Amateurfußball
Morddrohungen und Beleidigungen bei Spielabbrüchen - Durchgreifen der Verbände gefordert
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat gewaltbedingte Spielabbrüche von 2018 bis 2020 analysiert. Die Studienmacherin fordert klares Durchgreifen von den Landesverbänden.
Der DFB hat eine Studie zu Spielabbrüchen in Auftrag gegeben (Symbolbild). © imago images/Hanno Bode
Spielabbrüche sind der „Worst Case“ im Fußball. Kann ein Spiel nicht beendet werden, sind meistens größere Probleme ein Grund dafür. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat alle gewaltbedingten Spielabbrüche aus den Spielzeiten 2018/2019 und 2019/2020 untersuchen lassen.
In der Saison 2018/2019 fanden beinah 1,5 Millionen Fußballspiele in Deutschland statt.
In der Spielzeit 2019/2020 fanden wegen der Coronavirus-Pandemie bis März 2020 852.591 Spiele statt. 973 gewaltbedingte Spielabbrüche gab es insgesamt in den beiden Spielzeiten, die untersucht worden sind. Das beruhigende vorab: Es sind lediglich 0,041 Prozent aller Spiele in den beiden Spielzeiten abgebrochen worden. Im Schnitt also jedes 2415. Spiel. „Durch diese Studie haben wir nun deutlich bessere Informationen darüber, welche Faktoren bei diesen Spielabbrüchen eine Rolle spielten“, sagte Ronny Zimmerman, DFB-Vizepräsident „fussball.de“. „Die wertvollen Erkenntnisse aus der Spielabbruch-Studie ermöglichen es uns, unsere Maßnahmen zur Gewaltprävention wirkungsvoll zu optimieren und neue Ansätze zu entwickeln.“
Er kündigt an, sich dem Thema noch intensiver zu widmen: „Der Schutz der Unparteiischen und des Sports steht an oberster Stelle!“
Spielabbruch: Vermeintliche Fehlentscheidung als Grund für Eskalation
Laut der Studie, die von Dr. Thaya Vester, durchgeführt worden ist, sind gravierende Konflikte, die aus dem Spiel heraus entstehen, ein Grund für die Eskalation. Oftmals sind der Vorwurf der Parteilichkeit oder die vermeintliche Fehlentscheidung eines Schiedsrichters Grund dafür. Laut der Studie zu 29,8 Prozent aller Fälle.
Bei 26,1 Prozent der Spielabbrüche ist der Konflikt eskaliert, nachdem es zu Beginn Diskussionen darüber gegeben hatte, ob ein Zweikampf hart geführt worden sei oder ein grobes Foulspiel vorlag.
Spielabbrüche wegen der Herkunft, Religion oder unterschiedlichen Kulturen gibt es wenige (4,7 Prozent) ebenso wie Konfliktsituationen hervorgerufen durch Zuschauende (4,2 Prozent).
„Um zu verstehen, worüber wir bei den schlimmsten Fällen reden, muss man auch die sprachliche Gewalt benennen“, betont Vester, die die Studie geleitet hat. Es gibt Morddrohungen, Diskriminierungen und Beleidigungen, weshalb Vester deutlich drastischere Strafen fordert: „Nur wenige Landesverbände ahnden Vergehen mit weitergehenden Auflagen wie Platzaufsicht oder Vereinssperre.“
Sie fordert ebenfalls einheitliche Bestrafungen der Teams. Je nach Landesverband werden Spiele mit 0:2, 0:3, 0:5 oder 0:6 gewertet.
Vester fordert klareres Durchgreifen der Landesverbände.