Gehälter, Transfers, ein großes Projekt Das haben die Verantwortlichen von K.F. Sharri vor

Gehälter, Transfers, ein großes Projekt: Das haben die Verantwortlichen von K.F. Sharri vor
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K.F. Sharri bläst zum Angriff in der Kreisliga A. Transfers wie der von William Valenti (SV Brackel 06) und Marcel Ramsey (FC Roj) sorgen für irritierte Blicke bei vielen Amateurfußball-Vertretern der Stadt. Es wird geraunt. Über das nächste mutmaßliche Amateurfußball-Projekt der Stadt. Doch was steckt dahinter? Hinter den Zahlen, hinter den Plänen und der Struktur?

Wir haben nachgefragt. Bei Sharri-Präsident Valentin Rexhepi und Hauptsponsor Luigi Nicoletti, der auch Spieler der zweiten Mannschaft ist.

Es gibt viel Bewegung bei K.F. Sharri. Transfers von William Valenti und Marcel Ramsey, mittendrin im Aufstiegskampf der Kreisliga A. Was passiert da gerade im Dortmunder Norden?

Luigi Nicoletti: Mit den beiden Transfers, die wir getätigt haben, da wurden wir überrollt. Das war eine Welle, die… Mein ganzes Leben spiele ich in Dortmund und bin aktiv im Amateurfußball. Ich wusste, was da passieren wird, wenn wir die veröffentlichen, aber das war der Wahnsinn. Wirklich. Damit hatten wir so nicht gerechnet.

Kommt da demnächst noch etwas nach?

Nicoletti: Wir haben einen sehr starken Kader und müssen aufpassen, dass die Harmonie und Balance im Kader ausgeglichen bleibt. Wenn jetzt verdiente Jungs, die sich den Arsch aufgerissen haben in der Hinrunde, plötzlich aus dem Kader sind, funktioniert das nicht. Deshalb haben wir uns punktuell verstärkt. Ich will nicht ausschließen, dass da noch was kommt, weil wir Gespräche mit weiteren Hochkarätern führen, aber es muss nichts mehr kommen.

Das sind zwei Welten, die man innerhalb eines Jahres bei K.F. Sharri erlebt. Vergangene Spielzeit fast abgestiegen, jetzt spielt ihr um den Aufstieg mit und habt die besten Aussichten.

Valentin Rexhepi: Wir haben uns im Sommer im Vorstand komplett neu aufgestellt. Die Positionen sind so belegt, dass Kollegen, Cousins und Familienmitglieder das Ganze übernommen habe. Wir sind da sehr jung besetzt. Ich bin selbst erst 29 Jahre alt. Der Vorteil, den wir haben ist, dass wir mit den Spielern, die bei uns sind, aufwuchsen und bereits vieles erlebt haben. Da hat man einen anderen Bezug zu den Spielern, das hat in dieser Saison den Ausschlag gegeben.

Ist Sharri für euch ein Projekt? Im Vorgespräch habt ihr es als Projekt „Attraktivität Amateurfußball“ bezeichnet.

Nicoletti: Auf jeden Fall. Der Vorstand ist auf mich zugekommen, wie auch auf einige andere, die dann mit eingestiegen sind in dieses Projekt. Uns war aber von Beginn an klar, dass wir das Ganze nachhaltig betreiben. Das heißt, wir wollen nicht nur ein halbes Jahr oder ein ganzes Jahr zusammenarbeiten, sondern wir wollen einen gemeinsamen Weg gehen. Der Vorteil bei K.F. Sharri war schon immer, dass es nie negative Schlagzeilen gab. Keine Skandale, keine Schlägereien. Das ist ein sehr sauberer Verein, der seit Jahren mit den sportlichen Zielen hinterherhing. Das haben wir jetzt in die Hand genommen und krempeln es mit dem Vorstand um.

Wie viel Einfluss als Hauptsponsor hast du auf den Verein? Wärst du auch als Spieler eine Option?

Nicoletti: Die erste Mannschaft traue ich mir nicht zu, weil die Qualität einfach viel zu hoch ist. Selbst bin ich in der zweiten Mannschaft aktiv und das beschreibt K.F. Sharri sehr, sehr gut. Wir haben nicht nur eine erste Mannschaft, die in der Kreisliga A um den Aufstieg spielt, sondern auch eine zweite Mannschaft aufgebaut, die in der C-Liga um den Aufstieg mitspielt. Der größte Erfolg wäre es für uns, wenn wir gemeinsam aufsteigen. In vielen anderen Vereinen, die etwas höher spielen, ist es so, dass die erste Mannschaft vorwegmarschiert und dort alles reingepulvert wird. Das soll bei uns nicht so sein. Und zum Thema Einfluss: Aus den sportlichen Belangen halte ich mich komplett raus. Das heißt, ich überlasse das komplett dem Sportlichen Leiter und dem Trainer. Das ist bei uns ganz klar organisiert und strukturiert, wer sich um was kümmert.

William Valenti dribbelt mit dem Ball.
William Valenti (r.) wechselt zum A-Ligisten K.F. Sharri. © Schaper

Blickt man in die Sozialen Medien, gibt es ganz schnell die Vergleiche mit dem TuS Bövinghausen oder Türkspor Dortmund, für die es auch schnell und hoch hinausging. Was sagt ihr dazu?

Rexhepi: Sharri existiert seit 1996. Zu Beginn waren das vor allem nur Kollegen, die da Spaß im Fußball hatten. Mittlerweile hat sich das so strukturiert, dass auch Jugendmannschaften mit dabei sind. Für unseren Vorstand ist es wirklich wichtig, dass wir die Jugendarbeit fördern. Von den Mini-Kickern bis zur A-Jugend möchten wir Mannschaften besetzen und junge Menschen fördern, die in Dortmund studieren und bei uns spielen. So dass diese auch Jugendmannschaften übernehmen, trainieren und fördern. Das soll die Basis unseres Vereins sein. Das kann man nicht mit Bövinghausen vergleichen, weil die jetzt schon ganz anders aufgestellt sind. Wir haben eine große Community – auch in der Jugendarbeit. So möchten wir uns auch langfristig aufstellen.

Im Dortmunder Norden habt ihr aber auch einige Konkurrenzklubs. Türkspor, Roj, die Evinger Teams, Osmanlispor. Wie geht ihr damit um?

Rexhepi: Wir sehen die anderen Vereine nicht als Konkurrenz. Mit Merkur teilen wir uns den Platz, da sprechen wir sehr viel. In Zukunft wollen wir auch gemeinsam mit Merkus einen Allianz-Cup für Jugendliche auf die Beine stellen. Wir wollen mit den anderen Teams in Dortmund harmonieren und das tun wir bislang auch.

Nicoletti: Natürlich stehen wir aber im Wettbewerb mit vielen Vereinen, das stehst du im sportlichen Bereich immer. Nehmen wir William Valenti. Der hatte selbst gesagt, dass er viele Angebote auch aus höheren Ligen hatte. Viele glauben, die Gründe zu uns wechseln, wären hauptsächlich monetär. Doch hier kommt das große Plus von K.F. Sharri: unsere große Community. Wir haben Fans, wir brennen für den Fußball und wollen hier etwas entwickeln, das hilft uns im Wettbewerb.

Viele Vereine in Dortmund rufen sehr offensiv ihre Ziele aus. Wo soll es für Sharri hingehen? Westfalen- oder Oberliga?

Rexhepi: Ein konkretes Ziel für eine höhere Liga haben wir uns nicht gesetzt. Wir haben uns dem Projekt angenommen und würden uns freuen, höher zu spielen. Doch auch dann muss man sich erstmal etablieren. Das funktioniert aber auch nur mit einer gesunden Jugendabteilung und einer starken Community. Ein Verein ohne seine Unterstützer macht ja keinen Spaß.

Aber die Bezirksliga sollte es schon sein? Ihr habt die beste Ausgangsposition in der Liga dafür.

Nicoletti: Der Aufstieg ist unser Ziel. Unser Sportlicher Leiter Valbon Asani betont immer wieder, dass er das Wort „Aufstieg“ nicht in den Mund nimmt. Wenn wir aber nicht aufsteigen sollen, wäre das für uns kein Drama. Wir möchten es nicht um jeden Preis erzwingen. Klar, es ist eine gewisse Euphorie um den Verein entstanden, aber wir spielen zu 50 Prozent mit dem Kader der Mannschaft der vergangenen Saison. Da wären wir fast abgestiegen. Wir haben einen super Trainer, viele neue Personen im Verein und werden natürlich versuchen, bis zum letzten Spieltag da oben mitzuspielen. Ansonsten hätten wir auch Valenti und Ramsey nicht verpflichtet, das ist ja klar.

Seit Sommer bist du als Hauptsponsor mit dabei, Luigi. Was sind die Hintergründe?

Nicoletti: Seit 13 Jahren bin ich Versicherungsvertreter der Allianz und habe dort seit Tag eins eine große albanische Community in der Kundschaft. Da gab es diesen Kontakt mit Sharri schon immer. Im Sommer kam der Verein auf mich zu und hat nachgefragt, ob ich mir ein Engagement vorstellen könnte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich beim SuS Oberaden aufgehört und wollte mich auf private Dinge konzentrieren, doch ich mag den Verein und die Menschen hier sehr. Da sind viele geschäftliche Beziehungen und es ist eine sehr gute Plattform, mein Geschäft zu positionieren und Wachstum zu generieren. Der Hauptgrund war zu Beginn das Business, aber daraus sind jetzt Freundschaften entstanden. Ich spiele selbst in der zweiten Mannschaft, unterstütze den Verein in vielen Belangen. Das ist im Verlauf entstanden, diese Dynamik war nicht zu Beginn da.

Wie finanziert sich der Verein?

Nicoletti: Das werden wir oft gefragt. Gerade nach den Transfers von Valenti und Ramsey. Es gibt viele Projekte, wo die Spieler richtig Kohle kriegen. Vieles wird da auch heißer gekocht, als es wirklich ist. Bei uns ist es so, dass wir viel über Mitgliedsbeiträge, Spenden und kleine Beträge einnehmen, die uns von Unterstützern zur Verfügung gestellt werden. Wenn jeder zu einer großen Grillparty etwas zu Essen mitbringt, sind es hier im Verein Spenden von Mitgliedern, die zusammenkommen. Hinzu kommen Bandenwerbung über Sponsoren. Wir haben viele Unternehmer im Verein, die Ausbildungsplätze vergeben. William Valenti startet beispielsweise zum 1. August seine Ausbildung. Zudem stellen wir Wohnungen zur Verfügung, da haben wir einen großen Immobilien-Besitzer im Verein. Der Verein lebt von diesem Netzwerk.

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Im Dortmunder Amateurfußball wird viel gesprochen. Und viele werden euch das nicht abnehmen, dass ihr Spieler nur durch Job- oder Wohnungsoptionen bindet. William Valenti und Marcel Ramsey sollen euch einen niedrigen vierstelligen Betrag kosten an Gehalt. Valenti soll einen mittleren bis hohen vierstelligen Geldbetrag an Ablöse gekostet haben. Stimmt das?

Rexhepi: Wir können das nur belächeln und verneinen. Valenti wird seine Arbeitsstelle bei uns antreten und er hat viele Kollegen bei uns im Verein. Wir haben von den Zahlen auch schon viel gehört, das nehmen wir mit einem Schmunzeln hin. Das ist schon utopisch, wäre das in der Kreisliga so.

Nicoletti: Der Spitzenreiter war einer, der gesagt hat, es wären 10.000 Euro Ablöse gewesen. Die Summen in dieser Richtung passen wirklich gar nicht. Ich wüsste auch nicht, wo wir es hernehmen sollten. Es ist ja nicht so, dass wir einen Etat von 70.000 Euro für die Mannschaft haben.

Aber ist das denn nachhaltig? Könnt ihr euch wirklich darauf verlassen, dass regelmäßig Spendengelder reinkommen und Sponsoren dabei bleiben?

Nicoletti: Als Hauptsponsor trage ich viele finanzielle Verpflichtungen zum Großteil mit. Und das waren professionelle Gespräche, die wir geführt haben, das passiert nicht am Grillstand. Klar, nichts ist für die Ewigkeit, aber wir haben einen Drei-Jahres-Plan aufgestellt, den wir hier verfolgen. Diesen Weg möchten wir nachhaltig gehen und für die nächsten drei Jahre ist alles gesichert. Dafür kennen wir uns im Verein auch alle lange genug und hierbei geht es ja auch um meine Reputation als Allianz-Vertreter, die ich mir aufgebaut habe. Seit 13 Jahren betreue ich da viele Kunden in dieser Community.

Sharri-Verantwortliche präsentieren Marcel Ramsey als Neuzugang.
Marcel Ramsey (M.) wechselt zu Sharri. Begrüßt wurde er vom Sportlichen Leiter Valbon Asani (r.) und dem Hauptsponsor Luigi Nicoletti (l.). © Verein

Zum Jahresabschluss gab es ein ernüchterndes 3:3 gegen den Tabellenletzten Urania Lütgendortmund. Was löst das bei euch aus?

Rexhepi: Wir versuchen uns als Vorstand komplett aus allen sportlichen Belangen herauszuhalten. Der Trainer hat die Verantwortung. Es nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber da es das letzte Spiel der Hinrunde war, sind wir danach mit der Mannschaft etwas trinken gegangen und haben alle eingeladen. Einzelne Resultate sind nicht entscheidend, sondern die gesamte Leistung der Mannschaft in der Hinrunde. Da haben wir vieles erreicht und geschafft.

Der Aufstiegskampf bleibt weiterhin spannend. Sarajevo-Bosna, Westfalia Dortmund und Barop mischen da oben mit euch mit. Wer ist euer größter Konkurrent?

Rexhepi: Barop hat uns sehr überrascht. Sarajewo ist überhaupt nicht zu unterschätzen, mit denen haben wir auch regelmäßig Kontakt. Zu Westfalia haben wir ein sehr respektvolles Verhältnis, das haben wir auch bei unserem Spiel dort gesehen. Maurice Temme hat da sehr positiv über uns gesprochen, das möchte ich hier ausdrücklich loben.

Nicoletti: Als wir nach und nach unsere Transfers bekanntgegeben haben, zuletzt auch Valenti und Ramsey, da haben sich Westfalia und Sarajevo bei uns gemeldet und gratuliert. Da gibt es gar keine Probleme, sondern da ist sehr viel Respekt voreinander da.

Rexhepi: Wir hoffen und wünschen uns, dass der Aufstiegskampf bis zum Saisonende sauber läuft und wir am Ende aufsteigen.