200 Kilometer innerhalb von wenigen Tagen durch die Sahara-Wüste. Was für viele Menschen unvorstellbar klingt, hat Tim Jambor erlebt. Der Dortmunder Extremsportler liebt Survival-Touren. Nun stellte er sich dieser ganz besonderen Herausforderung.
Wie ist es, ganze elf Tage in der Wüste zu verbringen? Was sind die größten Herausforderungen in der Sahara? Was macht so eine Umgebung mit der Psyche eines Menschen? Und wie feiert man in der Wüste seinen 27. Geburtstag? Diese spannenden Fragen - und noch ganz viele mehr - hat Jambor nun beantwortet.

Der Dortmunder Tim Jambor stellt sich gerne den Herausforderungen, die für viele andere wie ein Albtraum klingen. Bereits im letzten Jahr erlebte er eine beeindruckende Reise nach Panama, die so gar nicht einem klassischen Touristenurlaub entsprach.
Genau wie nun in der Sahara-Wüste handelte es sich hierbei um eine Surival-Tour, einen Überlebens-Trip also. Auf einer Privatinsel mitten in der Wildnis verbrachte er gut zwei Wochen - ohne ein Dach über dem Kopf. Auch um Nahrung musste sich der Extremsportler selber kümmern.
Tim Jambor liebt verrückte Extremsportarten
Jambor ist übrigens nicht nur Extremsportler, sondern auch im Dortmunder Amateurfußball kein ungeschriebenes Blatt. Als Schiedsrichter ist er regelmäßig auf den Sportplätzen der Stadt unterwegs.
Auch im Vereinsvorstand des Westfalenligisten BSV Schüren ist er als Geschäftsführer und Schiedsrichterobermann tätig.
Tim Jambor läuft 200 Kilometer durch die Sahara-Wüste
Nun aber zur Wüsten-Tour des Extremsportlers. Warum hat er sich bei der Auswahl der Extrem-Tour ausgerechnet für die Sahara entschieden? „Tatsächlich war es wie bei der Panama-Tour wieder eine Schnapsidee. Warum explizit die Sahara? Ich habe von vorneweg eine körperliche Herausforderung gesucht, wo ich über meine Grenzen hinaus gehen muss“, sagt Jambor. Und in der Sahara muss man das zu hundert Prozent, wie Jambor später berichten wird.
Aber erstmal zu den Fakten: Jambor absolvierte seine 200-Kilometer-Wanderung nicht alleine. Mit fünf bis sechs Leuten inklusive eines Teamleiters, der für die Sicherheit verantwortlich war, und einer Krankenschwester ging es Anfang März los.
Zwölf Tage dauerte die Reise insgesamt, elf Tage davon lief er durch die Wüste. Nach der Landung am Marrakesch-Airport gab es zunächst Anweisungen an das Team: Was ist giftig in der Wüste? Welche Tiere sind gefährlich? Am Folgetag ging es früh am Morgen in die kleine Oasenstadt Foum-Zguid im Süden von Marokko.
Die Wüsten-Tour begann dann aber noch ein Tag später, nachdem die Gruppe am Abend zuvor wenige Kilometer von der Kleinstadt entfernt ein Camp bei Nomaden aufgeschlagen hatte.
Verletzungen machten Tim Jambor zu schaffen
Dann konnte es endlich losgehen. Für Jambor begann nun wohl eine der härtesten körperlichen Herausforderungen seines Lebens: „Die ersten drei Tage gingen noch. Die Mitte der Tour ist am schwierigsten. Ab Tag Acht und Neun hat man dann ein greifbares Ende gesehen“, erzählt er.
Rund 20 Kilometer pro Tag legte Jambors Gruppe durch die größte Wüste der Erde im Schnitt zurück. Der Extremsportler hatte zusätzlich einen 18 Kilogramm schweren Rücksack als Last.
„In Panama war es vielmehr eine psychische Herausforderung. Da ging es vor allem darum, die Zeit umzukriegen. In der Wüste war es primär körperlich herausfordernd: Jeden Tag zu laufen, jeden Tag Strecke zu machen. Immer die Sanddüne hoch und die Sanddüne runter. 20 Kilometer am Tag hören sich vielleicht nicht nach so viel an. Aber ich bin nicht so der große Wanderer und die Umgebung hat die Strecke enorm erschwert. Ich muss auch sagen, dass ich mich eigentlich mehr vorbereiten wollte. Ich war vorher nicht einmal wandern“, berichtet Jambor.
Auch die fehlenden Hygienemöglichkeiten hätten Jambor zu schaffen gemacht. Wasser gab es unter anderem an Wüstenbrunnen.

Es kamen bereits nach wenigen Tagen Verletzungen hinzu, mit denen die Mitglieder der Gruppe zu schaffen hatten. Für den 27-Jährigen war das die größte Herausforderung der gesamten Tour: „Ab Tag drei oder vier haben wir nachmittags ein Lazarett aufgemacht. Ich bin mit dem Knöchel umgeknickt, hatte Blasen und Wunden. Der Fuß hat geblutet, musste desinfiziert und verbunden werden. Wir wussten: Trotz offener Wunden, Blasen und angeknacksten Knöchel muss jeden Tag weitergelaufen werden.“
Tim Jambor: „Die Wüste ist lebensfeindlich“
Und auch die Wüstenumgebung hätte einen enormen Einfluss auf Jambor gehabt: „Ich habe immer wieder bemerkt, wie lebensfeindlich die Wüste ist. Trotz der ganzen Tiere, die dort rumlaufen.“ So hätte der Extremsportler zum Beispiel Skorpione, Schlangen oder Vögel gesehen.
Teilweise könnten Bisse oder Stiche einiger Tiere tödlich enden: „In der Sahara gibt es viele giftige Tiere, wo man bei einem Angriff nur noch eine Stunde Lebenszeit hätte, wenn es hart auf hart kommt.“ Der Gruppe standen ärztliche Versorgungsmöglichkeiten wie Medikamente zur Verfügung.
In der Wüste bekommt man auch Bilder von Tieren zu Gesicht, die weniger schön sind: „Im Kontrast sieht man dann gestorbene Dromedare oder andere tote Tiere. Auch Skelette haben wir gesehen. Das war teilweise ein bisschen spooky.“
Angst vor Skorpionen und Schlangen im Schlafsack
Im Wetter spiegelt sich ebenso ein unglaublicher Kontrast in der Sahara wieder. Im März ist es dort tagsüber über 30 Grad. In der Nacht liegen die Standardtemperaturen aber bei circa minus 15 Grad. „Ich hatte damit keine Probleme, das sah bei anderen aus der Gruppe aber anders aus“, so Jambor.
„Insgesamt hatten wir aber Unglück mit dem Wetter. Wir hatten mehrere Tage sehr starken Wind und auch einen Sandsturm.“
Geschlafen hat die Reisegruppe teilweise in Zelten, teilweise aber auch unter freiem Himmel: „In manchen Gegenden gibt es zu viele Skorpione und Schlangen. Die suchen das kuschelige Warme. Wenn die in einen Schlafsack kommen, kann das sehr böse ausgehen“, erzählt Jambor.

Im Gegensatz zum Panama-Trip musste sich Jambor nicht selber um Essen und Trinken kümmern: „Die Nomaden haben einiges an Gepäck mit, was sie mithilfe der Dromedare schleppen konnten. Das eigene Gepäck mussten wir trotzdem nehmen. Das Essen war aber kein Vergleich zu deutschem Essen. Zum Frühstück gab es immer Brot, mittags beziehungsweise abends warmes Essen wie Eintopf. Das Essen war nicht so ein Problem. Trotzdem hat jeder etwas abgenommen während der Reise. Auch das Trinken war okay. Wir mussten teilweise rationieren. Aus den Brunnen haben wir reines Wasser zum Trinken aufbereitet.“

Sogar Internet hatte der Extremsportler in der Wüste: „Als Borussia in der Champions League gespielt hat, konnte ich via FaceTime mit meinem besten Freund telefonieren und so das Spiel verfolgen“, berichtet er lachend.
Tim Jambor feiert Geburtstag in der Sahara
Gedanken, das Ganze abzubrechen, gingen regelmäßig durch den Kopf des Dortmunder Fußball-Schiedsrichters, auch wenn er bereits vorher Erfahrungen im Bereich des Extremsports gesammelt hat: „Diese Überlegungen gehen einem sehr oft durch den Kopf. Da hat man schon innerlich mit sich zu kämpfen. Man fragt sich oft: Warum mache ich das hier noch? Genau da ist der Punkt erreicht, wo man über seine Grenzen hinaus geht. Während des Laufens war ich aber voll im Tunnel.“
Jambor gibt zu: „Ich bin froh, dass ich die Reise gemacht habe. Aber ich bin auch froh, dass sie vorbei ist.“

Weitere Extremtouren hat der Dortmunder zunächst nicht geplant. Allerdings kann er sich vorstellen, in Zukunft ins Himalaya-Gebirge zu reisen oder eine Tour durch die Antarktis zu machen: „Das wäre natürlich eine 180 Grad Wendung zur Wüste.“
Besonders kurios: Jambor feierte in der Sahara-Wüste seinen 27. Geburtstag. „Da habe ich erstmal eine Extraportion Mittagessen bekommen. Freunde haben mir empfohlen, einen Sandkuchen zu machen“, erzählt er scherzend. Diesen Geburtstag wird der Extremsportler wohl nicht mehr so schnell vergessen.