Manchmal ist es mühsam, in den Reihen eines haushohen Favoriten nach einem standesgemäßen Sieg eine Geschichte über Auffällige oder Auffälliges zu finden. In Brünninghausen beim Westfalenliga-Ersten fiel das nach dem klaren 6:2 (3:0) über den guten Dritten der Kreisliga A RW Barop aber ziemlich leicht.
2004 ist das Stichwort. Das ist nämlich der Jahrgang, aus dem vier Talente stammen, die bald den Konkurrenzkampf im FCB-Kader deutlich erhöhen dürften. Melih-Akay Celik durfte für den erkrankten Lukas Ziegelmeir gleich auf der Sechs ran. „Er hatte defensiv nicht so viel zu tun, aber nach vorne gute Aktionen, erinnert in seiner Anlage sogar etwas an Lukas“, verteilte Trainer Rafik Halim Sonderlob Nummer eins.
Etwas auffälliger, weil sich mit ihnen das Spielgeschehen veränderte, agierten der Doppeltorschütze Amin Azzofri (Halim erklärt: „Er stammt aus Marokko, das spricht sich Asofri“), Kerim Yüksel Karyagdi und Yasin Akman. „Wir hatten nach starkem Beginn Barop ins Spiel kommen lassen. Nach dem 3:0 hatten die gut umschaltenden Rot-Weißen einige ordentliche Aktionen. Kompliment an Barop! Auch dank der Neuen haben wir dann aber klare Verhältnisse geschaffen.“ Azzofri fiel wegen seiner beiden Treffer natürlich besonders auf. „Ein technisch starker Flügelspieler mit Zug zum Tor“, folgte Halims zweites Lob.
Die Idee, ihn und die anderen den Coaches ans Herz zu legen, hatte A-Junioren-Coach Mounir Bazzani: „Wir wollen in der Regel alle Endjahrgänge einmal sehen“, erklärt Halim. „Aber wenn Jungs herausragend und früh bereit für den nächsten Schritt sind, kommt Mounir auf uns zu.“
Also erhielt auch Kerim Yüksel Karyagdi den Ritterschlag: „Ein Neuner mit gutem Abschluss und guten Aktionen“, sagt der Trainer der Ersten. Vierter im Bunde war ein Spieler mit dem bekanntesten Nachnamen: „Ja, das ist der junge Bruder von Türkspors Ömer Akman.“ Wie der große Bruder hält sich auch Yasin gerne in der Zentrale auf. Während Ömer bei TSD eher defensiv im Mittelfeld spielt, sieht Halim Yasin Akman aber eher auf der Zehn. „Auch er kann es schaffen.“ Vom Auftreten her hält der Coach auf alle Jungen große Stücke: „Diese Generation lässt sich ja nicht mehr alles sagen, aber diese Spieler treten sehr demütig in unserem Kreise auf.“
„Philosophie komplett verändert“
Fest steht: Die Zeiten, als Brünninghausen als Söldner-Klub galt, zum Teil zu Unrecht, zum Teil zu Recht, sind vorbei: „Wir haben unsere Philosophie komplett verändert, was aber auch ganz gut ist“, sagt Halim. „Denn die Jungs aus unseren Reihen sind erstens nicht so teuer und schaffen zweitens Identifikation und drittens neue Qualität.“
Stichwort junge Leute: Seinen ersten Pflichtspieleinsatz für den FCB absolvierte in der Spitze Kangkyeom Kim (19). Gut möglich, dass sich der spielende Trainer Florian Gondrum gewollt Konkurrenz ins Haus geholt hat. Der ehemalige Hombrucher Nachwuchs-Mittelstürmer ist nach seinem glücklosen Kurzwechsel zum ASC 09 beim FCB gelandet und jetzt erst spielberechtigt. Das Training hat er offenbar sinnvoll genutzt, denn Kim war einer der auffälligsten Offensiven. „Er hat es wirklich gut gemacht, sein Tor erzielt, Bälle verwendet, gehalten und verteilt. Das war einer der schönen Aspekte dieses Spiels.“
Hier gibt es die komplette Kreispokal-Partie zwischen dem FC Brünninghausen und RW Barop im Re-Live:
Eines Spiels, das aus Sicht des Westfalenliga-Spitzenreiters höchstens Jahresausklangscharakter hatte: „Wir haben den Jungs zum Weiterkommen gratuliert. Dass wir einen Teil der ersten Hälfte nicht so überzeugend waren, macht uns auch wirklich nicht sauer. Sie haben sich die Pause verdient.“
Nach zwei verordneten Läufen treffen sich die Brünninghauser am Dienstag vor der Hinrunde der Hallen-Stadtmeisterschaft wieder. „Wir gehen das dual an. Wer nicht in der Halle spielt, trainiert dann schon für die Rückserie mit.“ Mit dabei sind auf alle Fälle die demütigen, jungen gar nicht so Wilden. „Ich bin gespannt, wie sie sich in den ersten Testspielen gegen höherklassige Teams schlagen“, wäre ein gutes Schlusswort gewesen.
Halim fiebert mit Marokko mit
Aber da ist natürlich im Leben Rafik Halims noch etwas. Er weiß aus gutem Grund, dass sich Azzofri Asofri spricht, denn er stammt wie der Spieler aus Marokko. Und selbst im 38 Jahre alten Routinier kommt kindliche Freude durch, wenn er vom so erfolgreichen Nationalteam spricht: „Das ist einfach schön, wie der Fußball zusammenschweißt. Afrika steht hinter unserer Mannschaft, auch viele Freunde in Deutschland drücken uns die Daumen. Und, na klar, am Samstag fiebere ich mit, wenn Marokko gegen Portugal spielt.“
Wenn die Halims gemeinsam gucken, dürften sich 20 Personen im Wohnzimmer versammeln. „Alternativ gäbe es ein Wellness-Wochenende mit meiner Frau.“ Ob die dann so begeistert ist, wenn der Gatte nur an Fußball denkt? „Keine Sorge, meine Frau fiebert richtig mit. Sie hat unsere Familie nach dem Sieg gegen Spanien sogar animiert, zur Siegesfeier in die Nordstadt zu fahren. Wir schauen dann eben zu zweit.“
Gut möglich jedenfalls, dass feiernde Halims am Samstagabend richtig abgehen. Und dann? „Ist alles möglich! Wer es ins Achtelfinale schafft, will auch ins Endspiel. Und wir können das packen.“ Halim ist in seinem Element. Wenn seine Brünninghauser Mannschaft von dieser Entschlossenheit einiges abbekommt, feiern sie im Sommer auch am Hombruchsfeld den Aufstieg und damit nach drei Jahren die Rückkehr in die Oberliga.
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