Pistolenschuss bei Hallenturnier direkt neben Dortmunder Kicker „Blutspritzer wie im Film“

Dortmunder Kreisligist nach Schuss und Schlägerei unter Schock: „Blutspritzer wie im Film“
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Bei einem Hallenfußball-Turnier in Hamm kommt es am Samstagnachmittag (27. Januar) zu einer kaum vorstellbaren Eskalation: Wie die Hammer Polizei gegenüber des Westfälischen Anzeigers mitteilte, sei es gegen 16.50 Uhr zu einer „handfesten Auseinandersetzung zwischen Spielern, Betreuern und Zuschauern“ gekommen. In der Folge habe ein bislang unbekannter Mann mindestens einen Schuss aus einer Schreckschusspistole abgefeuert.

Direkt davon betroffen war auch ein Turnierteilnehmer aus Dortmund: Die vierte Mannschaft von RW Barop (Kreisliga C) erlebte die bedrohlichen Minuten aus nächster Nähe mit.

Video zeigt Massenschlägerei

Erschreckende Szenen spielten sich am Samstag in der Sporthalle der Friedensschule ab. Gegen Ende der Partie zwischen BV Hamm IV und SSV Hamm III dribbelte ein SSV-Torhüter (Name der Redaktion bekannt) in den letzten Sekunden des Spiels in Richtung des gegnerischen Strafraums.

Zu diesem Zeitpunkt hatten beide Teams jeweils ein Tor geschossen. Um sicher weiterzukommen, brauchte der SSV allerdings einen Sieg. Ein leichter Körperkontakt mit einem Gegenspieler brachte den SSV-Keeper aus dem Tritt. Er beschwerte sich deswegen lautstark beim Unparteiischen. Beim BV Hamm sorgte dies für ungläubige Gesten.

Dann wurde es unübersichtlich: etliche Zuschauende stürmten von den Rängen auf den Platz und griffen den Torhüter an. Über Minuten dauerte die Massenschlägerei. Ein Video, welches seitdem kursiert und das dieser Redaktion zugespielt wurde, entstand kurz nach Beginn der Auseinandersetzung: Es zeigt mehrere Menschen, die mit Fäusten aufeinander einschlagen. Im Mittelpunkt der Eskalation ist außerdem ein Torhüter in seinem orangenen Trikot zu sehen, wie er von mehreren Menschen angegriffen wird.

Baroper Spieler machtlos

Außerhalb der aggressiven Menschen-Traube sind auf dem 14 Sekunden andauernden Video außerdem Spieler der vierten Mannschaft von RW Barop zu sehen. Das Team von Trainer Louis Odoy hatte zu diesem Zeitpunkt alle Turnier-Partien gewonnen und wäre als Nächstes zum abschließenden Gruppen-Spiel angetreten. Allerdings kam es dazu nie.

„Wir wollten Zivilcourage zeigen und deeskalierend auf die Situation einwirken“, erklärt Barop-Trainer Odoy. Doch auch die Kicker in den roten Jerseys waren machtlos. „Das hatte nichts mehr mit Fußball zu tun. Es ging ausschließlich darum, einen Gewaltkonflikt anzuzetteln“, betont Barops Trainer.

„Da waren Blutspritzer wie im Film“

Während auf den SSV-Torhüter auch nach dem das Video endet, noch eingeprügelt und eingetreten wurde, kam es zur nächsten Stufe der Eskalation: Auf Höhe der Mittellinie feuerte ein laut Hammer Polizei „bislang unbekannter Mann“ mindestens einen Schuss aus einer Schreckschusspistole ab. Direkt daneben stand ein Baroper Spieler (Name der Redaktion bekannt). Er möchte aus Angst vor den Tätern anonym bleiben. „Ich stand abseits der Massenschlägerei, weil ich damit nichts zu tun haben wollte. Plötzlich gab es einen lauten Knall. Als ich zur Seite geschaut habe, lag ein Spieler blutüberströmt auf dem Boden. Da waren Blutspritzer wie im Film“, berichtet er im Gespräch.

Laut des Torhüters entstand als Folge des Schusses eine Platzwunde unter dem Auge des Opfers. Als diese Redaktion ihn am Sonntagmittag erreichte, saß der Schock über das Erlebte noch so tief, dass der Baroper Kicker sogar auf seine Karten für das Bundesliga-Derby zwischen Borussia Dortmund und VfL Bochum am Sonntagnachmittag (Endstand 3:1) verzichtete.

Statement vom Veranstalter

Die Massenschlägerei löste sich nach dem Einsatz der Schreckschusspistole auf. Wie der Westfälische Anzeiger berichtet, ist der Täter laut Polizei bislang auf der Flucht (Stand: 28. Januar, 16:30 Uhr). Das Turnier wurde abgebrochen.

Der Ausrichter BV 09 Hamm gab via Instagram am Sonntagmorgen (28. Januar) ein Statement ab: „Hallo liebe Sportfreunde, aufgrund einer Ausschreitung gestern Nachmittag, die einen Einsatz mehrerer Polizeibeamten und Krankenwagen erforderte, bleibt uns keine weitere Möglichkeit, als das komplette Turnierwochenende abzusagen“, heißt es darin und weiter: „Wir haben uns, wie viele andere Teams in Hamm auch, auf friedliche und spaßige Hallenturniertage gefreut. Dieses Verhalten einiger Chaoten, welche wissentlich auf die Schädigung und Traumatisierung von Kindern und Jugendlichen in Kauf genommen haben, ist nicht zu tolerieren.“