Sportwetten im Amateursport Ein Dortmunder Verein könnte betroffen sein

Von Anastasia Apostolidis
„ich kann mir das bei bestem Willen nicht vorstellen“: illegale Sportwetten im Amateursport
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Illegale Wetten sind ein wachsendes Problem im Amateursport, auch abseits der großen Ligen. Wettbetrug ist ein Thema, über das unsere Redaktion bereits im Rahmen des Amateurfußballs berichtet hat.

Ein Verein in Dortmund, der von diesen Wetten theoretisch betroffen sein könnte, ist der TV Hörde, der mit seiner 1. Damenmannschaft in der 2. Bundesliga Nord Volleyball spielt.

Wetten auch im Volleyball

Obwohl Sportwetten auf Amateursport in Deutschland verboten sind, können internationale Wettanbieter diese Regulierung umgehen. Viele dieser Anbieter sitzen im Ausland und unterliegen nicht den deutschen Gesetzen. Sie nutzen offizielle Spiel- und Statistikdaten, die über internationale Datenanbieter weitergegeben werden.

Um „Live-Wetten“ auf Amateurspiele zu ermöglichen, setzen ausländische Wettanbieter sogenannte Datenscouts ein. Diese Personen besuchen Spiele vor Ort und übermitteln Echtzeitinformationen über das Spielgeschehen mittels Smartphones an die Wettanbieter. Solche Wetten sind deshalb attraktiv, weil hohe Einsätze nicht im Vorfeld Aufmerksamkeit und Skepsis kreieren können.

Das Problem: Solche Wettangebote können Spielmanipulation und Wettbetrug begünstigen. Gerade in niedrigeren Ligen sind Spieler finanziell oft nicht abgesichert, was sie anfälliger für Manipulationsangebote macht.

Die erste Damenmannschaft des TV Hörde spielt den Volleyball übers Netz.
Amateursport-Wetten sind in Deutschland verboten. Trotzdem gibt es Schlupflöcher - auch mit Blick auf die Zweitliga-Volleyballerinnen des TV Hörde. © Nils Foltynowicz

In Deutschland sind Sportwetten auf Spiele der 1. Volleyball Bundesliga legal, wenn sie von lizenzierten Anbietern angeboten werden. Auf die 2. Bundesliga hingegen darf derzeit nicht in Deutschland gewettet werden.

Grund dafür ist, dass diese Liga nicht auf der sogenannten „Whitelist“ der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) für legale Sportwetten steht.

Im Ausland jedoch sieht die Situation anders aus. Wetten auf die 1. und 2. Bundesliga werden dort angeboten, da die Gesetzgebung in anderen Ländern weitaus weniger limitiert ist. So ist es für ausländische Wettanbieter möglich, auf Spiele der 2. Bundesliga zu setzen, obwohl dies in Deutschland verboten ist.

TV Hörde hat Maßnahmen ergriffen

Der Vertrag der Volleyball Bundesliga (VBL) mit dem Unternehmen Genius Sports, das für die Sammlung und Verwertung von Spieldaten zuständig ist, sorgt dafür, dass diese Daten an lizenzierte Wettanbieter weitergegeben werden – auch im Ausland.

Die Folge ist, dass auf Spiele des TV Hörde international gewettet werden könnte und der Verein dadurch von illegalen Wettaktivitäten betroffen wäre.

Eine Recherche unserer Redaktion auf mehreren ausländischen Wettportalen hat keine Spiele des TV Hörde gefunden (Stand: 10. März).

Der Hallensprecher des TV Hörde in Aktion.
In der „Hörder Festung“ ist das Thema möglicher Sportwetten bereits angekommen. © Stephan Schuetze

„Wir kennen das Thema, weil uns die Volleyball-Bundesliga, also quasi unser Dachverband, darüber entsprechend informiert hat“, erklärte Bernd Janssen, Vorsitzender des TV Hörde.

„Wir haben mit diesem Thema aber noch gar nichts zu tun gehabt, was unter Umständen auch daran liegen kann, dass wir ja dieses Jahr erst in die zweite Bundesliga aufgestiegen sind und dementsprechend ja noch flammneu sind.“

Janssen betonte, dass der Verein noch keine konkreten Vorfälle im Zusammenhang mit illegalen Wetten erlebt hat. Dennoch hat der Vorstand des Vereins Maßnahmen ergriffen, um mögliche Anfragen zu steuern und ist sich der Gefahren bewusst.

„Es gibt eine Anweisung im Vorstand, dass sämtliche Abfragen, die dort ankommen, beim ersten Vorsitzenden kanalisiert werden.“

„Ich kann mir das absolut nicht vorstellen“

Obwohl die Gefahr von Spielmanipulationen in allen Sportarten besteht, stellt sich die Frage, wie realistisch ein solches Szenario im Volleyball ist – insbesondere in einer Liga wie der 2. Bundesliga, die im Vergleich zur 1. Bundesliga und anderen internationalen Ligen weniger Zuschauer und Medienaufmerksamkeit auf sich zieht.

Janssen ist skeptisch, ob die 2. Bundesliga ein lohnendes Ziel für Wettbetrüger darstellt. „Die durchschnittliche Zuschauerzahl in der Halle liegt bei etwa 200, und im Stream sind es vielleicht 300. Ich bezweifle, dass dies eine ausreichend große Zielgruppe für Wettanbieter darstellt, um hier lukrative Wetten anzubieten“, sagte er.

„Es gibt bei uns auch keine hohen Gehälter, da viele Spielerinnen und Spieler Studenten oder Schüler sind. Das macht es aus meiner Sicht schwer vorstellbar, dass es in unserer Liga zu Manipulationen kommen könnte“, so Jansen.

TV Hörde hat sich mit dem Thema befasst

Gleichzeitig stellt das aber auch eine große Gefahr dar: Gerade in Ligen mit weniger Überwachung und finanziellen Mitteln bietet sich für Wett-Manipulateure eine potenzielle Angriffsfläche.

Beim TV Hörde hat man sich bereits ausführlich mit dem Thema befasst. Der Verein folgt den Empfehlungen der Volleyball Bundesliga und hat klare Maßnahmen getroffen, um sich zu schützen.