Meister! Das erste Dortmunder Fußball-Seniorenteam macht den Aufstieg perfekt

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Meister! Das erste Dortmunder Fußball-Seniorenteam macht den Aufstieg perfekt

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So lange mussten sie im Amateurfußball auf solch einen Moment warten. Am Donnerstag gab es ihn endlich wieder. Ein Dortmunder Kreisligist machte vorzeitig seinen Meistertitel perfekt.

Dortmund

, 16.04.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Meistermacher war müde. „Ich kam gerade aus einer Corona-Infektion. Hätte ich bis zum Ende durchgefeiert, bräuchte ich heute einen Pfleger.“ Der das sagt, nennt sich selbst „Jupp Heynckes, der mit seinen 57 Jahren aber auch gerne den Jüngeren das Feiern bis in den Morgen überlässt“.

Nun soll nicht das Thema sein, wann der bis ins hohe Alter als Bayern-Trainer aktive Heynckes früher die Feiern verließ, aber es gibt eine Idee, was am Abend des Gründonnerstags in Berghofen los war.

Denn Thomas Ebbinghaus, der seit Jahrzehnten im Dortmunder Fußball bekannte Coach, wusste sehr wohl, dass seine Jungs nach dem perfekt gemachten Aufstieg in die Kreisliga A aus der Karfreitagsnot, um 24 Uhr musste offiziell Schluss sein, eine Tugend gemacht und privat bis ins Morgengrauen gefeiert hatten.

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Was der Coach noch mitbekam, beeindruckte selbst ihn, der so viel schon erlebt hatte: „Das war einfach schön. Ich fand es gut, dass unser Gegner Holzen-Sommerberg II nicht einfach so Partygast sein wollte, sondern zwischendurch 2:1 in Führung ging. Wir mussten den vielen Zuschauern also beim 4:2 etwas bieten, um wirklich unseren mittlerweile 45. Sieg in Serie zu feiern.“

Der SV Berghofen hat die Meisterschaft perfekt gemacht.

Der SV Berghofen hat die Meisterschaft perfekt gemacht. © Schaper

Nicht nur diese unfassbar beeindruckende Serie, die den B2-Liga-Meister auch zum Turboaufstieg führte, hatte viele bekannte Gesichter zum Platz gelockt. Ebbinghaus bezeichnet das, was diese Mannschaft so beliebt macht, „die neue Vergangenheit“.

Sie hatten einfach mit ihm, der die besseren Berghofer Zeiten erlebt hatte, und Eigengewächsen, dazu Jungs, die „einfach hervorragend passen“, einen neuen Anlauf versucht, nach dem boomenden SVB-Frauenfußball auch die Männer wieder höher zu bringen.

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Und so legten die neuen alten Berghofer, darunter Söhne früherer Leistungsträger, los und starteten eine Serie, die vielleicht – hätte es kein Corona gegeben – schon vorher zum Aufstieg geführt hätte. In dieser Saison aber ging es gar nicht früher.

Die mit einem Augenzwinkern selbsternannte „Macht vom Schwerter Wald“ gewann alle 23 Spiele, hat ein Torverhältnis von 99:12 und ist damit das erste Dortmunder Amateurfußballteam, das in diesem Jahr alles klarmachte.

Ebbinghaus nennt viele Gründe für den Aufstieg

Gründe gibt es laut Ebbinghaus viele, einige hat er bereits erläutert. Also beschreibt er noch einmal den Kader: „Das sind 23 Leute. Viele echte Berghofer aus dem Verein, dann Spieler, die ich schon vorher kannte und natürlich Fußballer mit der Qualität eines Justin Nordbergs, der schon 33 Tore erzielt hat. Seit zweieinhalb Jahren machen wir das jetzt gemeinsam, sind also schon gewachsen. Wir sind nicht nur gerne beisammen, sondern spielen auch richtig guten Fußball.“ Der Trainer weiß, mit den Spielern umzugehen. „Ich lasse ihnen auch ihre Freiheiten.“

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So entsteht ein angenehmes Klima. Am Donnerstag flog Feuerwerk durch die schöne Berghofer Waldluft, natürlich alles den Normen entsprechend. „Wir haben zusammen mit Berghofen und dem Verein gefeiert“, fasst der zum Glück wieder genesene Ebbinghaus zusammen. „Für die Jungs waren die vielen Zuschauer und die gelungenen, durch den Verein vorbereiteten Aktionen der verdiente Lohn.“

SV Berghofen sieht sich im oberen Drittel der Kreisliga A

Nun war Ebbinghaus im Gegensatz zu einigen Spielern am Karfreitag nicht verkatert. Also hatte er einen frischen Blick auf das, was in dieser Saison und auch danach möglich ist. „Wir wollen in den verbleibenden sechs Spielen unsere Serie in dieser Liga vollenden und alles gewinnen. Und in der kommenden Saison sehe ich uns im oberen Drittel der A-Liga.“

Ebbinghaus weiß aus Erfahrung, dass „viel bei uns und auch bei der Konkurrenz noch passieren kann, aber das ist meine aktuelle Leistungseinschätzung“. Er sei erfahren genug und schließe nicht aus, dass vielleicht auch mal ein Spieler den Verein noch verlassen möchte, um noch ambitionierter zu spielen. „Aber ich glaube, dass wir fast alle zusammenbleiben. Und wenn jemand richtig gut zu uns passt, sind wir offen für ihn.“

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Unattraktiv sind Jupp Heynckes und die neue Berghofer Vergangenheit für Spieler, die echte Fußball-Romantik und Zusammenhalt suchen, mit Sicherheit nicht. Sie könnten die einzigartige Erfolgsstory mit dieser beinahe unglaublichen Serie fortschreiben. Und wenn Corona vorbei ist, feiert Ebbinghaus auch noch einmal richtig mit – ohne Pfleger.