Die drei Brackeler Macher Olaf Schäfer (l.), Hasan Kayabasi (M.) und Giovanni Schiattarella (r.) müssen auf eine wichtige Person an ihrer Seite verzichten. © Stephan Schütze
Fußball
Plötzlich nicht mehr an der Linie: Eine Dortmunder Legende tritt in Brackel zurück
Das kommt überraschend. Eine Dortmunder Fußball-Legende steht in Brackel plötzlich nicht mehr an der Seitenlinie. Uns hat er er verraten, was sie jetzt macht.
Eine Legende tritt ab. Fast unbemerkt, klammheimlich. Ohne große Worte! Dabei hat es ein „ewiger“ Spieler und später Trainer in drei Vereinen – mehr waren es aus guten Gründen nicht – zum Kultstatus gebracht. Am Telefon, gefragt nach einer Stimme zum Spiel, sagte er am Sonntagabend: „Ich bin doch seit ein paar Wochen gar nicht mehr dabei!“
Ganz so einfach lassen wir Andreas Toetz (38) nicht davonkommen und sich seinem neuen Hobby widmen. Aus dem Mr. Zuverlässig vom SV Brackel 06, Mengede 08/20 und besonders Westfalia Wickede ist ein starker Tennisspieler geworden. TuS Brackel heißt seine sportliche Heimat: „Wie im Fußball habe ich mir wieder einen familiären Verein gesucht.“
Einen ersten Anstoß, ohne es zu ahnen, hatte übrigens Tim Gebauer, das Urgestein von Mengede 08/20, gegeben. „Schön, dass Sie über meinen Tennisleidenschaft schreiben, aber der Andreas Toetz startet gerade richtig durch.“ Da ahnten wir noch nicht, dass Kumpel Toetz sein Fußballerleben beendet hatte. Und bevor wir in die Vergangenheit eintauchen, möchte Toetz schon noch ehrlich loswerden, dass er zuletzt gegen Gebauer verlor. „Ihn möchte ich bald aber packen.“
Neue Ziele für einen, der bereits als Kleinkind nur den großen Ball kannte. Aus dem Juniorenspieler, der in Wambel, Asseln, Brackel und Kemminghausen kickte, wurde eine Identifikationsfigur ganz weniger Vereine. Nach dem Wechsel vom SV Brackel 06 erlebte Toetz den ersten Aufschwung von Mengede 08/20 Mitte bis Ende der ersten zweitausender Jahre mit. Er schafft es sogar in die Vereinschronik.
Andreas Toetz hat in Brackel aufgehört- © Nils Foltynowicz
Dann aber klopfte ein anderer Verein an, der ähnlich familiär, ambitioniert war und praktischerweise näher an Toetz‘ Wohnort lag. „Mit Wickede habe ich alle Aufstiege bis in die Westfalenliga und den Fastaufstieg in die Oberliga 2015 erlebt. Ich habe mich, wo ich war, immer sehr wohlgefühlt. Ich weiß zu schätzen, was die Menschen in meinen Vereinen geleistet haben. Ich war mir aber immer auch bewusst, dass ich für meine Treue etwas zurückbekomme. Und das ist doch schön.“
So spricht ein Vertreter der Fußballer, denen das Menschliche neben dem Sportlichen gleichermaßen wichtig war. „Ich hätte gar nicht gewusst, warum ich hätte wechseln sollen. Dazu kam, dass wir mit Wickede ja phasenweise hinter dem ASC zweite Kraft, dann hinter Brünninghausen dritte Kraft waren. Die Westfalia blieb immer eine gute Adresse.“
Aber irgendwann musste Schluss sein. Nicht weil es der Westfalia irgendwann doch schlechter ging, beendete der Mann, der die alten Westfalia-Werte wie Zuverlässigkeit, Einsatz und Emotionen gelebt hatte, seine Karriere. „Ich arbeite im Schichtdienst. Das war irgendwann auch alles ziemlich viel.“
Aber noch ließ Toetz den geliebten Sport nicht los. „Ich habe das für Giova gemacht. Und in Brackel war ich früher ja auch mal.“ Diese Sätze fassen in Kürze zusammen, dass Toetz seinen alten Kumpel aus Kemminghauser Nachwuchszeiten Giovanni Schiattarella helfen wollte, und das bei einem Verein, mit dem er auch etwas verbindet. Als Co-Trainer bildete er mit Schiattarella und Torwarttrainer Dennis Wegner ein harmonisches Team.
Aber auch das wurde jetzt einfach zu viel. „Dazu habe ich durch die Corona-Zeit eine gewisse Distanz zum Fußball aufgebaut.“ Andreas Toetz will aber nicht des Sports müde werden und fokussiert sich fortan auf den Tennissport. „Das wird immer besser.“ Sollte der Fußballer („ich werde mir bestimmt einige Spiele ansehen“) nicht doch noch einmal in ihm rufen, dürfen sie sich beim TuS Brackel dann auch wohl auf einen Mannschaftsspieler freuen, der dem Verein länger die Treue hält. Oder zumindest, bis er Tim Gebauer besiegt hat.
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