Der TuS Bövinghausen möchte in die Westfalenliga, gegen die Oberliga wehrt sich aber auch niemand. Solche Träume hatten sie allerdings schonmal und stürzten ab - haben sie draus gelernt?
Den 28. Mai 2016 hat Ajan Dzaferoski nicht vergessen. Mit seinen damals 46 Jahren trat er am letzten Bezirksliga-Spieltag mit dem TuS Bövinghausen an. Es standen nicht mehr genügend Spieler zur Verfügung. 0:22 hieß es am Ende im Derby gegen Westfalia Huckarde. Der Vorsitzende des Klubs stand im Anschluss vor einem Scherbenhaufen. Als Tabellenletzter mit -4 Punkten stieg der Klub in die Fußball-Kreisliga A ab.
Nur zweieinhalb Jahre später ein ganz anderes Bild. Dzaferoski feiert mit dem TuS Bövinghausen den Titelgewinn bei der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft, ist obenauf und träumt von einer großen Zukunft. „Unser Ziel ist die Westfalenliga. Die Oberliga halte ich auch nicht für unrealistisch“, sagt der Vorsitzende.
Aktuell ist der Westklub wieder in der Bezirksliga angekommen. Nach der Chaos-Saison 2015/2016, in der der Klub nicht spielberechtigte Akteure eingesetzt, alle Punkte abgezogen und noch vier Minuspunkte aufgebrummt bekommen hatte, sah Dzaferoski keinen Grund, um aufzuhören. „Wir haben damals Scheiße gebaut. Also mussten wir wieder dafür sorgen, dass es läuft“, sagt er.
Der Klub hat aus den Fehler gelernt
Mazedonische Importspieler hatten damals nicht die nötige Spielerberechtigung. In Doncho Argirovski (34 Jahre), Aleksandar Gjorgjievski (26) und Denis Ramadan (29) stehen aktuell wieder drei Mazedonier im Kader. „Wir haben aus unseren Fehlern gelernt. Ich frage jetzt lieber zehnmal beim Verband nach, bevor ich einen Spieler einsetze“, sagt der heute 49-Jährige.
Er ist selbst Mazedonier, besitzt in Dortmund mit seinem Sohn zwei Hotels. Hier arbeiten auch die drei Mazedonier in Vollzeit, die allesamt schon für den FK Skopje in der ersten mazedonischen Liga gespielt haben. „Die drei Jungs hatten früher den Traum, Profifußballer zu werden. Das hat nicht geklappt, so habe ich sie nach Deutschland bekommen“, sagt Dzaferoski. Bövinghausens Trainer Sven Thormann vertraut seinem Vorsitzenden, glaubt nicht daran, dass sich die Ereignisse aus der Saison 2015/16 noch einmal wiederholen könnten. „Ich habe beim Verband auch eine Online-Kennung. Ich schaue immer mit nach, ob auch alle spielberechtigt sind. Vier Augen sehen halt mehr“, sagt Thormann.
Sechs Punkte Vorsprung in der Bezirksliga
Ihn bezeichnet Dzaferoski als „Glücksgriff für den Klub“. In seinem ersten Trainerjahr stieg Thormann mit dem Verein in die Bezirksliga auf, liegt jetzt wieder auf Platz eins, mit sechs Punkten Vorsprung gegenüber dem einzigen Verfolger FC Nordkirchen. „Wir haben eine schwierige Truppe. Das müssen wir zugeben“, sagt Dzaferoski, „deshalb haben in der Vergangenheit einige Trainer resigniert und aufgeben. Bei Sven ist das aber anders. Der ist Polizist, eine absolute Respektsperson für alle Spieler.“
Die Schwierigkeiten liegen darin, dass nicht alle Spieler Deutsch sprechen, viele Akteure haben laut Thormann auch „einen starken Charakter und ihren eigenen Kopf“. Deshalb muss der Coach immer starke Sensoren besitzen, um die Wellen innerhalb des Teams zu erkennen. „Ein Vorteil ist natürlich, dass ich als Spielertrainer noch näher an den Jungs bin, als wenn ich nur an der Linie stehen würde.“
Ein überqualifizierter Kader - und weitere Neue
In der Rückserie steht der Coach vor einer gewaltigen Aufgabe. Er hatte schon zu Saisonbeginn einen für die Bezirksliga überqualifizierten Kader. Nicht nur die drei Mazedonier stehen für die Qualität, auch die beiden Brasilianer Mateus Ajala Cardoniz und Jorge Machado. Neu hinzu kamen auch die Westfalenliga-erfahrenen Spieler Dennis Gazioch und Serdar Bastürk.
Trotzdem hat der Klub in der Winterpause noch zweimal zugeschlagen und zwei Spieler aus der Oberliga verpflichtet. Florian Juka kam von der Hammer Spielvereinigung, Dejan Petrovic von Westfalia Herne. „Die beiden erhöhen natürlich noch einmal unser Niveau“, sagt Thormann, „man darf aber nicht vergessen, dass wir durch die Hinrunde ohne Verletzungen gekommen sind. So viel Glück hat man nicht immer“.
Für Thormann ist es wichtig zu betonen, dass „hier im Klub nicht mit dem Geld nur so rumgeschmissen wird“. Jeder Spieler habe seine Geschichte und spiele nicht umsonst nur noch in der Bezirksliga. Er nennt zum Beispiel Florian Juka, der sich beruflich verändert habe und froh darüber sei, nur zweimal die Woche trainieren zu müssen. Dejan Petrovic sei lange verletzt gewesen und arbeitet ebenfalls in einem der Hotels von Dzaferoski.
Der Vorsitzende sieht seinen Klub aber finanziell gut aufgestellt. „Wir haben einen guten Sponsorenpool aufgebaut. Wir konnten jetzt sogar vier Autos für unsere Spieler besorgen“, sagt Dzaferoski. Er hat auch schon einige Namen von Spielern im Kopf, die das Team in der kommenden Spielzeit weiter verstärken könnten. „Es sieht ganz gut aus, dass Patrick und Kevin Rudolph zu uns kommen.“ Die beiden Bövinghauser Jungs sind aktuell beim Oberligisten SV Schermbeck aktiv. Und Dzaferoski hofft, dass sein Sohn Dino (zuletzt Westfalia Herne) endlich Ja zum TuS Bövinghausen sagt.
Kein normaler Bezirksligist, kein normaler Landesligist
Das hört sich wieder alles sehr vielversprechend an. In dieser Saison ist das Team schon kein normaler Bezirksligist. Kommen die angekündigten Spieler, wäre der Klub bei einem Aufstieg kein normaler Landesligist.
Hier kann man sich das Elfmeterschießen im Finale noch einmal anschauen: