Im Sommer 2022 wird die IG Bönen mit 20 Punkten Vorsprung Meister in der Fußball-Landesliga. Bereits die Jahre zuvor war das Team aus der Gemeinde im Kreis Unna von Aufstieg zu Aufstieg galoppiert.
Und auch in der Saison 2022/23 sollte der Kader – gespickt mit namhaften Fußballern wie Arif Et – zu den besseren in der Westfalenliga gehören.
Am 12. Juli 2022 dann die Horror-Nachricht aus Sicht des ambitionierten Klubs: In einer extra einberufenen Krisensitzung wurde die Mannschaft darüber informiert, dass der Hauptsponsor abgesprungen war.
In der Folge kämpfte der damalige Trainer und Sportliche Leiter, Ferhat Cerci, gegen die Auflösung des Vereins. „Wir brauchen händeringend finanzielle Hilfe“, sagte er vor einem Jahr gegenüber dieser Redaktion.
IG Bönen wird zu FC Bönen 2023
Letztendlich blieb diese Unterstützung aber aus: Der Klub zog die erste Mannschaft aus der Westfalenliga zurück. Ende November 2022 wurde dann ein Insolvenzverfahren eröffnet: Die IG Bönen hatte zu diesem Zeitpunkt Verbindlichkeiten zwischen 100.000 und 200.000 Euro aus Amateurverträgen und Versicherungsbeiträgen.
Weil der Schuldenberg nicht einzudämmen war, folgte im Januar 2023 dann die Auflösung des 1993 gegründeten Klubs. Die Verantwortlichen zögerten daraufhin nicht lange und brachten einen Nachfolger an den Start: den FC Bönen 2023.

Bei der Neugründung bereits im Vorstand aktiv und mittlerweile als Sportlicher Leiter die treibende Kraft beim neuen Bönener Fußball-Klub ist Gültekin Ciftci. Der 47-Jährige war schon zu Zeiten der IG Bönen im Vorstand und auch Trainer der zweiten Mannschaft.
„Die letzten Monate waren sehr schwer für uns. Der Name IG Bönen war verbrannt und es war viel Arbeit nötig, um Sponsoren, neue Spieler und ehrenamtliche Helfer von unserem neuen Projekt zu überzeugen“, sagt Ciftci.
Start in der Kreisliga D
Die gute Nachricht vorweg: Der Aufwand, den sie in Bönen betrieben haben, hat sich ausgezahlt. Zur Saison 2023/24 hat der FC Bönen 2023 einen 22 Spieler umfassenden Kader zusammen. Den Kern bilden vier Spieler, die vom TSC Kamen (Absteiger aus der Kreisliga A) gekommen sind und zwei von Gurbet Spor Bergkamen (Kreisliga C). „Ich kenne manche Jungs aus meiner Zeit als Trainer beim TSC. Wir sind ihnen sehr dankbar, dass sie uns dabei helfen wollen, den Verein aufzubauen“, sagt Ciftci.
Interessant ist das vor allem deswegen, weil der FC in der untersten Spielklasse (Kreisliga D) anfangen muss. Der Fußballkreis war dem Wunsch der Verantwortlichen, in der C-Liga an den Start gehen zu dürfen, nämlich nicht nachgekommen.
„Das ist sehr schade, weil die Kreisliga D doch eher eine Hobby-Liga ist, wir aber gewisse Ambitionen haben. Trotzdem müssen wir die Entscheidung akzeptieren und das Beste draus machen“, sagt Ciftci.

Konkret bedeute dies, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und den Erfolg auf einem vor allem finanziell gesunden Fundament aufzubauen. So war Vorgängerverein IG Bönen auch deswegen nicht zu retten gewesen, weil alles von einem einzigen Geldgeber abhing. Nun würde das Gerüst auf mehrere Sponsoren aufgeteilt werden.
„Wir überzeugen die Neuzugänge mit dem, was sie bei uns erwartet: Freundschaft, Teamplay und der gemeinsame Wunsch nach sportlichem Erfolg. Wir sind in der Kreisliga D Amateure und das Geld verdienen wir auf der Arbeit“, sagt Gültekin Ciftci. Für Spieler, die aus anderen Teilen des Kreises kommen würden, gäbe es lediglich eine Anfahrtsentschädigung.
Neuer Sportpark 2025?
Wie viel Potenzial in der vom ebenfalls neuen Trainerduo Sedat Cakir und Mehmet Duman geführten Truppe steckt, zeigte sich am Sonntag (30. Juli). Ein erstes Ausrufezeichen wurde gesetzt. Gegen den A-Ligisten SV Afferde setzte sich der FC Bönen mit 1:0 (0:0) in der ersten Runde des Kreispokals durch. Im ersten Pflichtspiel der Klub-Geschichte überhaupt.
„Das war ein sehr wichtiger Sieg für uns. Knapp 200 Zuschauer waren da. Das gibt uns Motivation, weiterzumachen“, sagt Ciftci.
In den nächsten zwei Jahren sei das Ziel, die Liga jeweils als Meister zu beenden. Dann müsse man die Situation neu bewerten. Für 2025 hofft der FC zudem eine neue Heimstätte beziehen zu können. In Bönen soll ein moderner Sportpark entstehen. Die Gemeinde habe dem Verein laut des Sportlichen Leiters in Aussicht gestellt, den geplanten Sportpark mit zwei Plätzen nutzen zu können.
Für den Klub wäre das nicht nur wegen der ersten Mannschaft von großer Bedeutung: Vier Jugendteams (Minikicker, E-, D- und A-Jugend) nehmen zur Saison 2023/24 am Spielbetrieb teil. Gemeinsam mit der SpVg Bönen (Kreisliga A) unterhält der FC eine Jugend-Spielgemeinschaft.
Aus dem Horror-Szenario von vor einem Jahr scheint der FC Bönen also – Stand jetzt – das Beste gemacht zu haben. Der Neuanfang in der Kreisliga D kann beginnen.