Neuer ASC-Trainer Marco Stiepermann im Interview „Habe ehrlichen Amateurfußball vermisst“

Marco Stiepermann spricht im XXL-Interview über Wechsel: „Habe ehrlichen Amateurfußball vermisst“
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Marco Stiepermann schließt sich zur kommenden Saison dem ASC 09 Dortmund an. Der 32-Jährige wird Spielertrainer beim Dortmunder Fußball-Oberligisten, kommt aus der Regionalliga West vom Wuppertaler SV. Wir haben mit Stiepermann über seinen Wechsel zum ASC gesprochen. Über den Vergleich mit dem TuS Bövinghausen, über Kevin Großkreutz, seinen Bruder Marcel und über den DFB-Pokal.

Herr Stiepermann, Sie schließen sich zur kommenden Saison dem ASC 09 Dortmund als Spielertrainer an. Erzählen Sie doch mal: Wie kam es zur Zusammenarbeit?

Samir Habibovic kannte meinen Bruder (Marcel, Anm. d. Red.) schon. Danach haben wir uns kennengelernt und die Anfrage hat sich schnell gut angehört. Es war klar, dass ich ins Trainergeschäft einsteigen möchte. Wenn ich die Chance habe, als 32-Jähriger direkt in der Oberliga als Trainer anfangen zu können, dann ist das super. Nach dem BVB ist der ASC 09 Dortmund der größte Verein in Dortmund. Zudem bin ich Dortmunder Junge und froh, mit so einer Aufgabe starten zu können.

Was haben Sie mit dem ASC denn vor?

Ich komme mit der Prämisse nach Aplerbeck, etwas Neues in den Verein reinzubringen. Wir wollen etwas entstehen lassen, was in den letzten Jahren stehen geblieben ist. Ich werde ein Trainer sein, der für maximalen Ballbesitz, schnelles Umschalten und hohes Pressing steht. Es soll Spaß machen, sich den Fußball in Aplerbeck anzuschauen.

Sie haben eine lange Karriere als Spieler mit Titeln und Aufstiegen hinter sich. Als Trainer sind Sie aber Neuling. Was für eine Art Trainer möchten Sie denn sein?

Ganz entscheidend im Trainergeschäft ist die Empathie, die man anderen Menschen gegenüber mitbringt. Einer braucht einen Arschtritt, ein anderer Spieler braucht mehr Liebe. Die Mischung macht einen Trainer aus. Im Coaching kann ich aber schon sehr laut sein.

Jürgen Klopp hat Sie bei Borussia Dortmund trainiert. Mit ihm sind Sie auch Meister geworden. Hat er Sie am meisten geprägt?

Jürgen Klopp hat es damals zu meiner BVB-Zeit geschafft, jeden einzelnen Spieler ins Boot zu bekommen. Er hat alle Spieler von der Nummer eins bis zur 18 mitgenommen. Ich habe mich immer sehr wichtig im Team gefühlt. Das hat mich geprägt. Aber auch von Daniel Farke, der vier Jahre in Norwich mein Trainer war, habe ich eine Menge mitgenommen.“

Bis zum Ende der Saison stehen Sie noch beim Wuppertaler SV unter Vertrag. Aber: Haben Sie sich denn auch schon Spiele des ASC angesehen?

Ich habe mir schon ein paar Spiele auf Video angesehen. Auch die Hallenstadtmeisterschaft habe ich mitverfolgt. Es ist aber auch so, dass ich bis zum Sommer noch beim Wuppertaler SV bin und mit dem Klub Gas geben möchte. Ich bin Kapitän, und Wuppertal hat bis zum letzten Spieltag Priorität. Es ist aber schon so, dass ich die Aplerbecker Kaderplanung komplett mitmachen werde.

Ihr Bruder Marcel Stiepermann begleitet Sie zum ASC - als Co-Trainer. Wie wichtig war es für Sie, dass er auch mit an Bord ist? Und wie teilen Sie sich die Aufgaben?

Marcel ist mein Bruder und natürlich sehr wichtig für mich. Wir sind ein Herz und eine Seele, beste Freunde. Egal was ist, er wird immer loyal hinter mir stehen. Wenn ich auf dem Platz stehe als Spielertrainer, dann habe ich volles Vertrauen in die Männer an der Seitenlinie. Wir werden ja immer eng im Austausch sein und Dinge besprechen.

Sie sind Dortmunder Junge, haben viele Jahre beim BVB gespielt. War es für Sie denn immer der Plan, irgendwann mal im Dortmunder Amateurfußball zu landen?

Mein Bruder Marcel hat in der Vergangenheit schon mal im Dortmunder Raum gespielt. Wenn man im Amateurfußball vor 400, 500 Zuschauern spielt, dann ist das eine coole Sache. Der Amateurfußball ist ehrlicher Fußball, den man vermisst hat. Man sehnt sich danach, auch mal nach dem Spiel ein Bier zu trinken. Amateurfußball ist ehrliche, harte Arbeit.

Mit dem BVB haben sie Deutsche Meisterschaft geholt, nun treffen sie im Dortmunder Amateurfußball aufeinander: Kevin Großkreutz (l.) und Marco Stiepermann (M.).
Mit dem BVB haben sie Deutsche Meisterschaft geholt, nun treffen sie im Dortmunder Amateurfußball aufeinander: Kevin Großkreutz (l.) und Marco Stiepermann (M.). © imago sportfotodienst

Ihr ehemaliger Mitspieler und Kumpel Kevin Großkreutz hat´s vorgemacht. Er ist vom Profifußball in den Amateurfußball gewechselt und spielt beim TuS Bövinghausen. Haben Sie noch Kontakt zu ihm?

Kevin und ich schreiben oft. Wir hatten letztes Jahr auch über Bövinghausen gesprochen. Das Interesse vom Verein war letztes Jahr da. Damals war ich für den Schritt in den Amateurfußball aber noch nicht bereit. Jetzt empfinde ich absolute Vorfreude. Das wird ein neuer Karriereabschnitt und was ganz Neues. Ich habe viel Wertschätzung von Aplerbeck erfahren.

Sie sprachen davon, dass der ASC hinter dem BVB der größte Verein in Dortmund ist. Was ist denn mit dem TuS Bövinghausen?

Sportlich ist der TuS Bövinghausen gerade stärker aufgestellt, aber wenn man den Verein die letzten Jahre betrachtet, dann ist es so, dass Aplerbeck nach dem BVB der größte Klub in Dortmund ist. Aplerbeck spielt seit Jahren konstant auf Oberliga-Niveau.

Welche konkreten Ambitionen haben Sie denn ab Sommer mit dem ASC?

Dennis Hübner (Aktueller Trainer ASC, Anm. d. Red.) macht es aktuell gut beim ASC. Ich möchte ab Sommer in Aplerbeck was entstehen lassen. Wir wollen den Verein attraktiver machen, mehr Zuschauer generieren und eine sehr gute Rolle spielen. Wir wollen für attraktiven Fußball stehen.

Der ASC 09 Dortmund hat noch beste Chancen in der neuen Saison im DFB-Pokal zu spielen. Der DFB-Pokal wäre ein Top-Einstand für Sie, oder?

Die Teilnahme am DFB-Pokal wäre eine schöne Sache. Das wäre natürlich auch ein sehr gutes Zeichen, wenn ich dann als Trainer übernehme. Ich würde zum DFB-Pokal natürlich nicht nein sagen und es wäre dann auch schön, ein großes Los zu ziehen. Für die Spieler würde mehr oder weniger ein Traum in Erfüllung gehen.

Während Ihrer Zeit bei Norwich City in England hatten Sie länger mit Nachwirkungen einer Corona-Erkrankung zu kämpfen. Sie hatten Long-Covid. Wie geht es Ihnen mittlerweile?

Meine Long-Covid-Erkrankung hat lange gedauert, aber mittlerweile geht es mir wieder gut. Ich kann normal am Leben teilnehmen und genieße es, wieder Fußball zu spielen. Mit Wuppertal spielen wir eine gute Saison.

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