
Beim BSV Schüren trumpfte zuletzt vor allem ein junger Verteidiger auf. © Folty
Generationenwechsel beim BSV Schüren - ein Verteidiger trumpft auf
Fußball-Westfalenliga
Die junge Mannschaft des BSV Schüren hat beim wichtigen Erfolg gegen YEG Hassel überzeugt und stellenweise an alte Zeiten erinnert. Besonders ein Akteur stach dabei mit seiner Leistung hervor.
Bis sich Klischees auflösen, dauert es in der Regel ein paar Jahre. Ein Westfalenligist hätte demnach noch heute einen Trainer, der es nicht lassen kann, selbst zu spielen. Um ihn herum kickten nach dem alten Bild alte Kumpel seiner Generation – vornehmlich welche, die seine langen Bälle verwerten. Die offensiven Ausnahmespieler waren neben dem Spielertrainer selbst das große Thema.
Beim BSV Schüren beginnt der Generationenwechsel
Heutzutage versammelt BSV Schürens Nur-Noch-Trainer Dimitrios Kalpakidis (43) seine alten Weggefährten auf der Bank oder im Umfeld um sich herum. Die Namen von Co-Trainer Danny Voß oder dem Torwarttrainer Uwe Bandermann stehen dafür. Weg von den Klischees: Das heißt aber auch, dass sich die Schürener Spielweise längst geändert hat. Keine langen Bälle mehr von Kalpakidis, und Karim Bouzerda oder Eyüp Cosgun werden es schon richten. Dass Insider beide Namen immer wieder mit dem BSV in Verbindung bringen, ist übrigens nicht nur dem Klischee geschuldet. Aber das soll jetzt erst einmal nur ein Gerücht bleiben.
Am Sonntag beim 2:1 gegen den Tabellennachbarn im Keller stand aber auch ein Name dafür, dass Kalpakidis von seiner geliebten „Traditionsmannschaft“ abgerückt ist. Christian Bernhard (21). Der BSV ist vier Jahre nach dem Aufstieg in die Westfalenliga mit seinem Generationenwechsel sehr weit. Die nach anfänglichen Wacklern gegen Hassel starke Abwehrformation bringt es nur auf einen Altersschnitt von 23, weil Rechtsverteidiger Michael Hines, der mit seinem Offensivdrang kaum noch als solcher zu erkennen war, den Schnitt mit seinen 29 Lenzen „kaputtmacht“. Bernhard als junger Turm in der Verteidigung ragte heraus. Neben ihm spielte der nach einem Kreuzbandriss genesene Lukas Meyer (23), links das Abwehr-Nesthäkchen Roem Subasi (19).
„Wir haben nach viel zu vielen Gegentoren in den vergangenen Wochen immer wieder rotiert. Heute haben wir es in dieser Besetzung schon viel besser gemacht“, sagte Schürens Bester Bernhard. „Mit Lukas spiele ich mich jetzt ein, Roem spielt ja nicht ohne Grund die komplette Saison fast durch. Und Michael ist natürlich ohnehin sehr wichtig.“ Also der viel beschworene Kinderriegel ist es hinten nicht. Vielleicht die Juniortüte in der Abwehr, die mit solch einer kämpferisch starken Vorstellung alles andere als eine Wundertüte ist.
BSV Schüren: Youngster Christian Bernhard überzeugt gegen YEG Hassel
Der BSV hatte hinten einen klaren Plan, jeder wusste, was zu tun ist, um die gefährliche Hassseler Offensive um Tarik Baydemir vom Tor fernzuhalten. Das geht laut Bernhard besonders gut, wenn die Grundtugenden feststehen: „Spielerisch läuft das in solch einem Spiel nicht. Wir müssen kämpferisch alles in die Waagschale werfen.“
So klingt das für einen 21-Jährigen schon ein wenig nach alten Tugenden. So sah es auch für die Zuschauer aus: Bernhard hatte die Lufthoheit, er stand immer gut, suchte auch die Situationen, in denen es wehtun kann. Zudem nahm er Baydemir, der im Sommer Westfalia Wickede aus der Westfalenliga geschossen hatte und kürzlich auch in Brünninghausen traf, aus dem Spiel. Sprich: Bernhard ging voran, blieb umsichtig und war ein Garant der Wende im Spiel. „Letztendlich war es so, dass wir mit Kampf und Willen uns das 2:1 erarbeitet haben.“
So glücklich ein Tor wie das vom ebenfalls sehr jungen Ensar Selmanaj (21) auch war, da er es im Nachschuss erzielte, es sorgte für in dieser Saison ungewohnte Gefühle. Das bis auf einige stets kritische ältere Herrschaften eher reservierte Schürener Publikum ging schon vor dem 2:1 aus sich heraus, denn ihm schien klar geworden zu sein: Diese Jungs verdienen es.
Junge Mannschaft des BSV Schüren erinnert an alte Zeiten
Klar, da war Bernhard, da waren aber auch die Sechser Björn Menneke, der Torschütze zum 1:1, und Lukas Hohmann, die äußerst mannschaftsdienlich spielten. Von wegen Schürener Individualisten! Da waren als Reminiszenz an die jüngere Vergangenheit des BSV die Aktionen von Roem Subasi, der in bester Kamil-Bednarski-Manier die Bälle abschirmte und so kurz vor Schluss viel Zeit von der Uhr nahm.
„Unser aller Brust wird breiter“, berichtete Bernhard dann auch. Dass die jungen Hoffnungsträger mit solchen Sätzen immer wieder doch an Protagonisten aus der Klischee-Zeit erinnern, tut ihnen gar nicht weh: „So lange wir wissen, dass wir nur gemeinsam Erlebnisse aus den Vorwochen mit späten Gegentoren verhindern, kommen wir unten raus.“ Als es dann um sein eigenes Befinden ging, kehrte der junge Innenverteidiger doch ein wenig gequält den alten Hasen raus: „Ich bin platt, aber glücklich. Dass du in einem solchen Spiel etwas abkriegst, gehört irgendwie dazu.“
Der Rahmen schließt sich, denn etwas ist definitiv wie früher: „Mal sehen was Dimi mit uns vorhat. Anstoßen werden wir auf den Sieg bestimmt noch.“
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
