Das ist eine echte Hammergruppe, die die Handballerinnen des BVB bei der Auslosung der Gruppenphase zur European League erwischt haben. Als die Lostrommel gestern Vormittag in der Zentrale der Europäischen Handball-Föderation EHF in Wien stillstand, da wurde das ganze Ausmaß klar. Der BVB hatte in der Gruppe B mit Ikast Handball aus Dänemark, Sola HK aus Norwegen und SCM Ramnicu Valcea aus Rumänien drei echte Hochkaräter als Gegner zugelost bekommen. Dazu gibt es auch noch ein emotionales Wiedersehen mit Mia Zschocke, die zusammen mit Amelie Berger im September 2022 den spektakulären Fall um den damaligen BVB-Trainer André Fuhr ausgelöst hatte und mittlerweile für Ramnicu Valcea spielt.
Andreas Kuno, der Sportliche Leiter des BVB, nahm es mit Humor. "Zumindest haben wir mit Dänemark und Norwegen zwei schöne Reiseländer zugelost bekommen", schmunzelte Kuno, der allerdings ganz und gar nicht zum Scherzen aufgelegt war: "Wir haben zwar die attraktivste, aber auch die anspruchsvollste Gruppe mit Ikast, Sola und Valcea erwischt. Dennoch haben wir natürlich das Ziel, die Play Offs zu erreichen." Auf die Frage, wer von drei Mannschaften der härteste Brocken sei, sagte Kuno: „Es gibt keinen schwierigeren oder leichteren Gegner. Alle drei Mannschaft sind internationale Spitzenklubs mit Champions League-Erfahrung.“
BVB: Abteilungsleiter Rupert Thiele bleibt gelassen
Das Los hat es in der Tat nicht wirklich gut gemeint mit dem BVB, andererseits war es auch äußerst merkwürdig, warum der BVB in Topf 3 gelandet war. Und damit fast automatisch auf internationale Top-Mannschaften treffen musste. Zum Vergleich. Die HSG Blomberg-Lippe und der Thüringer HC waren im besser platzierten Topf 2 vertreten. Blomberg-Lippe trifft in der Gruppe C auf Motherson Mosonmagyarovari KC aus Ungarn, Lubin aus Polen und Dijon aus Frankreich. Der Thüringer HC in der Gruppe A auf Braila aus Rumänien, Elche aus Spanien und Larvic aus Norwegen.
Abteilungschef Rupert Thiele nahm die Auslosung eher gelassen auf. „Erstens können wir das nicht beeinflussen, zweitens müssen wir die Gegner so annehmen, wie es kommt. Und drittens wächst man bekanntlich mit der Aufgabe. Wenn wir in die Play Offs kommen wollen, müssen wir uns durchsetzen. Auch gegen diese Topteams“, so Thiele.

Dem eher etwas ganz anderes Sorgen bereitet. Die Hallenproblematik ist vor Beginn der Gruppenphase der European League nicht kleiner geworden. Ganz im Gegenteil. „Die Hallenverfügbarkeit ist äußerst schwierig. Die Helmut-Körnig-Halle hat gerade im Januar und Februar viele Leichtathletik-Veranstaltungen. Auch die Arena in Hamm ist großteils belegt. Wir telefonieren aktuell alle Hallen ab. Von Hagen über Schwelm nach Essen. Sogar bis Lemgo. Wir sind aber noch nicht weitergekommen“, so Thiele. Internationale Spiele darf der BVB in der Halle Wellinghofen nicht bestreiten.
Henk Groener: „Wir haben eindeutig die heftigste Gruppe erwischt. Es sind drei starke Gegner, aber auch schöne Spiele. Da gibt es keinen schwachen Gegner, in jedem Spiel müssen wir voll ran. Aber das werden die anderen Klubs auch über uns sagen.“
Relativ schnell nach der Auslosung wurde auch der Spielplan für die Gruppenphase erstellt. Los geht’s für den BVB am 11./12. Januar mit dem Auswärtsspiel in Ikast. Eine Woche später, am 18./19. Januar empfangen die Dortmunderinnen Sola HK aus Norwegen, am 25./26. Januar folgt das Auswärtsspiel in Rumänien bei SCM Ramnicu Valcea.
Die Rückspiele beginnen am 8./9. Februar mit dem Heimspiel gegen Valcea. Eine Woche später geht’s mit dem Heimspiel gegen Ikast weiter. Das letzte Rückspiel erfolgt dann am 22./23. Februar im norwegischen Sola.
BVB: Brisantes Wiedersehen mit Mia Zschocke
Mit den Däninnen von Ikast Håndbold haben die Borussinnen sogar ein echtes Handball-Schwergewicht zugelost bekommen. Im Frühjahr 2023 setzten sich Ikast im Finale der EHF European League in Graz im rein dänischen Endspiel gegen NFH Nyköbing durch. Nach 2002 und 2011 war das der dritte Titel in der European League für die Mannschaft aus Nord-Dänemark. Der BVB erkämpfte sich 2023 in Graz den überragenden dritten Platz gegen den Thüringer HC.
Zuletzt trat Ikast Håndbold international in der Champions League an, erreichte die Play Offs und scheiterte dort hauchdünn an BBM Bietigheim. Um zwei Tore verpassten die Däninnen den Einzug ins Final4. Das war im Frühjahr dieses Jahres.
Der zweite Gegner des BVB heißt Sola HK und kommt von der norwegischen Westküste bei Stavanger. Die Norwegerinnen waren in der vergangenen Saison ebenfalls in der European League vertreten und schafften es bis ins Vierfinale. Dort unterlagen sie in zwei Spielen dem französischen Team von Neptunes Nantes, der sich mittlerweile zurückgezogen hat.
SCM Ramnicu Valcea aus Rumänien ist der dritte Gruppengegner des BVB. Die Mannschaft der Ex-Borussin Mia Zschocke und der Nationalspielerin Julia Maidhof spielte ebenso wie die Borussia letztmalig in der Saison 2022/23 in der EHF European League und scheiterte dort im Viertelfinale an NFH Nyköbing. Valcea gilt ansonsten aber als erste Adresse in Rumänien und war zwischen 2010 und 2020 fast ununterbrochen in der Champions League vertreten.
Zschocke absolvierte 2021/2022 eine Spielzeit beim BVB, ehe sie gemeinsam mit Team-Kollegin Amelie Berger (HSG Bensheim/Auerbach Flames) ihren Vertrag im Sommer 2022 außerordentlich kündigte. Beide wollten nicht mehr unter dem damaligen Borussia-Trainer André Fuhr trainieren. Zuletzt musste eine Aufarbeitungs-Kommission des Deutschen Handball-Bundes ihre Arbeit stoppen, nachdem Fuhr dagegen geklagt hat. Jetzt kommt es erstmals zum Wiedersehen zwischen Zschocke und Borussia Dortmund.