
© Schulze
Mit letzter Kraft: Torben Junker gewinnt die 400 Meter beim Dortmunder Indoor Meeting
Leichtathletik-Indoor Meeting
Torben Junker ist bei seinem Heimspiel in Dortmund nicht zu stoppen. Beim PSD Bank Indoor Meeting läuft der 26-Jährige eine neue Bestzeit über die 400 Meter und gewinnt dennoch nur hauchzart.
Schon der Weg zu Moderator Wolf-Dieter Poschmann schien zur Tortur zu werden. Langsamen Schrittes quälte sich Torben Junker die wenigen Meter, die es für den Langsprinter der LG Olympia noch zu bewältigen galt, über die Bahnen der Helmut-Körnig-Halle, um endlich die Glückwünsche des Moderators entgegennehmen zu können.
Eine Zeit, die er noch nie gelaufen ist
Selbst die Kraft, Poschmann etwas antworten zu können, schien Junker in diesem Moment, an diesem Sonntagnachmittag, abhandengekommen zu sein. „Vielen Dank“ brachte der umjubelte Dortmunder dann immerhin noch heraus, gerichtet war es an die 3120 Zuschauer, die ihn, den Lokalmatadoren, kurz zuvor noch zum Sieg über die 400 Meter beim Indoor Meeting getragen hatten – und zu einer Zeit, die Junker, 26 Jahre alt und Deutscher Hallen-Vizemeister von 2018, so noch nicht gelaufen war: 47,24 Sekunden. Bestleistung nach zu vor 47,79 Sekunden.
Als Junker dann wenige Minuten später auf Socken durch die Katakomben der Körnig-Halle schlich, einen Turnbeutel in der einen Hand, seine Schuhe in der anderen, da offenbarte er noch einen dieser sympathisch ehrlichen Momente, die den meisten Zuschauern so oft verborgen bleiben. Die 400 Meter, sagte Junker also und musste dabei trotz aller Anstrengung, die sein Gesicht zeichnete, selbst ein wenig lachen, seien einfach „eine Scheiß-Strecke.“
„Da bin ich natürlich zufrieden“
Junker hat sie sich dennoch ausgesucht, diese „Scheiß-Strecke“, die einem körperlich alles aberverlangt und schier zur Verzweiflung treiben kann. Weil es seine Lieblingsstrecke ist, und weil er hier starke Leistungen abrufen kann, wie er am Sonntag eindrucksvoll unter Beweis stellte. „Mit war es heute wichtig, dass ich meinen Plan durchziehe“, sagte Junker später, als sich die Anstrengungen und Strapazen so langsam aus seinem Gesicht und seinem Körper verabschiedet hatten. „Dass am Ende der Sieg dabei herausspringt, ist super. Und dann auch noch mit einer super Zeit – da bin ich natürlich zufrieden.“
Da hatte er noch nicht gewonnen: Junkers Instagram-Post kurz vor dem Start.
Junker gehörte zu der vierköpfigen Gruppe von Startern, die erst im zweiten Finallauf auf die Bahn ging. Im ersten hatte sich der Tscheche Vit Müller souverän durchgesetzt und die nachfolgende Konkurrenz mit 47,24 Sekunden unter Druck gesetzt. Junker, auf Startbahn drei direkt neben dem Deutschen Meister Johannes Trefz aus München, ging von Beginn an hohes Tempo. „Ich bin relativ schnell zu Johannes aufgelaufen, habe mich davon aber nicht beirren lassen und mein Ding durchgezogen“, sagte Junker. Das Gefühl für die Geschwindigkeit, es habe einfach gepasst, und so setzte sich der 26-Jährige an die Spitze und holte auch noch den letzten Funken Energie aus seinem Körper heraus, bis dieser nach dem Zieleinlauf schließlich endgültig erloschen war.
Das Ziel ist eine Zeit unter 47 Sekunden
Sein Trainer Thomas Kremer stand zu diesem Zeitpunkt weit oben auf der Tribüne und verfolgte das Rennen seines Schützlings zufrieden. „Er hat schnell seinen Schritt gefunden und am Ende dann ein sehr gutes Finish gehabt“, sagte Kremer. „Schon im ersten Lauf so eine Zeit – das spricht dafür, dass er bei den Deutschen Meisterschaften in Leipzig eine Zeit von unter 47 Sekunden laufen kann.“
Am Sonntag blieb die Uhr bei 47,24 Sekunden stehen, die Zeitmesser mussten ganz genau hinschauen, um Junker als Sieger auszumachen. Ganze fünf Tausendstelsekunden war der Dortmunder letztlich schneller als Müller. „Das habe ich gespürt“, sagte Junker und musste selbst darüber lachen. Und sollte sich zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch jemand Sorgen gemacht haben um den Fitnesszustand des 26-Jährigen, sie dürften spätestens jetzt beendet worden sein.