Fußballerinnen über Männer-Trainer: Fühlen uns beleidigt, diskriminiert, lächerlich gemacht

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Fußballerinnen über Männer-Trainer: Fühlen uns beleidigt, diskriminiert, lächerlich gemacht

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Ein Fußballtrainer beleidigt eine Schiedsrichterin sexistisch. Das anschließende Urteil wird zum großen öffentlichen Thema. Hunderte Spielerinnen haben sich nun zusammengeschlossen.

Dortmund

, 21.03.2021, 16:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Frauen haben auf dem Fußballplatz einfach absolut nichts zu suchen“, hat Heiko Vogel, Trainer der Reserve von Borussia Mönchengladbach, zu Schiedsrichterassistentin Vanessa Arlt während einer Partie gesagt.

Dies berichtete Arlt den Westfälischen Nachrichten. Für die Spielerinnen der ersten und zweiten Bundesliga, zu denen auch die Akteurinnen des SV Berghofen gehören, ist dieser Satz „beleidigend und diskriminierend“.

Spielerinnen verleihen ihrer Wut Ausdruck

So taten es die Akteurinnen in einem Offenen Brief kund, der am Samstag von Fußball-Nationalspielerin Alexandra Popp geteilt worden ist. Auf Anfrage bestätigte dies Stephan Gebling, Sportlicher Leiter der Berghofener Fußballerinnen: „Für unsere Frauen war es sofort klar, dass sie diesen Brief unterstützen.“

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Die Kapitäninnen vieler Teams der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga haben einen engen Draht zueinander, tauschen sich regelmäßig aus und haben sich zu der Aktion zusammengeschlossen, um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen.

Doch was war genau passiert?

Vogel hatte Arlt beleidigt, dafür als Strafe vom Westdeutschen Fußballverband (WDFV) eine Sperre von zwei Spielen sowie eine Geldstrafe bekommen. Außerdem von Verbandsseite kommuniziert: Sechs Trainingseinheiten mit einem Frauen- oder Juniorinnenteam.

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„Dieses Urteil diskriminiert alle Frauen im Sport und speziell im Fußball. Uns stellt sich die Frage, wie das Trainieren eines Frauen- oder Mädchenteams als eine Strafe festgelegt werden kann“, schreiben die Spielerinnen in dem Brief an dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und fordern eine Aufklärung der Geschehnisse.

„Wir alle fühlen uns beleidigt, diskriminiert und lächerlich gemacht“, steht abschließend in dem Brief.

Derweil geht bei den Verbänden die Spurensuche los.

Urteil soll überprüft werden

„Es ist mir unbegreiflich, dass man ein Training einer Frauenmannschaft als Teil einer Strafe verordnet. Ich kann den großen Ärger der Spielerinnen deshalb verstehen und nachvollziehen, dass sie sich dazu öffentlich Gehör verschaffen“, erklärte Hannelore Ratzeburg, Vizepräsidentin im DFB, der Deutschen Presse-Agentur. Der DFB sei deshalb schon im Austausch mit dem WDFV, dessen Präsidium am Freitag verkündete, dass Vogel-Urteil überprüfen zu lassen.

In der Mitteilung ist die Rede von sechs Trainingseinheiten, die Vogel „auferlegt“ wurden, was das Präsidium „kritisch“ sehe.

Auch Gundolf Walaschewski, Vizepräsident des Westdeutschen Fußballverbandes, hat sich am Freitag in einer Pressemitteilung geäußert: „Diskriminierung hat weder im Fußball noch in der Gesellschaft Platz. (...) Null Toleranz gegen sexuelle Diskriminierung und null Toleranz gegen Diskriminierung generell. Zudem ist es unsere Pflicht, dass wir uns schützend vor unsere Schiedsrichter*innen stellen. Deshalb ist es dem Präsidium wichtig, dass das Geschehen rund um das betreffende Spiel und die Äußerungen des Fußball-Lehrers Heiko Vogel lückenlos aufgearbeitet und geprüft werden.“

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Auch Borussia Mönchengladbach hat sich zur Causa geäußert. Sportdirektor Max Eberl hat auf der Pressekonferenz am vergangenen Freitag dementiert, das es sich bei den Trainingseinheiten um eine Strafe gehandelt habe. Im Zuge der Verhandlung mit dem Sportgericht soll Vogel von sich aus angeboten haben, die Einheiten zu machen.

Mit Material der Deutschen Presse-Agentur

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