Furioses Debüt bei den Paralympics in Paris: Schwimmer Maurice Wetekam, geboren in Schwerte, zuhause in Dortmund, gewann am Freitag Abend die Bronzemedaille über 100 Meter Brust in neuem Deutschen Rekord von 1:07,04 Minuten. Am Beckenrand jubelten seine Freundin Joline und seine Eltern Ellen und Thomas. Als Vorlauf-Zweiter hatte der 18-Jährige am Vormittag mit einem Rekord bereits für Aufsehen über seine Paradestrecke gesorgt.
Nach 50 Vorlauf-Metern führte der Schüler des Robert-Schumann-Berufskollegs Dortmund das Feld vor Weltmeister und Paralympics-Sieger von Tokio, Stefano Raimondi aus Italien, an, nach der Wende zog nur noch der unter neutraler Flagge startenden Artem Isaev vorbei.
Als Vorlauf-Zweiter in der Startklasse SB09 beendete Dortmunds „Juniorsportler des Jahres“ seine Paradestrecke in 1:07,79 Minuten. Das bedeutete: Der Schützling von SG Dortmund-Cheftrainer Tobias Heinrich verbesserte seinen eigenen Deutschen Rekord um mehr als eine Sekunde. Fast ungläubig kletterte Wetekam in der spektakulären La Defense Arena aus dem Wasser und breitete am Beckenrand die Arme aus. Dieser Auftritt gab Rückenwind fürs Finale am Abend.
Ruderer Helmich direkt ins Finale
Rückenwind holte sich am Freitag auch der zweite Dortmunder Paralympics-Debütant, Jan Helmich. Der Ruderer des RC Hansa Dortmund bestritt mit seiner Bootspartnerin Hermine Krumbein auf der Schlagposition am Mittag – mit wetterbedingter Verspätung – den Vorlauf in der Startklasse PR3 Mixed-Zweier – und das Duo legte einen über 2000 Meter beeindruckenden Auftritt hin.
Der 26-Jährige und seine erst 20-jährige, sehbehinderte Partnerin fuhren vom Start weg offensiv los. Zur Streckenhälfte allerdings zog das britische Duo aus dem Mutterland des Ruderns an dem vor dieser Saison neu formierten deutschen Zweier vorbei. 200 Meter vor der Ziellinie dann gab Helmich den Befehl „Tank leer machen“, und das DRV-Boot holte Zentimeter um Zentimeter auf und überholt die Briten noch vor dem Ziel-Signal.

Dortmunds Sportler des Jahres riss im Ziel den rechten Arm in die Höhe, zeigte mit dem Finger gen Himmel, ehe er seine Bootspartnerin abklatschte. „Das machen wir am Sonntag nochmal so“, sagte der 26-Jährige, der als Doktorant an der University of Cambridge in England überhaupt erst mit dem Rudern begonnen hatte, augenzwinkernd im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten.
„Rudelgucken“ beim RC Hansa
Am Sonntag um 11.50 Uhr legt sein Boot, das erst vor dieser Saison neu formiert wurde und auf Anhieb EM-Silber in Ungarn und den Weltcup in Luzern gewann, dann wieder am Start-Steg von Vaires-sur-Marne im Osten von Paris an, und das Ziel ist fest umrissen: „Wir wollen ein Stückchen Eiffelturm mit nach Hause bringen“. Sprich: eine Medaille. An Unterstützung aus Dortmund soll es nicht mangeln: Während Helmichs Eltern und Freunde vor Ort die Daumen drücken, versammeln sich im Bootshaus der Hanseaten am Dortmund-Ems-Kanal die Klubmitglieder zum „Rudelgucken“.