Rassismus hat weder im Sport noch sonst irgendwo in unserer Gesellschaft etwas zu suchen. Dennoch ist er ein Problem, das auch den Amateurfußball betrifft. So auch im B-Liga-Spiel zwischen der ÖSG Viktoria 08 und dem BV Viktoria Kirchderne II. Anders als bei den meisten Fällen stand diesmal der Unparteiische unter Verdacht, rassistische Aussagen getätigt zu haben. Das Kreissportgericht hat nun sein Urteil dazu getroffen.
Rudel-Bildung zwischen ÖSG Viktoria und Viktoria Kirchderne II
Die ÖSG habe dem Unparteiischen vorgeworfen, rassistische Aussagen gegenüber den Vereinsverantwortlichen geäußert zu haben. „Bei so Leuten wie euch kann man nicht anders pfeifen“, und: „Es ist doch immer dasselbe mit euch Leuten“, soll der Schiedsrichter von sich gegeben haben.
Grund dafür sei eine Rudelbildung beider Mannschaften, die sich kurz vor Schluss nach einer Gelb-Roten Karte ereignete. Dabei seien Spieler auf dem Platz aneinandergeraten und ausfallend geworden, wie ÖSG-Geschäftsführer Samir Boudih berichtet.
Die vermeintlich getroffenen Aussagen des Schiedsrichters haben die Hausherren dann dazu bewegt, geschlossen das Spielfeld zu verlassen und einen Spielabbruch zu erzwingen. Dies hatte zur Folge, dass der Fall vor dem Kreissportgericht landete - mit schweren Folgen für die 08er.

„ÖSG Viktoria 08 Dortmund wird durch den verursachten Spielabbruch zu einer Geldstrafe in Höhe von 250 Euro verurteilt“, heißt es vom KSG. Das Spiel wird als 0:2-Niederlage aus Sicht der ÖSG gewertet. Diesen Beschluss kann der Verein nachvollziehen: „Wir geben Kirchderne die Punkte, das ist uns egal und das verstehen wir auch“, sagt Boudih.
Die zweite Geldstrafe ist für den Geschäftsführer aber unverständlich. „ÖSG Viktoria 08 Dortmund wird wegen mangelnden Schutzes des Schiedsrichters nach dem Spielabbruch zu einer Geldstrafe von 100 Euro verurteilt“, entscheidet das KSG.
„Vor dem Spiel habe ich mich beim Schiedsrichter vorgestellt und wollte ihm unseren Ordnungsdienstleiter vorstellen. Er sagte aber, dass dafür keine Zeit war. Von uns waren aber die ganze Zeit drei Ordner am Platz. Die Strafe kann ich wirklich nicht nachvollziehen, aber auch das akzeptieren wir“, stellt der Geschäftsführer klar.
Kreissportgericht weist Rassismus-Vorwurf zurück
Der eigentliche Aufreger der Sitzung war aber der Vorwurf der rassistischen Äußerung. Das Kreissportgericht entschied zugunsten des Schiedsrichters und hat den Vorwurf zurückgewiesen - aus mehreren Gründen, wie der vorsitzende Sportrichter Patrick Neumann mitteilt.
Der Verein habe den Vorfall nicht richtig gemeldet und sei damit beim KSG nicht richtig verfahren. Da es keine Zeugen aufseiten Viktoria Kirchdernes gab und der Schiedsrichter bestreitet, diese Aussagen so getätigt zu haben, lag die Beweislast bei der ÖSG. Ungeachtet dessen hat das KSG entschieden, die Aussagen nicht als rassistisch zu bewerten.
Sehr zum Unverständnis von Geschäftsführer Boudih: „Ich hätte mir da ein anderes Urteil gewünscht. Wir wollten das intern in der Spruchkammer klären, deswegen sind wir so vorgegangen. Es war eine emotionale Verhandlung und teilweise sehr lautstark.“
ÖSG Viktoria will Rassismus-Vorwurf weiter nachgehen
Trotzdem möchte die ÖSG den Vorfall weiter aufarbeiten und zivilrechtlich dagegen vorgehen. „Ich sage nicht, dass der Schiedsrichter ein Rassist ist. Aber diese Aussagen waren mindestens mal unüberlegt und ich finde es nicht in Ordnung, wenn sowas unbestraft bleibt. Das gehört sich nicht“, betont Boudih.
Aus Kirchderne kann die ÖSG da aber nicht auf Unterstützung hoffen. BV-Coach Tim Preuß sagt: „Ich habe es nicht mitbekommen und wir können dazu auch nichts sagen. Auch keiner meiner Spieler weiß davon etwas. Für uns ging es in der Verhandlung eher um den Spielabbruch.“
Hinzu kommt, dass zwei Spieler der ÖSG jeweils für die nächsten sechs Pflichtspiele gesperrt wurden. Einer wegen Beleidigung eines Gegenspielers auf dem Spielfeld während der Rudelbildung, ein anderer wurde bestraft, weil er sich nach dem Spiel lautstark über den Schiedsrichter vor dessen Kabine beschwert habe.

Zumindest die erste Sperre zweifelt der Geschäftsführer stark an: „Direkt nach dem Platzverweis hat er das Spielfeld verlassen. Der Schiedsrichter glaubt, dass er beleidigt hat, aber Kirchderner Spieler können bezeugen, dass er mit unserem Betreuer schon längst vom Platz war.“
Die ÖSG bereut ihre Entscheidung nicht, das Spiel kurz vor Schluss abzubrechen. Kirchderne-Coach Tim Preuß bat Boudih an, die letzten beiden Minuten einfach runterlaufen zu lassen, doch der Geschäftsführer der 08er lehnte ab.
„Es wird mit zweierlei Maß gemessen. Es kann nicht sein, dass einem Schiedsrichter automatisch Glauben geschenkt wird und sowas einfach geduldet wird. Mehrere der Anklagepunkte gegen uns waren falsch. Wir lassen uns sowas nicht gefallen und es ist mein individuelles Recht, gegen sowas strafrechtlich vorzugehen“, betont Boudih.