Peter Wongrowitz sagt Türkspor ab: „Der Verein will was erreichen, hat aber nicht das Herz dafür“

© Reith

Peter Wongrowitz sagt Türkspor ab: „Der Verein will was erreichen, hat aber nicht das Herz dafür“

rnFußball-Landesliga

Um die Weihnachtsfeiertage war alles klar. Türkspor wollte Peter Wongrowitz als Coach verpflichten, der Trainer war nicht abgeneigt. Dennoch kam es zu einer Kehrtwende, sodass Wongrowitz absagte.

Dortmund

, 23.01.2021, 10:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Eigentlich schien die Entscheidung zu stehen. Ende des vergangenen Jahres traf sich der Dortmunder Trainer Peter Wongrowitz mit Türkspor Dortmund. Der Sportliche Leiter Dimitrios Kalpakidis, der Wongrowitz gut kennt, hatte Gespräche aufgenommen. Die Parteien waren sich grundsätzlich einig. Am Ende scheiterte die Zusammenarbeit aber doch noch, bevor Wongrowitz endgültig zusagte. Der Coach hatte keine Lust mehr auf Türkspor. Das hatte Gründe.

Jetzt lesen

Peter Wongrowitz ist auf dem Trainermarkt ein erfahrener Hase. Der mittlerweile 69-Jährige coachte schon eine Handvoll an Klubs, war auch höherklassig unterwegs wie beispielsweise beim KFC Uerdingen oder beim 1. FC Kaan-Marienborn. Zuvor war er als Trainer im Jugendbereich bei Borussia Dortmund aktiv. Sein letztes Herrenfußball-Amt als Coach endete im März 2017 beim Bezirksligisten FC Nordkirchen. Mittlerweile kümmert sich Wongrowitz um die C-Jugend des FC Brünninghausen.

Und nun kam Türkspor ins Spiel. Dass der Landesliga-Aufsteiger auf Trainersuche ist, ist über die Dortmunder Stadtgrenzen hinaus kein Geheimnis mehr. Daniel Sekic war zum Gespräch da, sagte schließlich aber ab. Nun war Wongrowitz zum Gespräch da, sagte ebenso ab. So steht Türkspor noch immer ohne Trainer da, beziehungsweise weiterhin „nur“ mit Interimstrainer Dimitrios Kalpakidis. Aber warum sagte Wongrowitz denn nun ab, obwohl er zunächst Interesse an der Aufgabe hatte?

Im Dezember habe Türkspor dem 69-jährigen Wongrowitz ein Angebot gemacht. Daraufhin setzte sich Wongrowitz mit Kalpakidis und dem TSD-Präsidenten Akin Kara zusammen. TSD pochte auf eine schnelle Einigung, das sagt zumindest Wongrowitz. „Wir hatten vor Weihnachten ein ordentliches Gespräch. Türkspor wollte all das dann schnell bekannt geben, damit Ruhe reinkommt. Ich hatte nichts dagegen, wollte aber erst noch mit Brünninghausen sprechen, weil ich da ja die C-Junioren trainiere“, sagt Wongrowitz. Brünninghausen sei allerdings nicht der Grund gewesen, warum die geplante Zusammenarbeit scheiterte.

„Es ging in den Gesprächen dann irgendwann auch um den Co-Trainer“, verrät Wongrowitz. Den wollte der ehemalige BVB-Coach nämlich selbst mitbringen beziehungsweise selbst aussuchen. „Der Co-Trainer hat eine wichtige Funktion im Klub. Dafür braucht man einen Mann des Vertrauens“, erklärt Wongrowitz. Doch TSD stockte, nach Aussagen von Wongrowitz. „Es ging auf einmal nicht mehr weiter. Ich hatte nichts mehr gehört. Da habe ich gemerkt, dass es bei Türkspor nicht so ist, wie ich es von anderen Vereinen kenne“, so Wongrowitz weiter.

Jetzt lesen

Der 69-Jährige entschloss sich dann, den Trainerjob auszuschlagen. Er kontaktierte Kalpakidis. „Das war ein riesiges Rumgeeiere. Der Klub will zwar ambitioniert sein, aber dann passt das Rumgeeier nicht. Ich weiß nicht, was die Gedankengänge dann beim Klub waren, weil die Verantwortlichen es am Anfang ja so früh wie möglich veröffentlichen wollten. All das passt nicht zu meiner Vorgehensweise“, sagt Wongrowitz, der rund 14 Tage nichts mehr von TSD gehört habe, ehe er sich entschied.

Kalpakidis bestätigt lange Wartezeit

Auf Anfrage bestätigte Kalpakidis die lange Wartezeit von Wongrowitz. „Unser Wunsch wäre es gewesen, dass Peter Wongrowitz das Traineramt gemeinsam mit Salvatore Gambino (Co-Trainer RW Ahlen, Anm. d. Red.) übernimmt“, erzählt Kalpakidis. Da Gambino von RW Ahlen aber keine Freigabe bekommen haben soll, platzte der Deal. Türkspor musste warten - und meldete sich daher auch bei Wongrowitz vorerst nicht zurück. „Wir sind engagiert, aber in den letzten Wochen war es schon so, dass wir weit hinterher sind“, sagt Kalpakidis zur TSD-Planung.

Also sagte Wongrowitz ab. Kalpakidis buhlte in dieser Woche aber dennoch noch einmal um den 69-Jährigen, bemühte sich um den Coach. Das bestätigte der Trainer auch. „Dimi hat sich ins Zeug gelegt und ich war von seinem Konzept auch überzeugt. An ihm lag es nicht, dass ich abgesagt habe“, sagte der Coach. Wongrowitz bat noch einmal um Bedenkzeit, zwei Tage sollten es sein. Kalpakidis wartete und musste am Freitagnachmittag dann die nächste bittere Nachricht hinnehmen. Wongrowitz kommt definitiv nicht.

Wongrowitz plagte immer ein ungutes Gefühl

„Ich habe abgesagt. Der Verein möchte zwar etwas erreichen, hat aber nicht das Herz dafür, um es richtigzumachen. Da habe ich ein Problem mit“, so Wongrowitz abschließend. Kalpakidis äußerte sich auch zu diesen Worten von Wongrowitz. „Ich verstehe, dass er enttäuscht ist, weil er das Gefühl hatte, dass wir nicht reagieren. Die Situation ist schwierig, aber wir bemühen uns ja“, so Kalpakidis.

Zudem habe Wongrowitz, so erzählt er, während der gesamten Phase immer wieder ein ungutes Gefühl gehabt. „Ich habe im Umfeld schon gehört, dass einige Spieler wegwollen. Das ist vonseiten der Spieler unseriös. Das passte mir alles nicht“, sagt Wongrowitz weiter, der übrigens seine Trainerlaufbahn noch nicht an den Nagel hängen möchte.

Jetzt lesen

Dazu brauche er aber ein richtiges Konstrukt im Verein und „nicht eine Baustelle nach der anderen“. „Es gibt noch kein Ende der Karriere. Es wäre ja auch schlecht, wenn man sein Wissen nicht weitergeben würde. Fußball macht mir noch immer unheimlich Spaß“, so Wongrowitz. Nur halt nicht bei Türkspor Dortmund.

Jetzt lesen

Lesen Sie jetzt