
Nach einem Spielabbruch stand plötzlich der Schiedsrichter im Fokus des Sportgerichts. © picture alliance / dpa
Nach Spielabbruch: Sportgericht sperrt Schiedsrichter, der schon mal aufgefallen ist
Fußball
Das Kreissportgericht hat einen Schiedsrichter mit sofortiger Wirkung gesperrt. Er darf keine Spiele mehr leiten. Schon im Januar war er auffällig geworden. Doch nicht nur er wurde bestraft.
Das Fußballspiel zwischen Viktoria Kirchderne IV und dem FC Dortmund in der Kreisliga C5 fand kein reguläres Ende. Nun beschäftigte die Begegnung das Sportgericht des Kreis Dortmund (KSG) – mit einem überraschenden Beteiligten.
Rudelbildung, kein Ordnungsdienst, schuldhaft verursachter Spielabbruch, tätlicher Angriff gegen den Torhüter, Falscheintragungen im Spielbericht – die Liste der Vorwürfe hat es in sich. Auslöser der Tumulte war offenbar ein Schlag eines FCD-Akteurs gegen den Viktoria-Torhüter. Nun verhandelte das KSG den Fall.
Kreis Dortmund sperrt Schiedsrichter
Überraschend dabei im Fokus: der Schiedsrichter der Partie. Gegen ihn fällte das Sportgericht das drastischste Urteil in der Angelegenheit. Es strich ihn mit sofortiger Wirkung von der Schiedsrichter-Liste.
„Das kommt selten vor“, sagt Frank-Bernd Meyer, Vorsitzender des Dortmunder Kreissportgerichts. Es sei eine hohe Hürde, ein solches Urteil zu fällen.
Der, der es mit seinen drei Beisitzern gefällt hatte, machte dazu auf Anfrage dieser Redaktion keine Angaben. Stattdessen verwies Meyer auf Markus Schanz, Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses (KSA) im Kreis Dortmund.

Markus Schanz ist Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses im Kreis Dortmund. © Stephan Schuetze
Detaillierte Angaben zu den Gründen der Streichung machte Schanz nicht – schließlich habe Meyer über das Urteil entschieden. Nur so viel: „Es ging im Großen und Ganzen um die Frage, dass das Spiel abgebrochen ist und scheinbar auf Initiative des Schiedsrichters nicht als Abbruch eingetragen wurde.“
Auch vom Unparteiischen ausgesprochene Feldverweise sollen nicht den Weg in den Spielbericht gefunden haben. „So nach dem Motto: Da können wir uns das Sportgericht ersparen“, so Schanz. Das deckt sich mit dem Vorwurf der „Falscheintragungen im Spielbericht“.
Der KSA-Vorsitzende macht aber auch deutlich, dass der Fall alles andere als eindeutig gewesen sei. So seien sich Kirchderne und der FC Dortmund ziemlich einig gewesen in ihren Schilderungen. Der beschuldigte Schiedsrichter sei aber nicht zur Verhandlung erschienen und habe nur im Vorfeld eine Aussage getätigt.
„Normalerweise habe ich nach solchen Sitzungen immer einen ziemlich klaren Plan, wie die Dinge abgelaufen sind. In diesem Fall war das schwierig“, sagt der erfahrene Schanz. So bleiben die Beweggründe der Falscheintragungen und auf wessen Initiative diese vorgenommen beziehungsweise nicht vorgenommen wurden, offen.
Schiedsrichter fiel im Januar aus einem kuriosen Grund auf
Keine Rolle gespielt habe es laut Schanz, dass der betroffene Schiedsrichter im Januar schon einmal mit mutmaßlichen Falscheintragungen auffällig geworden ist. Dort wies er einem Fußballer in einem Testspiel jeweils vier Tore und Eigentor zu – Torschütze und Schiedsrichter teilten sich zufällig den Nachnamen.
Die Beteiligten hielten sich damals bedeckt, wollten den offensichtlichen Spaß nicht an die große Glocke hängen. „Da hat sich der Schiri einen Scherz erlaubt, sagte ein Verantwortlicher. Der Spielleiter sei verwandt oder bekannt mit Bice, so der Funktionär. „Das war in der Verhandlung in keinem Stück Thema“, sagt Schanz.
Das KSG hätte den Unparteiischen Schanz´ Schiedsrichter-Ausschuss auch zur Streichung vorlegen können. Doch das Sportgericht traf selbst die Entscheidung. Daher haben Schanz und seine Kollegen keine Handhabe mehr. „Wir haben da erstmal keine weiteren Aktionen zu“, sagt der Ausschuss-Vorsitzende.
Sportgericht verurteilt auch beide Vereine
Allerdings war der Schiedsrichter bei Weitem nicht der einzige, der das KSG im Nachgang der Partie beschäftigte. Beide Vereine erhielten wegen der verursachten Rudelbildungen eine Geldstrafe. Der FCD muss 75 Euro zahlen, die Viktoria wegen des zusätzlichen Fehlens des Ordnungsdienst das Doppelte.
Einen Kirchderner Spieler sperrte das KSG wegen „rohen Spiels an einem Gegenspieler“ für sechs Meisterschaftsspiele. Sogar acht Partien zuschauen muss ein FCD-Akteur. Drei weitere Fußballer, zwei davon von der Viktoria, sprach das Gericht frei.
Eine Wertung der Partie nahmen Meyer und seine Kollegen übrigens nicht vor. Stattdessen setzten sie die Begegnung neu an. Am Mittwoch trennten sich beide Teams mit 2:2. Kirchderne holte noch die Vize-Meisterschaft – ganz ohne Spielabbrüche und Platzverweise. So ist es zumindest im Spielbericht eingetragen.
Kommt aus Lünen und wohnt dort noch immer. Konnte sich nie vorstellen, etwas anderes als Journalismus zu betreiben. 2017 noch als Schüler bei Lensing Media als Freier Mitarbeiter begonnen. Seit 2023 Sportredakteur in Dortmund. Als Handballtrainer mit Stationen in der Bezirks- und Verbandsliga.
