Der Kapitän eines Dortmunder Teams will wegen der aktuellen Corona-Lage vorerst kein Fußball spielen. © Stephan Schuetze
Fußball
„Hat mir die Augen geöffnet“ - Kapitän spielt wegen Corona freiwillig nicht mehr Fußball
Der Kapitän eines Dortmunder Bezirksligisten hängt seine Schuhe vorerst an den Nagel. Dass gerade Fußball gespielt wird, hält er für einen „Blindflug“, den man niemandem mehr erklären könne.
Bei einem Dortmunder Verein ruht der Ball erst mal. Nach Corona-Fällen in der Mannschaft sind viele Spieler des Bezirksligisten in Quarantäne. Das Spiel am Sonntag ist abgesagt. Der Kapitän der Mannschaft wird aber auch danach erst mal nicht mehr auf dem Sportplatz stehen. Diese Entscheidung hat er aufgrund der Corona-Fälle getroffen.
„Jetzt hat man es wirklich mal hautnah gespürt. Das hat uns geschockt“, sagt der Kapitän des Bezirksligisten Rot Weiß Germania, Fabian Leppert. Er befindet sich wie viele andere Mannschaftskollegen zurzeit in Quarantäne. Ein Mitspieler war nach dem Training am 13.10. positiv auf das Coronavirus getestet worden. Alle, die mit ihm auf dem Platz standen, ließen sich ebenfalls testen. Zwei weitere Spieler waren positiv.
„Das ist doch unfassbar“
„Was mich so erschreckt hat, ist, dass alle drei Jungs keinerlei Symptome haben“, sagt Leppert. „Dem einen wurde aber mitgeteilt, dass er zurzeit hochinfektiös sei.“ Der Verein habe schnell reagiert, nachdem das erste Testergebnis da war. Alle Spieler, die am Training teilgenommen haben, werden getestet und begeben sich selbst in Quarantäne.
„Der erste positive Spieler hat am Freitag (16.10.) sein Ergebnis bekommen, am Dienstag hat er erst etwas vom Gesundheitsamt gehört“, wundert sich Leppert. „Die haben natürlich viel zu tun, aber können ja auch nicht davon ausgehen, dass jeder so besonnen reagiert“, findet der 27-jährige Torwart. „Wir anderen haben noch gar nichts gehört. Das ist doch unfassbar.“Fabian Leppert wird erst mal nicht mehr das Tor des Bezirksligisten Rot Weiß Germania hüten. Wegen der aktuellen Corona-Lage will der Kapitän vorerst kein Fußball spielen. © Stephan Schuetze
Hätten sie nicht von sich aus die Initiative ergriffen und sich testen lassen, hätte man die anderen Infektionen gar nicht festgestellt und die infizierten Spieler wären weiter herumgelaufen, sagt Leppert. „Sie hatten ja keine Symptome, warum hätten sie nicht zum Training gehen sollen? Wahrscheinlich hätten sie auch noch andere Personen angesteckt etwa in der Familie“, glaubt er.
„Die Entscheidung habe ich schweren Herzens getroffen“
„Das hat mir die Augen geöffnet. Ich werde deshalb auch erst mal nicht mehr Fußball spielen. Die Entscheidung habe ich schweren Herzens getroffen, aber ich stehe dazu.“ Er spiele seit 23 Jahren, könne aber nicht verantworten, dass er sich beim Fußball anstecke und das Virus dann in andere Bereiche trage, sagt der Germania-Kapitän. Das habe er auch seinen Trainern und dem Vorstand so mitgeteilt.„Ich halte diese Aussage, dass auf dem Fußballplatz nichts passiere, für ziemlich fragwürdig. Vielleicht sind die Kontaktzeiten während des Trainings nur kurz, aber dann versammelt man sich ja auch mal oder steht bei einer Ecke mit mehreren Leuten im Fünfer“, sagt Leppert. „Wir haben uns nicht die Hand gegeben, uns in den Kabinen aufgeteilt und alles aus unseren eigenen Flaschen getrunken und trotzdem gibt es diese Fälle“, merkt er an, auch wenn man nicht sicher sagen könne, wo sich die anderen beiden Spieler nun angesteckt hätten.
Für Leppert ist es unverständlich, dass angesichts der aktuellen Infektionslage überhaupt noch Fußball gespielt wird. „Man sollte gerade auf gar keinen Fall weiterspielen. Im März ist die Saison bei ganz anderen Werten schon abgebrochen worden.“
„Ist der Fußball jetzt höher gestellt als der Rest der Gesellschaft?“
Aktuell sind in Dortmund 974 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Die Corona-Inzidenz liegt über 100 (Stand Freitag, 23.10.). Ab einem Wert von 50 dürfen sich in der Öffentlichkeit außerhalb von Familien und Personen zweier Hausstände nur noch Gruppen von höchstens fünf Personen treffen.
„Da verstoßen wir doch die ganze Zeit gegen, wenn wir uns zum Training treffen“, sagt Leppert. „Das verstehe ich einfach nicht. Ist der Fußball jetzt höher gestellt als der Rest der Gesellschaft?“ Er frage sich auch, wie man das einem Arbeitgeber vermitteln wolle. „Ich bin zwei Wochen in Quarantäne, dann gehe ich zum Training und dann gibt es dort erneut einen Fall im Team und ich muss wieder in Quarantäne. Das kann man doch niemandem erklären“, sagt Germanias Kapitän, Fabian Leppert. „Das ist alles ein Blindflug.“
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