Dieser Gewaltvorfall ist selbst für aktuelle Verhältnisse im Amateurfußball erschütternd. Ein Video dokumentiert, was Fußballer der DJK Saxonia II am Sonntag getan haben. Auch die Polizei kommt.
Vorausgegangen war dem Vorfall das Spiel zwischen der DJK SF Nette III und der DJK Saxonia II in der Kreisliga C3 Dortmund. Nette drehte einen 0:1- und 1:2-Rückstand noch in einen schlussendlichen 4:3-Sieg.
Im Anschluss an die Partie soll es zu den Szenen gekommen sein, die auf dem 27 Sekunden langen Video zu sehen sind, welches aktuell durch die sozialen Medien geht. Zunächst springt ein Saxonia-Spieler mit einem Kung-Fu-Tritt in Richtung Nette-Fußballer Jan Linneweber. Auch der Tritt eines Nette-Ordners gegen einen Akteur der Gäste ist früh zu sehen.
Der Saxonia-Akteur geht im Anschluss sofort ein zweites Mal auf Linneweber los, der zwar zu Boden gegangen war, sich aber schnell wieder gefangen hatte. Der Gewalttäter wird dieses Mal allerdings kurz vorher aufgehalten.
Nun kommt es zu einer wüsten Schlägerei auf dem Sportplatz am Hallenbad. Auch Linneweber versucht, sich zu verteidigen. Eine weitere Person im Trikot der DJK Saxonia springt den Nette-Fußballer um. Auch ein Mensch, der eine Ordner-Weste trägt, fliegt mehrere Meter weit über den Sportplatz.
Polizei kommt zum Sportplatz am Hallenbad
Zu sehen sind mehrere Personen, die auf dem Boden liegen. Lautes Gebrüll ist zu hören. Viele weitere Menschen eilen auf dem Platz, wo sich gehalten, geschlagen und geschubst wird. Nach einigen Sekunden scheinen die meisten Streithähne voneinander getrennt.
Mehrfach sind während der Video-Aufzeichnung Rufe nach der Polizei zu hören. Die wurde schließlich auch alarmiert und eilte – wie ein Foto belegt – mit mindestens vier Einsatzwagen zur Sportanlage am Hallenbad.
DJK SF Nette: Prellungen bei Jan Linneweber
Die Leitstelle der Polizei Dortmund bestätigte den Einsatz gegenüber unserer Redaktion am Sonntagabend. Als die Einsatzkräfte vor Ort eintrafen, hatte sich die Situation aber bereits beruhigt. Die Polizei registrierte keine Verletzten und fertige keine Anzeigen. „Für uns war nichts mehr zu regeln. Keiner wollte Angaben machen“, hieß es von der Leitstelle.
Nette-Kapitän Jan Linneweber, auf den es die DJK Saxonia zu Beginn der körperlichen Auseinandersetzung abgesehen hatte, begab sich noch am Sonntagabend ins Krankenhaus, um mögliche Verletzungen abklären zu lassen. Seine Rippen und sein linker Fuß seien geprellt, sagte Linneweber gegenüber unserer Redaktion.

„Sowas hatten wir noch nie. Ich hatte natürlich Schiss“, so Linneweber. Wenn es mal eine Rudelbildung gebe, löse sich diese normalerweise sehr schnell wieder auf.
Aber am Sonntag galt das nicht: „Da war nichts mit auseinandergehen. Ich habe nur versucht, mich in Sicherheit zu bringen und mich zu verteidigen.“ Erst zwei bis drei Stunden später, als Schock und Adrenalin nachließen, habe er die Schmerzen bemerkt.
DJK SF Nette III dreht Spiel gegen DJK Saxonia II
Die Ordner hätten dafür gesorgt, dass sich die Schlägerei auflöst, sagt Jan Linneweber. Vereinzelt hätten auch Saxonia-Zugehörige dabei geholfen. „Es hat sich dann alles so ein bisschen verlaufen“, berichtet Nettes Kapitän.
Über den Grund für die Eskalation könne Linneweber nur spekulieren, sagt er. Nette hatte das Spiel gedreht. „Dann sind sie eben sehr temperamentvoll“, sagt Linneweber, selbst Torschütze zum vorentscheidenden 4:2, über die DJK Saxonia Dortmund II.
Als der Schiedsrichter die Partie abpfiff, sei ein Mitspieler zu ihm gekommen, so Linneweber. Er selbst saß zu diesem Zeitpunkt schon auf der Auswechselbank. Gemeinsam hätten die beiden Fußballer der Sportfreunde gejubelt.
Sofort sei ein Saxonia-Akteur herangeilt, berichtet Nettes Linneweber. „Dann kam auch schon der erste Saxonia-Spieler geflogen“, erinnert sich Nettes Nummer acht, der nach 83 Minuten – ebenso wie ein Teamkollege eine Minute später – die Gelb-Rote-Karte gesehen hatte.
Kein Eintragungen im Spielbericht
Schon während der Partie habe es bei den Gästen untereinander Kommandos gegeben, dass einzelne Nette-Spieler „liegen“ müssten. Als die Polizei eintraf, seien die Saxonia-Spieler, die zuvor Gewalt ausgeübt hatten, nicht mehr vor Ort gewesen, berichtet Jan Linneweber.
Auch der Unparteiische spielte am Sonntagnachmittag eine Rolle. Er verteilte im Nachgang der Partie keine Strafen an die DJK Saxonia und gab im Spielbericht an, dass es keine Gewalthandlungen gegeben habe. Weil auch dem Fußballkreis Dortmund das Video der Vorkommnisse vorliegt, leitet dieser trotzdem die entsprechenden Schritte ein.
Gerüchte über DJK Saxonia
Von der DJK Saxonia Dortmund war für unsere Redaktion über verschiedene Kanäle kein Verantwortlicher zu erreichen. Am Montag kursierten dafür erste Gerüchte, dass der Verein eine Auflösung seiner zweiten Mannschaft erwäge.