Und dann kochte die am zweiten Tag nahezu ruhige Halle doch! Beide Halbfinals hatten Endspielcharakter. Die Emotionen, meist im Rahmen, kamen kurz auch mal ans Limit.
FC Brünninghausen und ASC 09 Dortmund spielten Vorsprünge über die Zeit, der FCB in Überzahl ruhig, der ASC gegen den Topfavoriten ASC bis um jeden Kunstrasenhalm kämpfend. Im Mittelpunkt standen zwei unfassbare Torhüter Leon Broda und Joel Nickel mit Reflexen, die die Dortmunder Fußballwelt noch nicht gesehen hat.
TuS Hannibal – FC Brünninghausen 0:1 (0:0)
Der TuS Hannibal konnte sein Pech kaum fassen. Hamsa Berro, der Trainer, kämpfte gegen seine eigene Wut, war dennoch darauf bedacht, seine Mannen aus den Konfliktzonen zu halten. Ein so starkes Turnier sollte nicht in Wut enden.
Die Knackpunktszenen: Hannibal bekam zwei Minuten gegen Denis Ljatifi: „Die Schiedsrichter hatten gesagt, im Vorteil gibt es keine Zeitstrafte, doch Denis muss runter.“ Dann eine Ecke: Umedzhon Norov trifft (20.). Laut Hannibals Karim Bouzerda habe der Schiedsrichter erklärt, Trainer Hamsa Berro sei auf dem Feld gewesen. Daher die Wiederholung.“
Da war dann Musik drin. Dass es so weit überhaupt kam, lag am seit Samstag ins FCB-Tor gerückten Teufelskerl Leon Broda und an ein paar Millimetern, die dem starken Bezirksliga-Spitzenreiter gegen den Westfalenliga-Ersten fehlten.

Nach der starken FCB-Anfangsphase mit Chancen für Florian Gondrum und Onur Tekin (7.) übernahm Hannibal die Initiative. Chancen im Halbminutentakt. Gökhan Ucar (9.), Ayoub Boulila (11.), wieder Ucar (13.), Umedzhon Norov (13.) – egal, wer vor ihm auftauchte: Broda hielt im Stile eines Handballtorwartes.
Und dann sah Dietrich Liskunov seine Chance gekommen. Er hielt volley drauf und entschied mit dieser starken Aktion die Partie (17.). Dann die Zeitstrafe: Der FCB passte sich in Überzahl quer hin und her. Und hin und her. Und hin und her. Zum ersten Mal war sich die Halle einig: Ein kollektives Pfeifkonzert begleitete den FCB in die Schlussminute, in der ein Gegentor ja keins sein durfte.
Hamsa Berro: Das Ende tut weh
Reza Hassani, der FCB-Hallencoach, resümierte: „Das war ein kampfbetontes Spiel. Wir hätten es am Ende zielstrebiger ausspielen sollen, aber es geht hier auch um so viel. Daher verstehe ich die Jungs auch, dass sie nichts riskieren.“ Berro fand: „Das war eigentlich noch einmal ein geiles Spiel, aber dass es so endet, tut schon weh.“
ASC 09 Dortmund – TuS Bövinghausen 3:2 (1:1)
Das war das vorgezogene Finale! Zwei Oberligisten wollten den Pokal, die Augenhöhe, den Moment. Sie lebten die Dramatik. Zwischendurch gerieten sie aneinander, weil Elias Boadi Opoku Kevin Großkreutz anrempelte. Die Trainer zogen ihre Jungs auseinander.
Am Ende aber entschied doch die Riesen-Leidenschaft um den unwiderstehliche arbeitenden Daniel Schaffer, den überragenden und torgefährlichen Verteidiger Michael-Marvin West und den Riesen-Torwart Joel Nickel.
Der TuS war für viele schon der feststehende Turniersieger. Da hatten sie die Rechnung ohne den ASC, Nickel, West, die anderen Kämpfer um Schaffer gemacht: „Was haben die Leute gesagt, wir seien keine Hallenmannschaft. Um den ach so großen TuS Bövinghausen zu schlagen, haben Einsatz, Kampf, Leidenschaft und guter Fußball doch gereicht, um ihn zu besiegen.“
Michael-Marvin West gleicht aus
Diese Breitseite durfte sich einer gönnen, der gefühlt jeden Zweikampf gesucht und gewonnen hatte. Schaffer erzielte auch noch das wichtige 3:1.
Das Packende an der Partie: Es ging schon gut los. Der TuS erzielte früh durch Marko Onucka die Führung (2.), Michael-Marvin West, im Freien ein Verteidiger, unterstrich seine Hallenqualitäten mit dem postwendenden 1:1 (3.).

Und dann wurde Aplerbecks Neuer Joel Nickel zur Show. Dieser Ausnahmetorwart schien mit acht Armen zu halten. Der phasenweise überlegene TuS scheiterte mit zahlreichen Versuchen, zuletzt fand auch Großkreutz seinen Meister vor der größten Kulisse seit seinem Wechsel in den Amateurfußball (10.)
13 Minuten: Alles war offen! Und dann wusste der schon am ersten Tag ganz starke Luis Weiß, was zu tun ist. Nach einer Ecke schoss er den ASC in Führung. Und jetzt war die Halle da.
Ilker Algan verkürzt nur
Der ASC-Block feierte, unterstützt von einigen Neutralen, die Führung, der TuS-Anhang hielt dagegen. Alles übertraf nur Nickel, der dann Ilker Algan zu der Frage trieb, wie ein Torwart solch einen Schuss halten kann (16.).
Einmal nahm sich Bövinghausen eine Gedankenauszeit. Opoku passte auf, Schaffer vollendete (17.). Der ASC beherzigte nun alle Tugenden, die er auch in der Meisterschaft in die Waagschale werfen will. Er kämpfte und riss so seine endlich lauten Fans mit.
Das 2:3 durch Algan, der Achtmeter (20.), tat nicht mehr weh. „Da war so viel Einsatz drin“, fand auch ASC-Coach Dennis Hübner. „Das war ein Super-Spiel von uns. Jetzt wollen wir alles.“ Von wegen keine Hallenmannschaft.