Huckarde, ein Wintermärchen! Westfalia gewinnt die Herzen von Fußball-Dortmund

Huckarde, ein Wintermärchen!: Westfalia gewinnt die Herzen von Fußball-Dortmund
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Huckarde, ein Wintermärchen! Die Westfalia steckte mit ihren Emotionen an, rührte fast schon mit ihrer eigenen Art, die Hallenstadtmeisterschaft Dortmund von Tag zu Tag mehr für sich zu entdecken. Am Ende fehlten dem Bezirksliga-Fünften fünf Sekunden, um dem Traum vom ersten Hallentitel der Vereinsgeschichte wahr werden zu lassen. Und selbst wenn kurz nach dem Abpfiff des Endspiels gegen den Regionalligisten Türkspor Dortmund Tränen bei den Spielern und manchen Fans flossen, war es doch ein schöner langer Traum, der mit einer zünftigen Feier im Vereinsheim sein Happy End fand.

Gemeinsam mit den Fans feierte Westfalia Huckarde eine unvergleichliche Endrunde.
Gemeinsam mit den Fans feierte Westfalia Huckarde eine unvergleichliche Endrunde. © Stephan Schuetze

Das Sommermärchen 2006 endete auch nicht mit dem vom ganzen Land erhofften Titel. Und doch blickte damals eine Republik auf die vergangenen Wochen mit ihrer vorher nie gekannten fröhlichen Leichtigkeit zurück. Das gelang den Huckardern im Laufe des Abends auch immer besser. Im Gegensatz zum Märchen der Nationalmannschaft, die damals Dritter wurde, stand Huckarde nach dem 2:3 im Finale sogar als Zweiter auf dem Treppchen.

Selbst wenn das mit Topspielern gespickte Türkspor durch ein wunderbares Tor von Sezer Toy das Finale für sich entschied, hörte der Bezirksligist immer wieder das Lob „Sieger der Herzen“. Und es gab Momente, die jedem manchmal vielleicht enttäuschten Romantiker den Glauben an den Amateurfußball zurückgaben.

Dass der Türkspor-Anhang die Westfalia lautstark mit „Huckarde, Huckarde“-Rufen feierte, der Regionalligist für den Bezirksligisten Spalier stand, sorgte für nur zwei von vielen Gänsehautmomenten. Dazu die aufmunternden Gesten und Rufe aus dem eigenen Fanblock. Ein Verein stand zusammen, im Guten, im Traurigen und eben doch wieder im Guten.

Alexander Kelch (r.) jubelt mit Florian Gondrum.
Alexander Kelch (r.) jubelt mit Florian Gondrum. © Stephan Schuetze

Mathias Tomaschewski, der Trainer der Westfalia, nie um Worte verlegen, brachte hervor: „Ich bin stolz auf die Jungs, sie müssen es auch auf sich sein.“ Der Coach gab sofort den Partybefehl: „Es gibt wirklich keinen Grund, traurig zu sein, denn wir hatten bis auf Aplerbeck alle Großen im Turnier. Daher ist das umso schöner, wie weit wir gekommen sind.“

Ja, es tat auch sehr weh. Tim Babosek, der so starke und emotionale Hallenspieler, weinte, auch andere Spieler lagen bitter enttäuscht am Boden. Dann aber das Bad in der Menge. Natürlich immer wieder das laute „Huckarde, Huckarde!“ Und dann doch noch irgendwann der neue Hallenhit: „Uwe, mach‘s Vereinsheim auf!“

Der besungene Uwe Rose machte sich immer wieder schnell auf die Socken und zapfte an einigen Abenden im Akkord - auch am Sonntag. Videos aus der Partynacht belegten das eindrucksvoll.

Dann feierte Huckarde doch

Christian Klecz, Vorstandsmitglied und stolzer Papa des zum besten Spieler gekürten Luca, hatte sich den Montag, wie viele andere Huckarder freigenommen. Mit gutem Grund!

Und dann ging die Post noch einmal am Bahndamm ab. Luca Klecz feierte dabei sein in der Tat fantastisches Turnier. Er traf in neun von zehn Turnierspielen, oft mehrfach. Insgesamt waren es zwölf Tore. Aber der begabte 20 Jahre alte Offensivspieler war nur ein Erfolgsgarant: „Es ist wirklich keiner abgefallen. Alle Jungs haben immer wieder eine Schippe draufgelegt“, lobte Tomaschewski das komplette Team.

Tim Babosek und Westfalia Huckarde gelang als Bezirksligist der Einzug ins Finale. Dort siegte Türkspor Dortmund, hier mit Ömer Akman.
Tim Babosek und Westfalia Huckarde gelang als Bezirksligist der Einzug ins Finale. Dort siegte Türkspor Dortmund, hier mit Ömer Akman. © Stephan Schuetze

So war es dann auch: Die Vorrunde hatte Huckarde ohne Gegentor, souverän und strukturiert gegen die Sportfreunde Sölderholz und die Grashüpfer Olpkebach gemeistert. Noch aber fiel der Begriff Fabel höchstens im Zusammenhang mit dem Maskottchen der Olpkebacher.

Ein wenig Form nahm das Huckarder Märchen dann an, als die Rot-Weißen die Zwischenrunden-Gruppe mit den hochgehandelten K.F. Sharri und FC Roj gewannen. Und nach Siegen über Westfalia Dortmund und Hombrucher SV hatte sich die Hallencrew aber das Lob, den besten Plan, die beste Ordnung und eben auch die beste Ausführung an der Kreuzstraße zu haben, verdient. Ob es dann für das Konzert der ganz Großen vor mehr als 4000 Zuschauern reichen sollte, stellte sich am Samstag und Sonntag heraus.

Westfalia Huckarde strauchelt erstmals

Zugegebenermaßen kam die Westfalia zum ersten Mal ins Straucheln. Gegen Türkspor gab es ein derbes 0:7, gegen den TuS Bövinghausen aber holte Huckarde trotz einiger Wackler den unglaublichen Willen wieder hervor. Daniel Karunaratna besorgte in der Schlussminute das umjubelte 6:5. Überhaupt dieser Karunaratna, dieser zuverlässige Außenspieler im Freien, war das hinten, was Klecz vorne war. Aus einer begeisternden Mannschaft ragte er noch hervor.

Und der Kapitän war es auch, der einen Tag und zwei Klasse-Spiele gegen den Oberligisten FC Brünninghausen (7:6 nach Achtmeterschießen) und den Westfalenligisten BSV Schüren (3:1) später im Huckarder Mischmasch aus Trauer und Stolz starke Worte fand. „Das waren überragende Tage mit einem überragenden Team. Da zählen unsere Trainer und unsere tollen Fans auch zu.“ Und dann das, was alle Westfalia-Fans schon wussten: „Wir können so viel, wenn wir dieses Herz, diese Leidenschaft zeigen.“

Daniel Karunaratna dachte zwar einerseits auch an den Abend im Vereinsheim: „Wir werden gleich positiv sein und feiern.“ Andererseits aber dürfte selbst ein Zehn-Punkte-Rückstand in der Liga auf den führenden FC Altenbochum keine unüberwindbare Hürde mehr für ein Team, das Oberligisten, Westfalenligisten und Landesligisten schlug, sein.

„Dieser Spirit macht uns aus. Und der wird uns auch im Freien angreifen lassen.“ Die Überschrift nach einer diesem Team durchaus zuzutrauenden Aufholjagd steht schon jetzt fest: Huckarde, ein Sommermärchen!

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