das gaben am Mittwoch der spanische Verband und die Handball-Abteilung des BVB bekannt.
BVB-Handball: Carmen Campos Costa beendet Karriere
Diese Woche hat es in sich für den BVB. Der Freitag startete mit dem Karriereende von Tess Lieder, die nach zwei Kopftreffern in der laufenden Saison vom aktiven Sport nach dieser Saison zurücktritt. Dann folgte am Samstag die ebenso unglückliche wie überflüssige 32:36-Niederlage im Viertelfinal-Rückspiel der Play-Offs beim TuS Metzingen. Und am Mittwoch dann der Rücktritt von Carmen Campos Costa, ebenfalls zum Ende der Saison.
Carmen Campos hat Handball wirklich gelebt, voller Ehrgeiz und Disziplin. Eine Sportlerin ohne Allüren, ohne Gehabe, dafür immer ungemein mannschaftsdienlich. Und genau so vorbildlich wie sie zwei Jahre lang beim BVB auftrat, begründet sie auch ihr Karriereende: „Mein Körper hat entschieden, meine Karriere früher zu beenden, als ich es mir vorgestellt hatte. Aber ich verlasse die Handballbühne mit vielen Freunden, Erinnerungen, Stolz und Liebe für diesen Sport, der mir alles gegeben hat. Ich danke dem BVB, dass er mich aufgenommen und an mich geglaubt hat und mich am Ende meiner Karriere so unterstützt hat. Ich werde den Verein und das Team immer in meinem Herzen tragen.“

Zuletzt war immer wieder spekuliert worden, dass Campos Costa noch ein Jahr weiterspielen würde. Zumal sie im Frühjahr ein beeindruckendes Comeback hingelegt hatte und vermutet wurde, dass ihre Beziehung zu Sergey Hernández, dem Torwart des Handball-Bundesligisten SC Magdeburg, den Ausschlag für einen Verbleib in Dortmund geben würde.
Wie wertvoll die Rückraumspielerin und 82-malige spanische Nationalspielerin für den BVB ist, bewies sie im Viertelfinal-Hinspiel der Play-Offs gegen Metzingen, als sie nach längerer Verletzungspause mit sieben Toren neben Alicia Langer erfolgreichste Torschützin des Spiels war. Mit ihrer Art Handball zu spielen, wurde Carmen Campos Costa auch schnell Publikumsliebling der Dortmunder Fans.
Die Hoffnungen auf eine weitere Saison zerschlugen sich letztendlich. „Wir lassen Carmen schweren Herzens gehen, aber die Gesundheit geht vor. Solch eine schwierige Entscheidung zu treffen, genießt meinen Respekt“, sagte Abteilungs-Chef Rupert Thiele.
Campos Costa kam von Jeanne d´Arc Dijon
„Wir hätten Carmen natürlich gerne behalten. Sie ist ein toller Mensch und eine großartige Sportlerin, eine wahnsinnig intelligente Handballspielerin. Carmen war in den zwei Jahren, die sie für uns aufgelaufen ist, immer eine Führungsperson auf und neben dem Handball-Parkett. Aber wir müssen ihre Entscheidung respektieren“, erklärte Andreas Kuno, der 2. Abteilungsleiter. Kuno hatte die 29 Jahre alte Spanierin vor zwei Jahren von Jeanne d´Arc Dijon aus Frankreich zum BVB geholt.
Die Madrilenin musste in den beiden Jahren in Dortmund immer wieder verletzungsbedingte Pausen einlegen, hatte Probleme an der Schulter, am Fuß und am Knie, kämpfte sich aber immer wieder mit großem Ehrgeiz zurück und überzeugte als Spielmacherin. Für die spanische Nationalmannschaft kam sie auf 82 Einsätze, nahm an Welt- und Europameisterschaften teil und war auch Teil der spanischen Auswahl bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris.

Der BVB war nach ihrer Zeit in Dijon die zweite Station im Ausland. Vor ihrem Wechsel nach Frankreich hatte die Spanierin in ihrer Heimat für BM Villawerde, HC Puig d´en Vails und BM Atlético Gaurdés gespielt.
Bei ihrer Verpflichtung vor zwei Jahren hatte sie im Interview gesagt: „Für mich ist der Wechsel ein kleines Abenteuer, aber im positiven Sinne. Noch einmal ein anderes Land und eine neue Kultur kennenzulernen, wird für mich eine tolle Herausforderung sein. Der BVB reizt mich aber auch sportlich unheimlich, ich freue mich schon jetzt auf meine Zeit in Dortmund“. Diese Zeit ist jetzt vorbei.