Spieler-Streik beim FC Brünninghausen BSV Schüren sieht Wettbewerbsverzerrung

„Wettbewerbsverzerrung“
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Die beim FC Brünninghausen angekündigte Entlassung von Trainer Giovanni Schiattarella und dem Sportlichen Leiter Reza Hassani und der darauffolgende Mannschaftsstreik haben für Furore gesorgt.

Trotz hervorragender Ergebnisse will sich der Fußball-Westfalenligist zum Saisonende von dem Duo trennen.

Die Folge: Die Mannschaft trat nicht zum Liga-Spiel beim Lüner SV an und befindet sich seitdem im Streik – eine sehr drastische Konsequenz. Nun äußern sich auf Nachfrage unserer Redaktion verschiedene Dortmunder Vereinsvertreter zu dem Vorgang.

Wettbewerbsverzerrung als Vorwurf

Jörg Mielers aus dem Vorstand des Kirchhörder SC hat dazu eine klare Meinung: „Was da abläuft, ist schon sehr hart. Da gibt es zwei Verlierer: Brünninghausen und die Mannschaft. Wir wissen alle nicht, was da genau vorgefallen ist, aber ich glaube, wenn man früher miteinander gesprochen hätte, dann hätte man das verhindern können.“

Gegenwind für den Spielerstreik gibt es auch vom BSV Schüren. Der Liga-Konkurrent ist vom Abstieg bedroht und sieht eine klare Wettbewerbsverzerrung im Verhalten der Brünninghausener: „Man kann ja beide Seiten verstehen und man hört nie die 100-prozentige Wahrheit, aber ich persönlich finde das nicht in Ordnung, wenn die Mannschaft streikt“, sagt Peter Seifert, Vorstandsvorsitzender des BSV Schüren.

Reza Hassani schaut sich das Spielgeschehen an.
Reza Hassani hat den FC Brünninghausen nach der angekündigten Trennung zum Saisonende mit sofortiger Wirkung verlassen. © Stephan Schuetze

Seifert selbst weiß, dass es schwer ist, die Situation zu bewerten, wenn man nicht alle Informationen kennt. Mit Nicht-Antritt zu trotzen, sei aber nicht die Lösung.

„Wenn das Schiff nicht vor dem Untergang steht, sollte man den Spielbetrieb aufrechterhalten. Der Spielführer ist ja auch so etwas wie die Galionsfigur“, sagt Seifert über die Wichtigkeit des Kapitäns in der Situation. FCB-Spielführer Pascal Wieczorek hatte den Vorstand am Freitag (21. Februar) informiert, dass die Mannschaft nicht mehr für den Verein spielen wolle.

Sollte der FC Brünninghausen weiter am Spielbetrieb teilnehmen, so meinte der Vorstandvorsitzende, dass dieselbe Mannschaft antreten solle, die auch vor dem Knall angetreten sei. „Wenn sie eine Mannschaft stellen, die jede Woche verliert, dann ist das für niemanden gut. Dann sollten sie die Mannschaft zurückziehen“, betont Seifert.

Streik? „Geht gar nicht“

Jahrelang prägte die Rivalität zwischen dem ASC 09 und dem FC Brünninghausen die Oberliga Westfalen. Auch Aplerbecks Sportlicher Leiter Samir Habibovic hat das Geschehen verfolgt – besonders den Spielerstreik sieht er kritisch.

„Dass eine Mannschaft streikt, geht gar nicht“, betont er. „Ich verstehe, wenn Trainer und Sportlicher Leiter aufhören wollen. Aber die Spieler wissen oft nicht, was sie mit einem Streik anrichten. Sie haben ihren Vertrag schließlich beim Verein unterschrieben.“

Im Amateurfußball sei das zum Glück eine Ausnahme. „In meinen 22 Jahren als Verantwortlicher habe ich so etwas nur ganz selten erlebt“, sagt Habibovic.

Vergleich zum Hombrucher SV

Paralellen zur eigenen Vergangenheit sieht Landesligist Hombrucher SV. Der Vorsitzende Michael Kiwall erklärt: „Es ist schon ein Stück ähnlich zu unserer Situation aus dem letzten Jahr. Wir haben es damals geschafft, den Turnaround hinzubekommen. Das ist aber nur durch gute Gespräche mit allen Beteiligten möglich.“

Weiter betont der Vorsitzende, dass alle Parteien offen für neue Blickwinkel sein müssten. Die Hombrucher standen in der Winterpause 2023/2024 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten zwischenzeitlich vor dem sofortigen Aus in der Westfalenliga.

Es sollte im Amateurfußball mehr um den Sport gehen und weniger um das Drumherum, sagt Kiwall. „Ich kann absolut nachvollziehen, dass Sponsoring und Einnahmen ein schwieriges Thema sind. Streik ist dabei aber ein sehr scharfes Schwert, was aus meiner Sicht nicht gezogen werden sollte. Ich weiß es ja bei uns im Verein aus eigener Erfahrung. Ich glaube, der Amateurfußball sollte sich wieder etwas besinnen, damit wir mit den ganzen Aufwandsentschädigungen wieder zurück zur Normalität kehren“, meint der HSV-Vorsitzende.

Zuspruch von Türkspor Dortmund

Auch in der Regionalliga West sind die Streitigkeiten aus Brünninghausen angekommen. Seyhan Adigüzel, Co-Trainer und Geschäftsstellenleiter von Türkspor Dortmund, sagt: „Zu den Interna bei Brünninghausen kann und möchte ich mir keine Meinung bilden. Dafür bin ich zu weit weg von der Materie, aber bei uns im Trainerteam war das auch ein Thema.“ Cheftrainer Maximilian Borchmann war einst selbst Coach des FCB.

Die Reaktion der Mannschaft und vor allem die von FCB-Kapitän Wieczorek finden aber Anklang beim Türkspor-Trainer: „Einen riesigen Respekt vor der Mannschaft und dem Kapitän, das sage ich mit voller Ernsthaftigkeit. Dass sie sich als gesamte Mannschaft geschlossen hinter die handelnde Person stellen, finde ich beeindruckend. Das zeigt, dass da kein Blatt dazwischen passt.“

So eine Reaktion auf eine Trainerentlassung habe Adigüzel in der Form in Dortmund noch nicht mitbekommen.