Gelb-Sperre für Trainer? Daniel Sekic: „Dagegen sollten wir auf die Barrikaden gehen“

© Stephan Schuetze

Gelb-Sperre für Trainer? Daniel Sekic: „Dagegen sollten wir auf die Barrikaden gehen“

rnFußball in Dortmund

Die neuen Fußball-Regeln bringen einige Neuerungen. Eine davon sind Gelbe und Rote Karten für Trainer. Die finden nicht alle schlimm - doch sollten daraus Sperren werden, gibt es Stunk.

Dortmund

, 31.07.2019, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Strafenkataloge für die Dortmunder Fußballteams mussten vor dieser Saison ein bisschen angepasst werden. Denn erstmals können auch Trainer und Betreuer Gelbe Karten sehen und bei der zweiten Gelben Karte einen Platzverweis erhalten.

Sekic gefällt der visuelle Anreiz

Daran ist an sich nur die visuelle Unterstützung durch den Gelben Karton neu, denn auch bisher konnten Schiedsrichter natürlich Verwarnungen gegenüber Trainern und Betreuern aussprechen und bei erneutem Auffallen Platzverweise verteilen - die dann auch mindestens ein Spiel Sperre nach sich ziehen würden.

Jetzt lesen

Einer, der das genau deshalb nicht so schlecht findet, ist Daniel Sekic, Trainer beim Fußball-Oberligisten ASC 09 Dortmund: „Vielleicht hilft dieser visuelle Anreiz ja manchmal, auch wenn es natürlich eigentlich ausreichen sollte, wenn der Schiri auf dich zukommt und sagt: ‚Es reicht‘“, sagt Sekic.

Gocke befürchtet Katastrophe

Auch Alexander Gocke, Trainer beim Westfalenligisten Westfalia Wickede sagt: „Grundsätzlich habe ich gar nichts dagegen, dass man Trainer ähnlich behandelt wie Spieler. Aber ich habe die Befürchtung, dass das mit den Gelben Karten jetzt schneller geht, als vorher mit der Ermahnung.“ Der Schiedsrichter habe bisher schon Möglichkeiten gehabt, zu sanktionieren, „da braucht man eigentlich kein Gelbe-Karten-System für Trainer.“ Auch Giovanni Schiattarella vom SV Brackel sagt: „Es ist langsam so, dass wir beim Fußball mehr Regeln haben als im Leben und das kann es ja wohl nicht sein.“

Gocke erwartet große Probleme bei der Umsetzung: „Die wird wahrscheinlich eine große Katastrophe werden, weil irgendjemand meint, er müsse ein Zeichen setzen“, sagt Gocke. Und Schiattarella ergänzt: „In Zukunft wird es wohl so sein, dass sich die Schiedsrichter-Assistenten mehr auf die Trainer konzentrieren anstatt auf das Spiel.“

Didion sieht noch Fragezeichen

Landesliga-Kollege Sebastian Didion vom Hombrucher SV ist auch gespannt auf die Folgen: „Ganz ehrlich: Da ist noch ein großes Fragezeichen bei mir“, sagt Didion, „ich kann mich oft nicht zurücknehmen, komme aber eigentlich immer ganz gut klar mit den Schiris.“ Schiattarella fügt hinzu: „Bisher fand ich die Regeln ausreichend, dass der Schiedsrichter in seinem Ermessen entschieden hat, ob er jemanden hinter die Bande geschickt oder nicht. Damit gab es doch auch keine Probleme.“

Jetzt lesen

Didion wird allerdings deutlicher, wenn es um die diskutierte Sperre für Trainer nach einer bestimmten Anzahl von Gelben Karten geht: „Das wäre schon sehr heftig“, sagt Didion. Die Deutsche Fußball-Liga will am 21. August entscheiden, ob solche eine Gelb-Sperre für Trainer schon nach drei Spielen kommt. Daniel Sekic vom ASC hat eine klare Meinung: „Das halte ich für Schwachsinn. Wo kommen wir denn dahin? Das kann der Verband nicht ernst meinen. Dagegen sollten die Trainer auf die Barrikaden gehen“, sagt Sekic.

Sekic fürchtet um die Emotionen

Auch Brackels Giovanni Schiattarella sagt: „Ich verstehe auch nicht, warum man den Trainern die Emotionalität nehmen möchte. Die gehört dazu. Wir müssen die Mannschaft pushen, anfeuern, von der Seitenlinie helfen, da darf man uns nicht eindämmen. Bekommen wir Trainer jetzt auch ein Benimm-Heft, damit wir wissen, was wir machen dürfen und was nicht? Weil bisher weiß ich das nicht.“

Daniel Sekic musste in der vergangenen Saison schon ohne Karten dreimal „hinter die Bande“, sollte es zukünftig nach einer gewissen Anzahl von Gelben Karten Sperren geben, „wüsste ich nicht, wie viele Spiele ich schlussendlich betreuen würde“, sagt Sekic, der befürchtet, dass die Emtionen verloren gehen: „Es ist ein emotionaler Sport und man kriegt mich dann auch schwer aus diesem Tunnel raus“, sagt Sekic, „hinterher ärgere ich mich dann auch darüber, weil ich ja weiß, wie gewissenhaft die Schiedsrichter arbeiten.“

Jetzt lesen

Doch genau das könnte bei einer weiteren Neuerung ein Problem sein. Denn der Trainer ist ab der neuen Saison verantwortlich für das, was auf der Bank passiert. Wenn ein Schiedsrichter weiß, dass eine Beleidigung zum Beispiel von der Bank gekommen ist, kann er dafür den Trainer vom Platz stellen, wenn er nicht weiß, von wem genau die Äußerung kam: „Das ist jetzt bei uns noch nie passiert“, sagt Sebastian Didion, „aber das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig und ich weiß jetzt noch nicht, wie ich reagiere, wenn das mal passieren sollte.“

Didion: „Fußball ist emotional“

Auch Didion weißt darauf hin, dass Fußball ein emotionales Spiel sei: „Da schreibt mal einer irgendwas und plötzlich bist du mit Rot unten. Der Schiedsrichter muss sich da schon zu 100 Prozent sicher sein, dass es von der Bank kam.“

Bei der ersten Gelben Karte für einen Trainer im Dortmunder Amateurfußball kam es laut Co-Trainer Dave Marnold vom ASC 09 zu eben solch einer Verwechselung.