Kampfsport in Dortmund
Kung Fu ist das Streben nach Perfektion
Es nahm seinen Anfang in alten chinesischen Klöstern – 1500 Jahre später eroberte Kung Fu die Kinoleinwände rund um die Welt. Bei der traditionellen Kampfkunst gibt es keine Wettkämpfe, keine Sieger und Verlierer. Die Motivation der Sportler kommt von innen, der Weg zur perfekten Bewegung.
DORTMUND
, 22.06.2016 / Lesedauer: 3 minSo sieht Kung-Fu-Training aus.
Alle tragen Schwarz. Einziges farbiges Accessoire ist die Schärpe. Sie kennzeichnet den Grad des Kämpfers. Je dunkler ihre Farbe, desto fortgeschrittener ist der Sportler. Bunter als der Dresscode ist das Training. Aufwärmen, Dehnen, Gleichgewicht, Körperspannung, Kraft - kaum ein sportlicher Aspekt fehlt. Einzig der Wettkampfgedanke. Gewinner und Verlierer gibt es nicht - die Motivation beim Kung Fu ist eine andere.
Bis zu 100 Bewegungen hintereinander
Kern des Kung Fu ist der Formlauf. Er ist eine Art Kür, ähnlich wie beim Paartanzen oder beim Eiskunstlauf. Keine Jury, keine Punktewertung - Ziel ist das Streben nach Perfektion. Der 21-jährige Trainer Dominik Edelhoff lehrt Shantung Kung Fu, eine Stilform aus der chinesischen Provinz Shandong, beim TV Mengede. Er erklärt den Formlauf so: "Eine Form ist letztlich eine Verkettung von Schlägen, Tritten und Blocktechniken. Teilweise über 100 Positionen, die aneinandergekettet werden und unter bestimmten Kriterien ausgeführt werden sollen."
100 verschiedene Positionen - das muss man sich erst mal alles merken. "Die zweite Stufe ist, dass man das alles noch besser hinkriegt, die einzelnen Techniken exakter ausführt und dann im dritten Schritt zusammenführt", sagt Edelhoff. "Der letzte und größte Schritt ist, das, was man einstudiert hat, aussehen zu lassen wie einen Kampf."
Es sieht also nur so aus, ein echter Kampf findet nicht statt. Und doch sind Kung-Fu-Kämpfer gewappnet für den Ernstfall. Mit den erlernten Techniken finden sich die Sportler in allen möglichen Kampfsportarten zurecht. Außerdem, betont Edelhoff, nimmt die Mengeder Gruppe bewusst Elemente aus anderen Stilen auf. Kampf und Selbstverteidigung ergänzen das klassische Kung-Fu-Training.
Alles in einem
Steckbrief Shantung Kung Fu
Kung Fu, oder Gong Fu, meint den Aufwand, die Mühe, um eine besondere Fähigkeit zu erlernen. Es ist der Ursprung vieler asiatischer Kampfsportarten und entstand vor rund 1500 Jahren. Der Stil Shantung Kung Fu stammt aus der Provinz Shantung (Shandong) im Nord-Osten Chinas. 1977 wurde er erstmals in Deutschland gelehrt.Beim klassischen Kung Fu kämpft man mit Speer/Langstock und SäbelDie Kung-Fu-Kämpfer tragen einen schwarzen Anzug, um die Taille binden sie eine farbige Schärpe, die ihren Erfahrungs- und Fähigkeitsgrad symbolisiert.Kung Fu eignet sich für Kinder ab zehn Jahren, nach oben gibt es keine AltersgrenzeEs gibt mehrere Kung-Fu-Verbände, z.B. Deutscher Kung Fu Verband, Traditioneller Kung Fu Verband Deutschland etc.Die Kämpfer starten mit einer weißen Schärpe, danach geht es in vielen Graduierungsstufen bis hin zum 3. Dan.Wettkämpfe sind selten und machen auch wenig Sinn. Einzelne Kung-Fu-Stile haben unterschiedliche Schwerpunkte und sind schwer vergleichbar.Kung Fu ist kein Wettkampfsport, daher gibt es keine Profi-Sportler. Bekannt sind unter Sportlern selbst eher Kung-Fu-Meister.