Umringt und in Diskussionen mit Spielern von RWT Herne: Ein Schiedsrichter aus dem Kreis Dortmund. © Volker Engel

Fußball in Dortmund

Hemmschwelle niedriger - Dortmunds Schiri-Chef fragt: Sind wir die Pöbel-Sportart?

Ein versuchter Flaschenwurf auf einen Dortmunder Schiedsrichter, ein 16-jähriger Linienrichter aus Dortmund wird gewürgt. Dortmunds Schiri-Chef findet eindeutige Worte dazu.

Dortmund

, 25.11.2019 / Lesedauer: 3 min

Es waren Worte, die Dr. Reinhard Rauball wichtig waren. Kurz bevor seine Wiederwahl zum Präsidenten von Borussia Dortmund anstand, richtete er bei der Mitgliederversammlung des BVB am Sonntag sein Wort an den Amateurfußball-Bereich. Genauer: Er sprach die wiederholten Gewaltvorfälle an, die auf Plätzen in ganz Deutschland zunehmen.

„Zum Schluss möchte ich noch etwas loswerden, was mir sehr am Herzen liegt. Wir haben viel gehört über Aggressionen gegenüber Schiedsrichtern“, erklärte der BVB-Präsident, grüßte die Schiedsrichter, die der BVB Woche für Woche stellt und hinterließ eine Bitte: „Nehmt Einfluss darauf, dass diese Attacken gegen Schiedsrichter nicht weiter eintreten.“

„Das ist eine Katastrophe“

Es ist eine Bitte, fast schon ein Appell, dem man nur wünschen kann, dass er Wirkung zeigt, der in ganz Deutschland Gehör findet. Ähnlich sieht das auch Markus Schanz. „Das ist eine Katastrophe“, kommentiert der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses in Dortmund die Geschehnisse deutschlandweit, „die sportliche Entwicklung geht verloren.“

Schanz ist seit April dieses Jahres in seiner Rolle, pfeift selbst seit 15 Jahren. Er mag nicht mehr von einzelnen Fällen sprechen, die seit Monaten in den Amateur-Bereichen für Aufruhr sorgten, die Ursache dafür waren, dass beispielsweise in Berlin und Köln in den vergangenen Wochen Schiedsrichter komplett streikten.

„Was der DFB da als Einzelfälle tituliert, da kommen bei uns andere Reaktionen an“, erzählt Schanz. Ein Kreisliga-C-Spieler aus Südhessen wurde nach einer brutalen Attacke auf einen Schiedsrichter im Oktober nun für drei Jahre gesperrt. In einem Pokalspiel in Rheinland-Pfalz kam es vergangenen Donnerstag zu einem Abbruch. Ein Spieler schlug den Linienrichter in das Gesicht.

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In Dortmund bleiben Fälle dieser Brutalität bislang aus. Schanz berichtet aber von einem Spieler aus Dortmund, der unter der Woche eine zweijährige Sperre des Sportgerichts hinnehmen musste. Er warf dem Schiedsrichter eine Glasflasche hinterher, traf ihn glücklicherweise nicht. Schanz möchte Verein und Spiel nicht nennen, um das es geht. Das Verfahren ist noch nicht komplett abgeschlossen, das Urteil erst rechtskräftig, wenn der Verein auf seine Berufung verzichtet.

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Das ist nämlich nicht der Fall bei einem Vorfall in Castrop-Rauxel. Dort trafen am 13. Oktober der FC Castrop-Rauxel und Rot-Weiß Türkspor Herne aufeinander. Das Kreisliga-A-Spiel wurde in der 73. Minute abgebrochen, nachdem ein Linienrichter wohl von einem RWT-Spieler gewürgt wurde. Die Spruchkammer sprach eine Sperre von 3 Jahren gegen den Spieler aus, der Verein legte Einspruch gegen das Urteil ein.

Der Linienrichter in dem Spiel war ein 16-jähriger Junge. Genau so wie seine Gespann-Kollegen aus dem Kreis Dortmund. Ein Phänomen, was Schanz immer häufiger erlebt. Schiedsrichter-Gespanne, die für Kreisliga-Spiele angefordert werden.

„Wenn die Fahne dann mal gehoben wird, wird sich meistens doch aufgeregt“, weiß Schanz. „Der Schiedsrichter darf keinen Fehler machen.“ Während sich das fußballerische Niveau oftmals in starken Grenzen hält auf den Kreisliga-Plätzen, soll das Gespann auf Bundesliga-Niveau agieren.

Pöbeleien sind normal, unter die Gürtellinie geht es häufiger

Falls nicht, kann der Ton aber schon deutlich rauer werden. Pöbeleien seien da normal, erklärt Schanz, die hätte es auch schon vor 15 Jahren gegeben, als er seine ersten Partien pfiff. Unter die Gürtellinie geht es allerdings heutzutage häufiger. „Die Hemmschwelle ist niedriger geworden“, erzählt er.

Während in anderen Sportarten, beispielsweise wie Handball oder Basketball, die Schiedsrichter deutlich anders behandelt werden, fragt Schanz: „Sind wir so die Pöbel-Sportart?“ Er ist mit seinem Team für rund 300 Schiedsrichter in Dortmund zuständig, betreut und lehrt die Menschen an der Pfeife an, auch mit möglichen Eskalationen umzugehen.

Auch die Schiedsrichter von Borussia Dortmund, die Reinhard Rauball bei der Mitgliederversammlung ansprach.

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