Erfolg! Dieser Oberbegriff als Ziel eint Amateurfußballer, Vereine und Zuschauer. Auf welchen Weg sie diesen erreichen und auch wie dieser aussehen soll, darüber gibt es nun mal unterschiedliche Vorstellungen. In Dortmund kennen sich fast alle Fußballer. Das heißt im positiven Sinne: Wir wissen in dieser Stadt, was wir aneinander haben. Im Umkehrschluss weiß jeder in etwa auch, welche Marotten einen Verein erwarten, wenn er Trainer oder Spieler holt. Trainer und Spieler sollten sich mittlerweile auch nicht mehr wundern, wenn sie sich auf bestimmte Klubs einlassen.
Ja, sie hätten es wissen müssen beim BSV Schüren, wie Dimitrios Kalpakidis denkt, arbeitet, aufstellt und öffentlich spricht. Oder sie hatten gehofft, dass dieser sich schnell ändern würde. Typen wie er sind in dem Maße für den Fußball ja generell auch gut, weil sie nicht austauschbar sind und sie mit ihrer extrovertierten Art ihren Sport interessant machen. Aber sie müssen sich dann eben auch auf Vereinsinteressen einlassen. Kalpakidis kommt noch nicht aus der Denke seines ehemaligen Trainers, des Fußball-Lehrers Volker Rieske, heraus, der daran glaubte, dass Routiniers wie Kalpakidis als Spieler unverzichtbar seien und junge Leute eher Beiwerk. So hat Kalpakidis auch gearbeitet, während seiner ersten Amtszeit in Schüren mit Erfolg. Da hatte er auch genügend alte Fuhrmänner seines Schlages neben sich. Und er duldete tatsächlich auch ein paar Youngster.
Nun hat der BSV seine Philosophie in Abwesenheit des Dortmunder Urgesteins geändert, Kalpakidis aber nur vordergründig seine Denke. Der BSV holte eine neue Generation mit Michael Rzeha, Roem Subasi, den Marth-Brüdern und Jonas Schneck, um nur einige zu nennen. Für Kalpakidis ist klar: Junge Spieler müssen so brennen, aber auch denken, wie er es sich vorstellt. Wenn nicht, sind sie schuld. Und da ist das Problem des Noch-Kalpakidis: Schuld sind nicht immer die anderen, selbst wenn die Einstellung manches Spielers mit ersten Enttäuschungen tatsächlich sehr schnell nachließ. Es gibt Trainer, die neue Motivation in solchen Spielern entfachen wollen und das auch schaffen. Erfolgreiche Trainer machen sich umso mehr verdient um den Sport, wenn sie Spieler, besonders im Training, weiterentwickeln. Ja, die Jungs müssen das auch wollen. Unter Kalpakidis aber wollten sie es nicht mehr, selbst wenn er noch umgedacht hätte.
Denn was ein Volker Rieske nie getan hätte: seine Spieler öffentlich anzuzählen. Nicht jeder mochte in der Haut der ganz jungen Leute stecken, die damals in der Dienstagssitzung ihre Abreibung abbekamen, während die Älteren in Wattebäuschen gewickelt zuhören durften. Aber nach außen hielt Rieske immer die Hand über seine Jungs. Das machte Kalpakidis nicht. Das machte ihn dafür angreifbar, so dass der für die Kaderzusammenstellung zuständige Sportliche Leiter Mehmet Aslan in die Offensive gehen musste, um die Mannschaft nicht zu verlieren. Zu dieser Mannschaft zählen übrigens auch neue Hochkaräter wie Arif Et und Lukas Homann, die in diesen ersten Monaten der Saison auch das Ruder nicht herumrissen. Der Verein hatte das Auseinanderdriften von Coach und Teilen des Teams seit Wochen beobachtet. Ein klarer Hinweis vorher hätte vielleicht noch etwas an der Beziehung retten können.
Es wäre nämlich auch zu einfach, umgekehrt die Schuld bei einem Mann zu suchen, der zuvor jahrelang bei mehreren Vereinen kein Spiel verlor, der durch sein Coaching an der Linie zeigt, dass er Spieler packen kann und der sich tatsächlich auch schon ein wenig gedanklich bewegt hat. Wenn er seine Spieler mitnimmt, dann versteht er es, zu begeistern. Dann ist er sogar zur Selbstironie fähig. Und mit Ruhm bekleckert haben sich mehrere Spieler während der vergangenen Wochen wirklich nicht. Denn noch immer ist ihr Arbeitgeber der BSV Schüren. Daher erklärten Aslan und der Vorsitzende Peter Seifert jetzt auch: Es gibt keine Alibis mehr. Das klingt nach gelernt!
Vielleicht lernt aber auch der Bald-Kalpakidis noch mehr, dass sich schlechte Aktionen nicht nur über mehrmaliges schimpfen verhindern lassen wie beim 0:3 gegen Neheim. Motivation und damit auch das Gefühl, gerne zum Sportplatz zu kommen, darf auch gerne positiv sein, positiv erklärend, wohl wissend, dass ein Schlendrian der Mannschaft schadet.

Dimitrios Kalpakidis bleibt ein Typ, ohne den der Dortmunder Amateurfußball deutlich langweiliger wäre. Und wäre er einfach ein Blender, ein im Kreise mit seinen langjährigen Kumpels sehr geselliger sogar, dann hätte er nie diesen Erfolg gehabt. Kalpakidis ist keiner, der sich versteckt. Er polarisierte sogar bewusst, um die Aggressionen von Gegnern auf sich zu binden und so dem Team Freiraum zu schaffen. Das macht er aber nur dann, wenn er sich wohlfühlt – wie beim TuS Eving, wie während seiner ersten Schürener Zeit, wie zuletzt in Sodingen.
Nur: Wer Erfolg haben möchte, muss eben immer wissen, was dem anderen, also jetzt dem BSV mit den bewusst verpflichtete Spielern, vorschwebt. Privat, versicherte Präsident Peter Seifert, lasse er auf seinen „Dimi“ nie was kommen. Und nach einer gewissen Zeit saßen auch diejenigen wieder am Tresen in seinem Perpendikel, die Kalpakidis noch Monate zuvor am liebsten nie mehr wiedergesehen gewollt hatten. Denn dieser Dimitrios Kalpakidis hat noch immer etwas ganz Elementares, was Erfolg bringt: die Liebe zum Fußball. Er muss seine jungen Spieler nicht unbedingt lieben, aber ein wenig mehr in ihre fußballerische Gedankenwelt hineinversetzen wird er sich müssen, will er diese nicht nur weiterhin als beliebter Wirt, sondern auch wieder als Trainer begeistern. Und Erfolg mit ihnen haben!
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