Jesse Kuhn, der äußerst kommunikative Abwehrchef des FC Roj, merkte schon früh: Dieses Spiel nimmt keinen guten Anfang. „Das ist zu wenig, Männer. Viel zu wenig!“, pfiff der Dortmunder die Kollegen schon nach fünf Minuten lautstark an.
Da hatte der Marler David Sdzuy, Neuzugang vom Oberligisten Spvgg. Erkenschwick, den Ball aus 16 Metern ganz knapp über den Querbalken gesetzt. Kuhns Warnung verhallte aber weitgehend ungehört.
Dennis Grodziks Doppelschlag für den FC Marl
Die Gäste liefen im Aufsteiger-Duell weiter nur hinterher und verteidigten lausig. Was der FC Marl konsequent nutzte. Denn der nächste Schuss von der Strafraumkante saß. Dennis Grodzik durfte in der 9. Minute ungestört Maß nehmen, der Ball rauschte flach ins Eck. Wobei Egzon Jusufi nicht glücklich aussah: Der Torhüter des FC Roj flog etwas zu spät los.
Nur zwei Minuten später spielten sich David Sdzuy und Niklas Baf nach einer Ecke den Ball auf dem Flügel zu. Baf flankte schließlich vors Tor, wo Dennis Grodzik am zweiten Pfosten sträflich unbewacht war. Lässig beförderte der Flügelspieler den Ball über die Torlinie – 2:0 (11.).
„Wir waren 20 Minuten lang überhaupt nicht im Spiel“, moserte Roj-Trainer Björn Sobotzki hinterher. Seine Truppe hatte nach 25 Minuten eine erstklassige Chance. Marls Kapitän Patrick Goecke brachte einen miesen Rückpass, der eher an einen Torschuss erinnerte, nicht unter Krontrolle - Santiliano Braja stibitzte den Ball und rannte allein aufs Tor zu. FC-Torhüter Jonas Gröner aber parierte stark.
Leidreiter trifft den Pfosten für den FC Marl
Ansonsten aber spielte in der ersten Halbzeit meistens der FC Marl. Und Roj hatte Glück, nicht noch klarer ins Hintertreffen zu geraten. „Wir müssen vor der Pause eigentlich das 3:0 nachlegen“, befand Trainer Thomas Falkowski. Die beste Gelegenheit dazu hatte Lais Leidreiter. Nach schicker Vorarbeit von Yannick Kayma und David Sdzuy kam der Mittelfeldspieler aus zehn Metern zum Abschluss – Pfosten (41.).

Auch die erste gute Chance in Hälfte zwei hatte der FC Marl. In Gestalt von Gökhan Turan, der vom linken Flügel in den Strafraum dribbelte, bei seinem Abschluss war Torhüter Jusufi aber auf dem Posten (49.).
Im Anschluss fanden die Gäste von Minute zu Minute besser ins Spiel. Roj gewann mehr Zweikämpfe, erhöhte das Tempo und spielte zwingender nach vorn. Das Resultat: Auch die bis dato recht sichere Marler Hintermannschaft offenbarte Lücken. Zwischen der 60. und 75. Minute lag der Anschluss in der Luft.
FC Roj vergibt gute Möglichkeiten
Erst parierte FC-Torhüter Jonas Gröner in sensationeller Manier einen Braja-Kopfball mit einer Hand. Dann setzte ein Schuss von Phil Rosenkranz auf der Latte auf. Und schließlich jagte Kimaz Hamza den Ball per Scherenschlag übers Tor. Der Angreifer war so frei – die Zeit hätte womöglich auch für eine Ballannahme und einen kontrollierten Abschluss gereicht.
„In der zweiten Hälfte müssen wir einfach ein Tor erzielen“, stellte Gäste-Trainer Sobitzki fest. „Ansonsten kann ich meiner Mannschaft nicht viel vorwerfen. Sie hatte den Gegner in der zweiten Halbzeit an der Wand, Marl konnte unser Tempo nicht mitgehen.“
Das hätte FC-Trainer Thomas Falkowski so sicher nicht unterschrieben. Der Marler Coach ärgerte sich über die vielen leichtfertig vergeigten Chancen zum Konter. Seine Kicker passten nachlässig, nahmen den Ball unsauber mit oder schlugen im Strafraum noch den einen oder anderen überflüssigen Haken.

Immerhin: In der Schlussviertelstunde legten die Gastgeber in der Defensive zu, hatten auch wieder mehr Ballbesitz und bremsten so den Dortmunder Elan aus. Dass es anders als beim Auftaktsieg bei Wattenscheid 08 ein enges Spiel war, das kam Thomas Falkowski aber ganz recht.
Mit Sorge hat der Trainer des FC Marl beobachtet, wie die Erwartungen rund um den Klub in der vergangenen Woche in die Höhe schossen. „Wir sollten die Kirche mal schön im Dorf lassen. Nach dem 6:1 in Wattenscheid meinten schon einige, wir müssten jetzt auch in die Westfalenliga aufsteigen“, monierte Falkowski. „Heute hat jeder gesehen, wie viel Qualität so eine Mannschaft wie der FC Roj hat.“
FC Marl jetzt gegen die Favoriten
Und die richtigen Prüfungen kämen doch noch. In Kürze sogar: Am kommenden Sonntag fährt der FC Marl zum SV Wanne 11, dann reist Mit-Aufstiegsfavorit DJK TuS Hordel an. Solche Probleme hat der FC Roj fürs Erste nicht: Jetzt empfängt der Aufsteiger den TuS Harpen. Und muss dann zusehen, seine PS über 90 Minuten auf den Platz zu bringen, das Tor zu treffen und im dritten Anlauf endlich zu punkten.
Landesliga 3
FC Marl - FC Roj 2:0 (2:0)
- Marl: Gröner - Rottenberg, Goecke, Inam, Wilhelm (87. Sliwa), Kayma (80. Sabellek), Leidreiter (68. Leidreiter), Baf, Grodzik (65. Overhoff), Sdzuy, Turan (90. Demirci)
- Roj: Jusufi - Deniz (46. Zergoun), Kuhn, Siljeg, Simeonidis, Coptie (66. Radojcic), Aruna (46. Aras), Ramsey (74. Cevirme), Rosenkranz, Hamza, Braja
- Tore: 1:0 Grodzik (9.), 2:0 Grodzik (11.)
- Zuschauer: 200