Mengedes Sportlicher Leiter im Interview „So lässt sich erfolgreich arbeiten“

Mengede feiert emotionale Wiedergeburt: Mohammad Bakhtiari über die unglaubliche Hinrunde
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Selbst der lange populäre und schicke Slogan, „hier trifft Tradition auf Moderne“, verursacht in vielen Marketingabteilungen mittlerweile Staubwolken. Ein Dortmunder Klub, der traurige Zeiten hinter sich hat, feiert aber genau mit diesen Werten eine emotionale Wiedergeburt.

Mengede 08/20: Mohammad Bakhtiari im Interview

Ein Gesicht dieser neuen Mengeder Moderne ist Mohammad Bakhtiari (39), der dem Traditionsverein 08/20 neues Leben einhaucht. Die Trainer Nico Anders und Chris Kampe hatten zwar seine Vorgänger verpflichtet, doch sie liegen mit dem rührigen Sportlichen Leiter voll auf einer Wellenlänge. Doch dieser, und damit kommen wir zum Einstieg, wird nicht müde, die alteingesessenen Mengeder zu würdigen.

Sportlich schlägt sich das darin nieder, dass die erste Mannschaft in der Bezirksliga Überraschungszweiter der Bezirksliga 6 ist. Im Interview gibt Mohammad Bakhtiari interessante Einblicke in das neue Mengede 08/20.

Mohammad, Hand aufs Herz: Hast du mit dem zweiten Platz vor den ambitionierten FC Castrop-Rauxel, BG Schwerin und Westfalia Huckarde gerechnet?

Überhaupt nicht. Wir hatten im Sommer nahezu einen Komplettumbruch mit neuen Trainern und 16 neuen Spielern. Wir wollten mit dieser Mischung aus wertvollen Routiniers und den vielen Jungen nicht wieder in Abstiegsgefahr geraten. Das hatte ich dem Team zugetraut, aber dass es so toll läuft, freut mich natürlich. Es ist aber auch das logische Produkt der hervorragenden Arbeit der Trainer- und Betreuerteams sowie besonders natürlich der Mannschaft.

Mohammad Bakhtiari lächelt.
Mohammad Bakhtiari ist der neue Sportliche Leiter von Mengede 08/20. © Verein

Da möchte ich gleich einhaken: Du erwähnst das Betreuerteam in einem Zug mit Mannschaft und Trainern. Das spricht für eine enorme Wertschätzung und den hohen Stellenwert der Helfer...

Die unermüdliche Arbeit unserer zuverlässigen Helfer Teresa Schulz, Ralf Dieckmann und René Zander weiß wirklich jeder hier in Mengede zu würdigen. Sie sorgen dafür, dass Mannschaft, Trainer und Sportliche Leitung die Köpfe frei haben für ihre Arbeit.

Du bist seit Mai dabei. War es der richtige Weg, nach der Trauer um die Vereinsikonen Michael Schulz, Joseph Toth und Helmut Scheuer auf neue Gesichter zu setzen?

Ich glaube, emotional von den traurigen Nachrichten nicht unmittelbar Betroffene dazuzuholen, war sehr wichtig, um den vielen treuen Mengedern neue Zuversicht zu bringen. Der frische Wind tut Mengede gut. Was meine Person betrifft, möchte ich aber zufügen, dass ich erst Ende Mai kam, als das Trainerteam und der Großteil der Mannschaft schon feststanden. Beim 6:1 in Bommern, das uns den Klassenerhalt sicherte, war ich noch begeisterter und erleichterter Zuschauer.

Wie hast du dich dann eingebracht? Du bist ja Krankenhausmanager und damit in der Personalführung erfahren.

Mir war wichtig, Spielern und Trainern das Gefühl zu geben, dass wir gerne mit ihnen zusammenarbeiten. Leute zu holen ist, das eine. Sie auch zu halten, der nächste Schritt. Ich habe schon einen Blick für die Menschen und Stimmungen. Dass es sportlich und besonders auch menschlich so gut läuft, liegt an den hervorragend arbeitenden Jungs. Ich möchte aber auch noch einmal unseren Geschäftsführer Sebastian Toth erwähnen, der die Weichen für den neuen Erfolg gestellt hat.

Mengedes Trainer Nico Anders steht mit verschränkten Armen und ernster Miene an der Seitenlinie
Mengedes Trainer Nico Anders hat der Mannschaft neues Leben eingehaucht. © Foltynowicz

Was macht diese Mannschaft so stark?

Erfahrung und Mut! Christof Tielker, Robin Dieckmann oder Matthias Schmidt haben es den Neuen enorm leicht gemacht. Unsere Routiniers sind aber auch sportlich unverzichtbar. Dann haben wir praktisch einen Neuzugang mit Ahmad Alabar als Stammsechser, der im Vorjahr fast gar keine Rolle bei uns gespielt hat. Auch Ozan Bektas ist enorm wichtig. Ich könnt eigentlich alle hier nennen. Natürlich freut uns auch, wie die vielen Neuen und Jungen den Mengeder Weg annehmen und mitgehen. Alle ziehen mit, die Trainingsbeteiligung mit 20 Leuten ist sehr gut. So lässt sich erfolgreich arbeiten.

Ist eine Vertragsverlängerung mit den Trainern und dir damit nur eine Formsache?

Die Zusammenarbeit mit Nico und Chris ist ohnehin auch für die kommende Saison vereinbart. Wegen mir sind nur noch kleine Formalitäten zu regeln. Aber ich habe große Lust, Mengede weiterzuentwickeln.

Jetzt seid ihr schon Zweiter. Weckt das neue Begehrlichkeiten?

Nein, was nicht heißt, dass wir nicht alles versuchen wollen, um das Maximum zu erreichen. Wir haben gegen Schwerin zweimal gewonnen, gegen Huckarde und FC Castrop remis gespielt. Unser Erfolg ist kein Zufall oder ein kurzfristiges Resultat des frischen Windes, der Mengede natürlich guttat. Die Trainer schaffen es, dass die Jungs ihr Potenzial ausnutzen. Um zur Frage zurückzukommen: Wir haben den FC Altenbochum vor uns, der wegen Welpers Rückzug einen um drei Punkte größeren Vorsprung auf uns hat. Sieben Punkte trennen uns. Ich halte aber gar nichts davon, damit zu hadern. Das ist nun mal so gekommen, wir haben da keinen Einfluss drauf. Wir müssen für unsere Punkte selbst sorgen. Und wenn wir so weiter machen, werden wir unabhängig der Platzierung eine tolle Saison gespielt haben.

Plant ihr während der Winterpause noch Veränderungen?

Keine gravierenden. Warum sollen wir den so stark spielenden Kader jetzt wieder verändern? Sehr wohl kann passieren, dass es noch eine punktuelle Verstärkung gibt.

Als immer noch neuer Mann bei 08/20 und ehemaliger Evinger weißt du bestimmt um die besondere Beziehung Mengedes zum Hallenfußball...

Oh ja! Und ich wünsche mir, dass wir wieder als Verein schöne und erfolgreiche Tage feiern werden. Ein Traum wäre es, unser schönes Rot-Gelb auch in der Helmut-Körnig-Halle zu sehen.

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