Ein solches Ende hätte sich auch das siegreiche Team nicht gewünscht. Denn der Routinier des TuS Hannibal, Ibrahim Berro, prallte nach einem harten Zweikampf mit Wladimir Myakotin erst in die Begrenzungsstange, dann unsanft auf den Rasen neben dem Feld.
Ermin Kafedzic, Co-Trainer des TuS, sprach von einer „klaffenden Wunde“. Trainer Hamsa Berro hatte dementsprechend auch größere Sorgen um seinen Bruder als wegen des enttäuschenden Spiels seiner Mannschaft. Er begleitete ihn im Rettungswagen (wir berichten weiter).
Also überließ Trainer Berro Kafedzic das Fazit. Und das fiel nach dem ersten Landesliga-Heimspiel der Vereinsgeschichte ernüchternd aus. „Läuferisch und kämpferisch haben wir nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Es gab Phasen, in denen wir gezeigt haben, was wir können. Aber insgesamt war das zu wenig, was sogar zu einem Klassenunterschied führte.“
Brackel mit klarem Plan
Und damit soll der Fokus nun auch auf der Mannschaft liegen, die sich sehr gut von ihrer Auftaktniederlage erholt hatten. Trainer Egzon Gervalla hatte seine Brackeler sehr gut auf das Derby eingestellt. Und die Mannschaft setzte das bestens um.
Der SV Brackel 06 verteidigte in seinem 4-2-3-1 äußerst gut.
Der eigene Strafraum gehörte den Gästen. Die hohen Hannibal-Bälle gingen fast alle an Brackel, und auch im unteren Bereich biss sich der Aufsteiger an der 06-Abwehr die Zähne aus.
Dass Brackels Konterabteilung durch den Zugang des Brünninghauser Talentes Amin Azzofri noch stärker als in der starken zweiten Halbserie der Vorsaison sein würde, belegte der Auftritt im Glutofen Hoeschpark. William Valenti, einer der Garanten des rettenden Frühjahrsaufschwung, legte auf Azzofri quer. Dieser versenkte den Ball bestens (16.).

Natürlich waren die Bedingungen schwierig. Es war wirklich heiß, das 1:4 gegen den SSV Buer hatte einen ersten Dämpfer gebracht. Und dann stand da eine Brackeler Mannschaft auf dem Feld, die einen klaren Plan hatte. Wenn Hannibal mal gut in Fahrt kam, fehlte der letzte Pass. Und so dauerte es seine 30 Minuten, ehe die Heimmannschaft vor enttäuschender Kulisse von knapp 80 Zuschauern immerhin ganz ordentlich im Spiel war. Doch die Versuche von Denis Ljatifi (26.) und Bernard Gllogjani (27.) waren viel zu harmlos, um den sehr präsenten Torhüter der Brackeler, Fabian Leppert, zu bezwingen.
Nach 45 Minuten hatte der TuS immerhin Augenhöhe. Nur es blieb auch in der Folgezeit zu wenig, weil Brackel sich nie aus der Reserve locken ließ und so der Ausgleich in weiter Ferne blieb. Brackel verlegte sich aufs Kontern, und das ziemlich effizient. Neben den Temperaturen darf sich Hannibal mildernde Umstände gewähren, weil die schwere Verletzung von Berro natürlich die Köpfe der Heimspieler beschäftigte.
Verdienter Sieg
Rron Sahiti und William Valenti hatten die Riesenchance, das auszunutzen. Wäre der starke Jonas König nicht gewesen, hätte es schon so 2:0 gestanden. In dieser Szene soll sich Sabir El Harchaoui gegen Sahit „eine Tätlichkeit“ geleistet haben, wie der gute Schiedsrichter Lukas Valk hinterher erklärte.
Den Elfmeter verwandelte Tobias Hartmann sicher. Ganz egal, was Rron dann auch in der Nachspielzeit noch getan oder gesagt hat, diese Rote Karte war ziemlich überflüssig. Nur blieb Brackels Gervalla die Erkenntnis, dass er genügend gute Spieler hat, um kommende Woche gegen den VfB Westhofen den ersten Heimsieg einzufahren: „Das war heute schon einmal ein verdienter Sieg. Die Komplimente, dass dies eine reife, taktisch gute Leistung war, nehme ich gerne entgegen. Das war aber auch ein Kampfspiel mit Leidenschaft“, sagte er.
Auch in dieser Hinsicht hatte Gervalla recht. Diese Brackeler Mannschaft verfügt neben generell starken Verteidigern und Konterspielern auch über Typen, die sich nicht zurückziehen. All das bildete ein Gemisch, das Mut für eine Saison im guten Mittelfeld macht.