Osmanlispor greift nach Spielabbruch den Fußballkreis Dortmund an Klub schaltet Anwalt ein

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Dieser Spielabbruch hält Fußball-Dortmund in Atem: Wegen des Fehlverhaltens von Zuschauern brach der Schiedsrichter das A-Liga-Spiel zwischen RW Germania und Osmanlispor ab.

Beim Torjubel über das 2:2 (89.) soll ein Osmanlispor zuzuordnender Zuschauer den Linienrichter körperlich angegangen sein. Die Polizei Dortmund fahndet mit einer Täterbeschreibung wegen gefährlicher Körperverletzung – es soll zu einem Würgegriff gekommen sein – nach einem Tatverdächtigen.

Es ist eine Schilderung, die Osmanlispor Dortmund aufs Schärfste zurückweist. Emre Karaca, der Sportliche Leiter des Klubs, hatte schon am Sonntagabend abgestritten, dass es zu einem körperlichen Angriff gekommen sein soll.

Osmanlispor äußert sich

Zahlreiche Kommentare in den Sozialen Medien, offenbar von Unterstützern des SCO, gehen in eine ähnliche Richtung. Nun hat sich auch der Vorstand Osmanlispors gegenüber dieser Redaktion zu Wort gemeldet.

Yunus Irmak, stellvertretender Vorsitzender und Pressesprecher des Vereins, übt dabei scharfe Kritik am Fußballkreis Dortmund. Vorausgegangen sei dem ein langer Austausch innerhalb des SCO-Vorstandes am Sonntagabend.

„Wir werden alles anwaltlich angehen. Was jetzt passiert, ist einfach nur Rufmord und imageschädigend“, sagt Irmak. Der Osmanlispor-Funktionär bezieht sich laut eigener Aussage darauf, dass sich der Fußballkreis noch am Sonntagabend gegen den Verein geäußert hatte.

Der Kreisvorsitzende Andreas Edelstein hatte unter anderem zu Protokoll gegeben: „Es steht völlig außer Frage, dass sie was gemacht haben.“ Neben der Ermittlung wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt die Staatsanwaltschaft auch wegen einer Beleidigung.

Osmanlispor kritisiert Kreis

Irmak kritisiert: „Herr Edelstein ist der Kreisvorsitzende. Er muss aus unserer Sicht neutral sein. Sich ohne Beweismittel zu äußern, geht nicht.“ Demnach habe der Fußballkreis am Sonntag Osmanlispor keine Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

Dem widerspricht Andreas Edelstein vehement: „Ich muss nicht mit denen sprechen. Ich bin nicht Verursacher. Bei so einer Nummer muss sich nicht derjenige, der den Spielbetrieb leitet, bei denen melden, die ihn stören.“

Andreas Edelstein ist Vorsitzender des Fußballkreises Dortmund.
Andreas Edelstein ist Vorsitzender des Fußballkreises Dortmund. © Stephan Schuetze

Der SCO habe den Kontakt zum Schiedsrichter der abgebrochenen Partie und zum Kreis-Vertreter, der vor Ort für die auferlegte Aufsicht zuständig war, gesucht, sagt Irmak. Dieser sei dem Klub allerdings verwehrt worden.

Auch hier widerspricht Edelstein. Der Schiedsrichter müsse ohnehin nicht mit dem Verein sprechen, sagt er. Der für die Aufsicht zuständige Kreisvertreter habe den Osmanlispor-Verantwortlichen vor Ort gesagt, er wolle erst das Gespräch mit dem Schiedsrichter suchen, ehe er sich äußere.

Beleidigungen gegen Aufsicht

Daraufhin sei er allerdings vom Osmanlispor-Anhang beleidigt worden, sagt Edelstein. „Dann hat er gesagt, er sage gar nichts mehr“, so der Kreisvorsitzende.

„Wir sind keine Menschen, mit denen man nicht reden kann. Wir sind für alle Gespräche offen. Wir haben den Ball flach gehalten. Das ist jetzt vorbei“, sagt Irmak. Was er damit meint, verdeutlicht er.

Osmanlispor: Es gibt Beweise

„Wir haben Beweismittel. Wir werden sie aber noch nicht herausgeben. Die liegen alle bei unserem Anwalt“, sagt der stellvertretende Vorsitzende. Yunus Irmak legt nach: „Der Linienrichter ist definitiv nicht gewürgt worden. Dafür haben wir Beweise.“

Um welche Beweise es sich dabei handelt – ob Foto- oder Videomaterial – wollte Irmak auf mehrfache Nachfrage nicht beantworten.

Das Fehlverhalten einiger Zuschauer leitete den Spielabbruch ein.
Das Fehlverhalten einiger Zuschauer leitete den Spielabbruch ein. © Andreas Seiffert

Beweise benötigt der Klub offenbar, will er schwerwiegende Folgen abwenden. Der Fußballkreis hatte noch am Sonntagabend angekündigt, keine Schiedsrichter mehr für die Spiele das Aufstiegskandidaten abzustellen.

Auch ein Antrag auf Ausschluss aus dem Spielbetrieb, der vor dem Kreissportgericht verhandelt werden muss, bleibt Osmanlispor wohl kaum erspart. Ein Gespräch zwischen der Funktionärsspitze des Kreises und dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) am Montagabend soll Aufschluss über das weitere Vorgehen geben.

Edelstein stützt Spielabbruch

Andreas Edelstein ergänzte am Montagnachmittag zudem, es käme schlussendlich nicht so sehr darauf an, ob der Linienrichter tatsächlich gewürgt worden ist oder nur verbal angegangen wurde. Man brauche lediglich das Bildmaterial anzuschauen, um zu sehen, welches Szenario sich für den Schiedsrichterassistenten ergebe.

Der Kreisvorsitzende unterstützte die Entscheidung von Schiedsrichter Markus Lauf, das Spiel abzubrechen. „Wenn die im Gespann der Meinung sind, dass es nicht weiter geht, dann gehen die runter. Er muss ihn nicht erst würgen, damit wir ein Spiel abbrechen“, sagt Edelstein.