Das nannte sich Dominanz. Der FC Wellinghofen war vom dritten bis zum siebten und dann vom zehnten bis zum 22. Spieltag immer Erster. Jetzt zogen TuS Holzen-Sommerberg II und Kirchhörder SC II am Team von Christian Wichert vorbei. Auch der VfB Westhofen II, der den FCW gerade 3:1 besiegte, ist in Schlagdistanz. Eine Mannschaft, die gar nicht unbedingt den großen Coup wollte, hat jetzt gegen den VfB Westhofen im Schützenhof „unser Derby“, wie es der stellvertretende Vorsitzende und Trainer der 2. Mannschaft der Holzener nennt. Phillip Stricker spricht über Spitze, Derby und Perspektiven im Interview.
Phillip Stricker im Interview
Phillip, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur Tabellenführung! Ist das eine schöne Momentaufnahme oder der Platz aller Träume?
Danke! Ersteres auf jeden Fall, aber wir sind das Team im Vierkampf um den Titel, das den geringsten Druck hat. Ich hatte vor der Saison nach einem Jahr Abstiegskampf und dann einem Mittelfeldplatz das Ziel ausgegeben, unter die ersten Sechs zu kommen. Wenn wir einen der besten vier Plätze belegen, ist das ein Super-Ergebnis.
Also geht ihr eher entspannt mit eurer Spitzenposition um?
Absolut! Wellinghofen und Kirchhörde wollen aufsteigen. Wir machen uns darüber aktuell überhaupt keine Gedanken. Wir erfreuen uns daran, dass unsere Mischung mit vielen jungen Leuten, die im Nachwuchsbereich schon zusammengespielt haben, und drei etwas Älteren während der vergangenen Jahre viele Fortschritte gemacht hat. Die Mannschaft ist sehr fleißig. Wir spielen einen temporeichen Offensivfußball, der uns stark macht.
Du bist ja auch im Vorstand: Welche Marschroute gibt der Verein vor?
Nur die, dass wir vielen jungen Leuten ein echtes Mannschaftsgefühl geben wollen. Und natürlich wünscht sich jeder eine Entwicklung. Dazu wehrt sich der Vorstand aber bestimmt nicht gegen einen starken Tabellenplatz. Wenn du oben mitspielst, bist du ja auch für junge Leute attraktiv.
In der A-Liga könnte das anders aussehen. Jetzt hätte der Verein ja auch die Möglichkeit, vor der Schlussphase dieser Saison zu sagen: Macht mal halblang. Mit einer zweiten Mannschaft in der B-Liga leben wir gut.
Wir dürfen und wollen schon bis zum Saisonende Vollgas geben und am liebsten natürlich Erster werden, aber wir werden in der Tat im Sommer überlegen, was das Beste für unsere zweite Mannschaft ist. Die Erste führt ja die Kreisliga A an. Ich persönlich fände für unsere Zweite in naher Zukunft auch die drei verbesserten B-Ligen unter der Dortmund-Liga sehr attraktiv.

Also könnte es passieren, dass ihr Erster werdet und den Platz in der A-Liga gar nicht annehmt?
Das schließe ich nicht aus, aber auch den Aufstieg nicht. Wir werden sehen, ob gerade unsere Älteren den größeren Aufwand überhaupt betreiben können oder wollen. Und wenn ich jetzt als Vorstand spreche, ist unser Ziel ganz klar, dass unsere Jungs beisammen bleiben. Aber wenn die Mannschaft hochwill, wird es ihr keiner verbieten. Aber noch mal: Das ist aktuell bei uns gar nicht das Thema.
Du wirst dann den Trainerposten abgeben. Wenn der Trainer Phillip Stricker das für sich entscheidet, weil er kürzertreten möchte, dürfte sich der zweite Vorsitzende Phillip Stricker eigentlich nicht querstellen...
(lacht) Nein, es ist ja so, dass ich Spieler war und wegen einer schweren Knieverletzung und ihren Folgen nur noch Fahrradfahren kann. Dann bin ich eben Trainer geworden, weil ich den Fußball so liebe. Ich werde in Zukunft Sportlicher Leiter sein und eben zweiter Vorsitzender. Das ist mir dann doch zu aufwendig. Ich freue mich, dass Marc Boge als Externer der Mannschaft mal andere Impulse gibt. Das wird passen.
Kommen wir zum Derby am Sonntag: Westhofen hat den FC Wellinghofen auswärts entthront. Ihr habt in diesem Jahr den KSC II geschlagen, gegen Wellinghofen remis gespielt. Wie bewertest du die Vorzeichen?
Das wird verdammt schwierig, zumal Westhofen aktuell ja im Schützenhof spielt. Ich war auf der jetzt ehemaligen Anlage des VfL Schwerte selbst aktiv. Aber wir werden mit den Gegebenheiten klarkommen. Westhofen ist unser echtes Derby. Das alleine motiviert meine Jungs schon. Aber Druck machen wir uns nicht, denn jeder weiß, dass am Ende die fleißigste Mannschaft oben steht. Westhofen hat 49 Punkte, wir 53. Wenn am Ende der Vorsprung bleibt, ist das schon gut für uns.