BW Huckarde II steht vor dem Aus. Viele Spieler haben den Verein verlassen, einige von ihnen sind zum SV Westrich III gewechselt.
Aufgrund des personellen Aderlasses werden die Huckarder kaum genügend Spieler für eine zweite Mannschaft zusammenbekommen. „Das ist natürlich extrem tragisch“, sagt Daniel Nilkowski, Sportlicher Leiter der Blau-Weißen, zum drohenden Rückzug der Mannschaft.
Spieler widerspricht BW Huckarde
Grund dafür seien vor allem überraschende Abmeldungen kurz vor Ende der Abmeldefrist gewesen, so Nilkowski. Zwischenzeitliche Unruhen innerhalb des Teams habe Huckarde beruhigen können und Zusagen von Spielern erhalten.
Dem widerspricht ein bisheriger Fußballer von BW Huckarde II allerdings entschieden. Er hat sich bei unserer Redaktion gemeldet, um die Vorgänge in Huckarde aus der Perspektive eines Spielers zu schildern.
„Erbost“ sei er gewesen, als er die Schilderungen Nilkowskis gelesen habe, sagt Philipp Motoescu. Der Ex-BW-Spieler berichtet, dass Unruhen innerhalb der Mannschaft nicht erst im Mai, als es ein Gespräch mit den Vereinsverantwortlichen gab, sondern bereits in der Winterpause ihren Lauf genommen hätten.
Im Januar hatte BW Huckarde verkündet, dass mit Dong-Joun Kim der bisherige Trainer der zweiten Mannschaft im Sommer die Erste übernehmen werde. „In den Gesprächen wurde eine vorherige Übernahme kategorisch ausgeschlossen“, sagt Motoescu.
Dong-Joun Kim übernahm erste Mannschaft von BW Huckarde
Das bestreitet Kim. „Solche Versprechungen gab es nicht. Es war immer mein Plan, ab Sommer die erste Mannschaft zu übernehmen. Das wussten alle im Verein. Es hat sich leider situationsbedingt anders entwickelt. Es ist einfach sehr schade, wie sich jetzt alles entwickelt hat“, sagt er.
Mitte März rückte Kim dann allerdings noch mit sofortiger Wirkung in die erste Mannschaft auf, nachdem Daniel Nilkowski den Posten geräumt hatte. „Uns als zweiter Mannschaft war natürlich vollkommen klar, dass die Priorität des Vereins darauf liegt, dass die Erste nicht aus der Bezirksliga absteigt. Dass wir uns da hinten anstellen müssen, war uns klar“, sagt Motoescu.

„Die Unruhen waren aber bereits im Vorfeld da. Die Mannschaft hatte das Gefühl, dass das Trainerteam nicht mehr richtig bei der Sache war – obwohl wir noch aufsteigen konnten“, so der Ex-Spieler.
Nach 13 Spielen lag die BW-Reserve auf Platz zwei, der zur Teilnahme an der Aufstiegsrelegation berechtigt. Am Ende wurde Huckarde Tabellensechster.
BW Huckarde II wollte Fortbestehen
Was Motoescu wichtig ist: Er macht nicht Dong-Joun Kim für den Zerfall von BW Huckarde II verantwortlich. Das gelte auch für die Spieler, die Kim mit in die Erste genommen hat. „Das hat die Mannschaft ihnen gegönnt“, sagt Motoescu.
Was ihm und seinen Teamkollegen wichtig gewesen sei: Dass es bei ihrer Mannschaft weitergeht und die sportlichen Ziele nicht aus den Augen verloren werden. „Wir hatten uns diese Mannschaft über Jahre aufgebaut“, so Motoescu.

Von Vereinsseite seien der zweiten Mannschaft neue Trainer und auch neue Spieler versprochen worden – weil bereits im Winter klar gewesen sei, dass mit Kim auch einige Spieler der Reserve den Sprung in die Erste machen.
Sogar einen Wunschtrainer habe die Zweite kommuniziert. Getan habe sich anschließend aber nichts, zumindest habe die Mannschaft nichts gehört, so Motoescu.
BW Huckarde II fühlt sich alleine gelassen
„Es lief darauf hinaus, dass man sich alleine gelassen gefühlt hat“, sagt der ehemalige Blau-Weiße. Der Verein habe sich für neue Spieler „nicht zuständig gefühlt“.
Auch das neue Trainerteam aus Mustafa Akcay und Düzgün Ulusan habe die Probleme nicht lösen können. „Es war ein Rundumschlag von heute auf morgen“, sagt Motoesu mit Blick auf den Abgang Kims.
Deutlicher Widerspruch
Als die neuen Coaches die Gespräche für die neue Saison führen wollten, hätten viele Spieler zu einem Wechsel tendiert, so Philipp Motoescu. Es habe dann das von Daniel Nilkowski erwähnte Gespräch gegeben.
Hier gehen die Schilderungen von Ex-Spieler und dem Sportlichen Leiter erneut auseinander. Nilkowski sagte, dass danach „alles geklärt“ war. Motoescu dagegen stellt es so dar: „Es gab keine Perspektive oder Lösungsvorschläge, sondern nur Schuldzuweisungen. Wir Spieler hätten uns über Lösungen gefreut.“
Motoescu wird noch deutlicher: Dass es im Nachgang des Gesprächs Zusagen gegeben habe, sei „dreist gelogen“. Er selbst habe dem Verein die Entscheidung über seinen Abgang noch am Tag des Gesprächs mitgeteilt.
Erst in den Tagen darauf habe die Mannschaft aus Eigeninitiative nochmal probiert, sich zusammenzuraffen. 16 Spieler seien bereit gewesen, unter gewissen Bedingungen – Verstärkungen fürs Trainerteam und Neuzugänge – zu bleiben. Feste Zusagen von den Spielern, die BW Huckarde letztlich verlassen haben, habe es laut Motoescu aber auch hier nicht gegeben.
Viele Abgänge von BW Huckarde II zum SV Westrich III
Entscheidendes passierte an der Arthur-Beringer-Straße daraufhin nicht mehr. Viele Spieler der zweiten Mannschaft haben BW Huckarde verlassen. Viele spielen nun für den SV Westrich III, aber auch zu Arminia Marten, Viktoria Kirchderne oder zum SuS Merklinde seien Fußballer gewechselt – teilweise seien die Akteure seit frühsten Jugendtagen bei BW Huckarde gewesen, so Motoescu.