ASC-Trainer Antonios Kotziampassis ließ einen Spieler spielen, der sich eine Woche zuvor eine Gehirnerschütterung zugezogen hat. Unser Autor hat dazu eine klare Haltung. © Stephan Schütze
Meinung
Lieber Toni Kotziampassis: Das ist kein harter Hund, sondern er ist einfach unvernünftig!
Kopfverletzungen können ernsthafte Folgen haben. Trotzdem spielten zwei Spieler des ASC 09 und des TuS Hannibal. Das ist falsch und richtig unvernünftig, meint unser Autor. Er nimmt die Trainer in die Pflicht.
Nils da Costa Pereira, Leistungsträger des Fußball-Oberligisten ASC 09 Dortmund, verletzte sich am ersten Spieltag schwer. Für zwei Tage – bis Dienstag – musste er ins Krankenhaus. Die Diagnose: ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, ein Tinnitus im rechten Ohr und ein Anriss des Trommelfells. Zwei Tage später – am Donnerstag – trainierte er wieder, am Sonntag spielte er gegen Clarholz. Seid Ihr eigentlich noch ganz bei Trost?
ASC-Trainer Antonios Kotziampassis munkelte, vielleicht sei die Diagnose falsch. Er sagte, Pereira sei ein „harter Typ. Da muss schon ganz viel passieren, dass er nicht spielt.“ Ernsthaft?
Mit Kopfverletzungen ist nicht zu spaßen! Wer mit Kopfverletzung spielt, ist kein „harter Typ“, sondern einfach unvernünftig! Und nicht einmal den Spieler trifft die Schuld – der will spielen, seinen Stammplatz verteidigen – sondern den Trainer, den Sportlichen Leiter, die Verantwortlichen. Ihr habt – verdammt noch mal – die Fürsorgepflicht, auf die Gesundheit Eurer Spieler zu achten. Spieler auch noch dafür zu loben, dass sie mit einer Kopfverletzung spielen, ist ein Unding.
Pereiras Hausarzt habe ihm Grünes Licht gegeben, könnte man zur Verteidigung der ASC-Verantwortlichen sagen. Sich selbst eine Meinung bei Pereiras Arzt einzuholen, darauf sind die Verantwortlichen nicht gekommen?
Eine Gehirnerschütterung kann im Extremfall tödliche Folgen haben
Ein Schädel-Hirn-Trauma kann ernste Folgen haben. Vor allem kann es tückisch sein. Klare Symptome können nach 30 Minuten oder erst nach 72 Stunden auftreten. Zudem kann es im Zweifel lebensgefährlich sein, mit einer Gehirnerschütterung weiterzuspielen. Ist diese noch nicht verheilt und es gibt einen weiteren schweren Schlag gegen den Kopf, können ein Hirnödem oder eine Hirnblutung tödlich enden. Kopfverletzungen steigern die Wahrscheinlichkeit, an Demenz oder Depressionen zu erkranken oder Sprechstörungen zu entwickeln.
Einen ähnlichen Fall wie beim ASC gab es am vergangenen Sonntag beim TuS Hannibal. Dort prallte Ibrahim Berro kurz vor Spielende gegen den Pfosten, knallte von da mit dem Kopf auf den Boden. Er war bewusstlos. Warum er dennoch bis zum Ende weiterspielte? Weil sein Bruder Hamza, der Trainer des Teams, sich nicht traute, ihn auszuwechseln.
Er habe seinen weiteren Einsatz nicht verbieten wollen, sagte Hamza Berro. Aus welchen Gründen? Brüderliebe vielleicht? Der Spieler war bewusstlos, verdammt. Bewusstlos! Da gibt es nur eine richtige Handlungsempfehlung für den Trainer: Den Spieler auswechseln und zur Kontrolle ins Krankenhaus schicken!
Ich bitte Euch, liebe Trainer und Verantwortlichen: Achtet auf die Gesundheit Eurer Spieler! Kein Fußballspiel – ob Amateur- oder Profifußball, ob Entscheidungsspiel gegen den Abstieg oder für den Aufstieg – ist so wichtig, die Gesundheit Eurer Akteure aufs Spiel zu setzen.
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