Fragwürdige Olympia-Ambitionen der Stadt Dortmund Viel Wunschdenken, kein Realismus

Fragwürdige Olympia-Ankündigung der Stadt Dortmund: Pläne sind nicht realistisch
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Fragwürdige Olympia-Ankündigung der Stadt Dortmund: Pläne sind nicht realistisch

Die Idee klingt fantastisch: Die Olympischen Spiele 2040 in Dortmund und 15 weiteren Rhein-Ruhr-Städten, darunter auch Kiel für die Segel-Wettbewerbe. Ein Leuchtturmprojekt, das Deutschland auf der Weltkarte des Sports verankern könnte. Das Potenzial, unsere Stadt erneut als begeisterte Gastgeberin zu präsentieren – wie bei der WM 2006, der EM 2024 und unzähligen anderen Großveranstaltungen – ist riesig.

Es passt zu Dortmunds Identität: sportverrückt, herzlich, weltoffen. Doch bei allem Glanz, den das Projekt verspricht, gibt es mehr als nur ein paar Stolpersteine auf dem Weg zur olympischen Krönung.

Olympia: Finanzierungsplan? Fehlanzeige!

Im August betonte die Stadt Dortmund, dass ein Konzept für die Bewerbung existiere. Das klingt beeindruckend, aber beim Thema Geld wird es dünn. Ein detaillierter Finanzierungsplan? Fehlanzeige. Sicher, das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat sich reformiert und trägt mittlerweile einige Kosten selbst – eine positive Entwicklung.

Klar ist auch: Die Bewerbung basiert auf der privatwirtschaftlichen Initiative „Rhein Ruhr City“. Es wäre sogar gar nicht so unwahrscheinlich, dass sich die Gesamt-Kosten am Ende in einem deutlich geringeren Rahmen bewegen als zur Europameisterschaft.

Doch die großen Brocken, wie die Sicherheitsauflagen, die selbst erfahrene Planer an den Rand der Verzweiflung bringen könnten, bleiben eine Blackbox. Und wie will Dortmund glaubwürdig werben, wenn noch nicht mal die groben Zahlen stehen? Dass der Bund sich finanziell engagieren will, ist zwar nett, aber in der aktuellen politischen Situation so verlässlich wie ein Wetterbericht für 2040.

Olympia: Keine klare Perspektive

„Wir sind überzeugt von unserem Konzept“, teilte die Stadt mit. Schön und gut, aber reicht das? Natürlich könnte Olympia langfristig wirtschaftliche und infrastrukturelle Vorteile bringen, aber ohne konkrete Antworten auf drängende Fragen – wie entwickeln sich die Anforderungen des IOC? Wie sieht die Kostenentwicklung aus? – bleibt die Bewerbung ein Sprung ins kalte Wasser. Wer von „Eindrücken wie in Paris“ spricht, aber keine greifbaren Maßnahmen aufzeigt, verkauft Träume statt Realismus.

Olympia: Immenser Konkurrenzdruck

Dass sich 16 Städte der Rhein-Ruhr-Region zusammengeschlossen haben, ist beeindruckend. Es zeigt, dass Deutschland die Idee ernst nimmt. Aber mit München, Hamburg, Berlin und Leipzig gibt es schon vier weitere Bewerber innerhalb der Landesgrenzen. International stehen mit Istanbul, Nusantara, Budapest und Co. Schwergewichte in den Startlöchern, die ihre Bewerbungen mit ebenso viel Herzblut wie finanzieller Power vorantreiben werden. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich noch nicht einmal entschieden, welche Region Deutschland repräsentieren soll – ein Umstand, der die Ambitionen der Rhein-Ruhr-Allianz nicht gerade stärkt.

Olympischer Traum mit Beigeschmack

Natürlich: Sollte der Zuschlag tatsächlich an Dortmund und die Rhein-Ruhr-Region gehen, wäre das eine Revolution. Olympia könnte ein Katalysator sein, der nachhaltige Impulse für Wirtschaft, Infrastruktur und Gesellschaft im gesamten Bundesland setzt. Und Dortmund würde sich – wie immer – von seiner besten Seite zeigen. Aber das Ganze hat auch einen faden Beigeschmack.

Pünktlich zur Bundestagswahl in wenigen Monaten und der Kommunalwahl im kommenden Jahr entdeckt die Politik die olympische Vision als medienwirksame Bühne. Ein leichtes Spiel für Oberbürgermeister Thomas Westphal, der sich mit markigen Worten wie „Einzigartig, günstig, machbar“ in Szene setzt, während konkrete Antworten auf Nachfragen an die Stadt eher Mangelware sind.

Olympia 2040 bleibt ein schöner Traum. Aber um ihn Wirklichkeit werden zu lassen, braucht es mehr als warme Worte und optimistische Visionen. Es braucht harte Zahlen, einen Plan, der diesen Namen verdient, und vor allem Ehrlichkeit gegenüber der Bevölkerung. Träumen ist erlaubt – aber bitte mit offenen Augen.