Ein Dortmunder Bezirksligist hat einen Spieler umfunktioniert. © Schaper
Fußball-Bezirksliga
Genial: Bezirksligist stellt Verteidiger in den Sturm, der trifft fünfmal in fünf Spielen
Ein Dortmunder Bezirksligist musste auf der Stürmer-Position reagieren und hat einen Außenverteidiger dorthin gepackt. Die Mannschaftskollegen sagten früher, er trifft aus drei Metern keinen Möbelwagen.
Für einen, über den seine Teamkollegen mal sagten, er treffe aus drei Metern keinen Möbelwagen, sind fünf Stürmertore in fünf Partien wahrlich keine schlechte Ausbeute. Die Geschichte über einen, der sich auf jeder Position wohlfühlt, erhält gerade „ganz vorne auf dem Pinn“, wie er sagt, ein neues Kapitel.
Andi Dapi (28) verdiente sich nach dem 3:2 seines TuS Eichlinghofen beim FC Castrop-Rauxel, in seiner Heimatstadt, die Bestnote seines Trainers Marc Neul. Dass er mit dem entscheidenden 3:2 den fünften Sieg in Serie sicherstellte, krönte die starke Vorstellung des Neu-Angreifers.
TuS Eichlinghofen: Dapi schwärmt von Thomas Faust
Andi („ich heiße wirklich nur Andi, meine Eltern wollten Buchstaben sparen“) Dapi begann bei BG Schwerin seine Karriere. Als Seniorenspieler kehrte er an den Grafweg zurück. „Da war dann Thomas Faust Trainer. Und wenn der dich mal an der Angel hat, kommst du so schnell nicht los.“ Also schwamm Dapi mit Faust zum VfL Kemminghausen. „Jeder kennt Fausti, er ist ein mitreißender Trainer. Aber als er ging, lockten mich dann doch meine guten Freunde Henrik Fibbe und Jan Knappmann nach Eichlinghofen.“ Und im Revier der Eichlinghofer Fischer dreht Dapi schon im vierten Jahr seine Bahnen.
Bleiben wir nur kurz im Bild: Von den Wellen an der Oberfläche bekommen die Fische in den Tiefen des Wassers nichts mit. Da schwamm keiner mehr ruhig seine Bahnen. Hier endet dann der Wasservergleich. Denn Dapi spürte sehr wohl, dass sein Klub so überhaupt nicht gut in diese Saison kam. Zwischenzeitlich stürzte der Traditionsverein auf den letzten Platz ab.
Andi Dapi agiert jetzt im Sturm. © Nils Foltynowicz
Es sei eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen, die zum zwischenzeitlichen Absturz geführt hatte, die sich aber beheben ließen. „Besonders die Personalsituation hatte dazu geführt. Und irgendwann setzte sich das Negative in den Köpfen fest. Und irgendwann sank auch die Stimmung in den Keller.“
Und irgendwann riss sich die Mannschaft selbst heraus. Es war ausgerechnet ein Pokalspiel, das auf Grund des übermächtig scheinenden Gegners gar nicht zum Wendepunkt zu taugen schien und doch den Turnaround brachte.
„Wir hatten uns vor diesem Spiel in Bövinghausen geschworen, dass wir das so alles nicht wollten, wir beweisen wollten, dass wir es können. Und dann haben wir sie geschlagen. Von da an wussten wir, was wir zu leisten imstande sind, wenn wir nur an uns glauben.“ Das neue Selbstbewusstsein stärkte natürlich auch den Trainern Marc Neul und Markus „Maxi“ Dücker den Rücken. Wobei Dapi, wie auch wohl alle im noch immer fest zusammenhaltenden Verein, den neuen Trainern nicht die Schuld gaben. „Ich bin so froh, dass der Verein immer zu den Trainern gestanden hat. Wir als Mannschaft waren immer von ihnen völlig überzeugt, hätten uns von ihnen wohl am besten mal eine Scheibe abgeschnitten. An ihnen lag es bestimmt nicht, dass wir erst so spät in die Spur kamen.“
Aber sie kamen so richtig in die Spur, weil der Erfolg auch die Freiheit für neue Ideen schuf. Eine davon war Gold wert. Noch immer drückte der Schuh vorne. Die schwer verletzte Achillessehne von Salomon Kadima Tshitungu hatte auch eine Riesenlücke ins Eichlinghofer Offensivspiel gerissen. Also kam Neul der Gedanke, den früheren Rechtsverteidiger Dapi vom Mittelfeld noch eine Position weiter nach vorne zu beordern.
„Tja, ich war aber eben nicht dafür bekannt, zu wissen, wo das Tor steht. So entstand im Spaß auch der Möbelwagenspruch.“
Neul, der als Trainer vom Verein immer die Luft zum Atmen erhielt, hatte ein gutes Näschen. Und jetzt trifft Dapi regelmäßig und steht sinnbildlich für den Eichlinghofer Aufschwung. Der TuS ist im einstelligen Tabellenbereich angekommen. „Wir möchten schon ein wenig klettern. Im besten Fall können wir vielleicht sogar noch den dritten Platz angreifen.“
Dann müssten es aber wenigstens ein paar Punkte mehr aus den Spielen gegen die Topteams Nordkirchen und Mengede sein. Dazwischen trifft der TuS auswärts auf RW Germania. Alle Partien endeten in der Hinrunde auf der Habenseite torlos, hinten aber gar nicht. „Wir haben Nordkirchen und Mengede, die um den Aufstieg spielen, bei uns. Das könnte ein Vorteil sein. Wir wollen sie wenigstens etwas ärgern.“
TuS Eichlinghofen: Andi Dapi bleibt ein weiteres Jahr
So spricht ein selbstbewusster Spieler, der sein fußballerisches Glück gefunden hat. „Ein Jahr bleibe ich auf alle Fälle. Da kann die Angel von Fausti noch so sehr kreisen.“ Der Angreifer verbreitet genau das, was er dann zur Sicherheit in Worte fast: „Ich habe riesengroße Lust auf Fußball.“ Eins aber stellt er augenzwinkernd klar: „Das soll kein Werbetext für die Wahl zum Spieler des Wochenendes werden, für den mich Marc Neul nominiert hat.“ Dabei ging Dapi laut Neul voran und hob die nach dem 0:2-Rückstand – ein Relikt aus den traurigen Zeiten – die sich senkenden Köpfe wieder an. Wir wissen doch, dass wir das, was wir reinpacken, auch zurückkriegen. So war es dann ja auch.“
Aber Dapi bremst sich schnell wieder: „Da hätte ich vielleicht sogar besser den Ball flach gehalten. Denn gewinne ich die Wahl, muss ich eine Kiste reinschmeißen. Darauf haben die Jungs natürlich richtig Bock.“ Dann wird Andi Dapi tatsächlich in den Glücksgefühlen philosophisch. „Ist schon Wahnsinn, wie schnell das geht. Vor ein paar Monaten ganz unten. Jetzt ist alles super.“
Vielleicht stürmt Dapi ja sogar mit seinem TuS noch auf den dritten Rang. Wenn dann noch Tshitungu wieder gesund wird, könnte sich der neue Angreifer ja wieder ein wenig zurückziehen. Wenn es nicht gerade um eine Kiste Bier geht, haut er spaßeshalber einen echten Selbstbewussten heraus: „Salou (Tshitungu, d. Red) kann neben mir spielen. Dann treffen wir richtig oft.“ Und alle Spediteure bringen besser ihre Möbelwagen in Sicherheit. Denn die trifft Dapi schon im Alleingang ganz sicher jetzt.
Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.
Jetzt kostenfrei registrieren
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung
Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.
Einfach Zugang freischalten und weiterlesen
Werden auch Sie RN+ Mitglied!
Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.