Seit dem Frühjahr 2023 arbeitet eine vom Deutschen Handballbund eingesetzte unabhängige Aufarbeitungskommission die Vorwürfe gegen den ehemaligen Bundesligatrainer André Fuhr auf. Nun musste das sechsköpfige Gremium nach einer einstweiligen Verfügung seine Arbeit stoppen, teilte der DHB mit. Zuvor hatte der „Spiegel“ darüber berichtet.
„Das Oberlandesgericht Hamm hat den Deutschen Handballbund in einem einstweiligen Verfügungsverfahren auf Antrag des Handballtrainers André Fuhr dazu verpflichtet, die Arbeit der vom DHB eingesetzten externen und unabhängigen „Kommission zur Aufarbeitung und Prävention von Gewalt“ in Teilen und bis zu einer Entscheidung im Hauptsacheverfahren einzustellen. Gegen diese Eilentscheidung wird der DHB nun kurzfristig Widerspruch einlegen“, heißt es vom Verband.
„Wir wollen das Beste für die Betroffenen und im Zuge der Aufarbeitung Hinweise gewinnen, wie wir den Sport als sicheren Ort auch in Zukunft verlässlich schützen können“, sagte DHB-Päsident Andreas Michelmann.
DHB will für Aufklärungsarbeit der Verbände Rechtssicherheit
Man wünsche sich zudem perspektivisch einen rechtlich sicheren Rahmen, in dem Verbände und Vereine handeln können, sollen und müssen. Die Aufgabe sei nicht nur rechtlich herausfordernd. „Wir haben Neuland betreten und werden das Thema in seiner Gesamtheit weiter engagiert angehen“, sagte Michelmann.
Nationalspielerinnen brachten den Fall ins Rollen
Mit ihrer fristlosen Kündigung bei Borussia Dortmund hatten die Nationalspielerinnen Mia Zschocke und Amelie Berger den Fall im September 2022 öffentlich gemacht und schwere Vorwürfe gegen Fuhr erhoben. In der Folge meldeten sich weitere Sportlerinnen.
Abschlussbericht war für Herbst vorgesehen
Der Deutsche Handballbund reagierte auf die Vorwürfe gegen Fuhr mit der Gründung einer Kommission, die sich aber nach wenigen Wochen bereits wieder auflöste. Im März 2023 teilte der Verband dann mit, eine neue Kommission solle den Sachverhalt binnen 18 Monaten aufklären. Bis zum Herbst dieses Jahres wollte die Expertengruppe ihren Abschlussbericht vorlegen. Nun kommt es zur Verzögerung.
Fuhr selbst hatte sich erst einmal öffentlich zu den Beschuldigungen geäußert. In einem Interview der „Sport Bild“ kritisierte der frühere BVB-Coach im vergangenen September, dass ihm viele der gegen ihn erhobenen Vorwürfe nur durch die Berichterstattung in Medien bekannt seien. Die Kommission hatte die Anschuldigungen zurückgewiesen und erklärt, dass Fuhr noch angehört werde. Ob dies inzwischen geschehen ist, ist nicht bekannt.
„Bezogen auf das, was ich gelesen habe, kann ich nur sagen: Es gibt Sachverhalte, die nicht stattgefunden haben. Es gibt Sachverhalte, die so nicht stattgefunden haben. Es gibt Sachverhalte, an die ich mich nicht in der geschilderten Form erinnern kann oder eine andere Erinnerung habe“, sagte Fuhr im vorigen Jahr.
dpa