Am Montagmorgen sitzt Tolga Ceylan (31) am Frühstückstisch, als ihn erste Nachrichten über die sozialen Netzwerke auf das Erdbeben in der Türkei und Syrien aufmerksam machen. „Da habe ich noch gehofft, dass es nichts Großes ist“, sagt der Spieler aus der dritten Mannschaft des Hörder SC.
Kurz darauf macht er sich auf den Weg zur Arbeit. Der 31-Jährige ist bei der Bundeswehr angestellt. Noch im Auto erreicht ihn eine sorgenvolle Nachricht seiner Frau. „Da habe ich plötzlich gemerkt, was da eigentlich los ist“, sagt Tolga Ceylan.
Die Zahl der Todesopfer nach dem Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet ist mittlerweile auf mehr als 11.000 gestiegen. Wie der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch (8. Februar) mitteilte, liege die Zahl alleine für die Türkei nun bei mehr als 8500. Aus Syrien wurden zuletzt 2270 Tote gemeldet. Erdogan ist derzeit im Katastrophengebiet unterwegs.
Familie in der Türkei
Und auch Tolga Ceylan aus Dortmund ist unmittelbar betroffen. Seine Eltern sind in der Türkei geboren. Viele Verwandte und Freunde der Familie leben dort. Einige sind direkt vom Erdbeben betroffen. Am Montag erlebt auch er deswegen sorgenvolle Stunden. Denn eine Telefonverbindung zu seinen Liebsten ist lange Zeit nicht möglich. Das Erdbeben zerstört in den betroffenen Gebieten sämtliche Versorgungsleitungen.
Nach und nach kommt dann zumindest teilweise Entwarnung: Überlebt haben Freunde und Familienangehörige zum Glück alle. Getroffen hat sie das Erdbeben dennoch. „Meine Tante wohnt in dem Gebiet. Vieles ist zerstört. Die wurden aus ihren Häusern geholt. Mussten über 30 Stunden in ihren Autos oder auf der Straße warten“, berichtet er.
Die Situation vor Ort sei katastrophal. „Die warten immer noch auf Hilfe vom Staat. Es sind viele Zufahrtswege betroffen. Außerdem macht vielen die Kälte zu schaffen“, sagt Ceylan. In den betroffenen Gebieten in der Türkei beträgt die Temperatur tagsüber zurzeit zwischen drei und sechs Grad. Nach Sonnenuntergang wird es sogar noch kälter.
Aufruf zum Spenden
Um den Menschen vor Ort zu helfen, setzt Tolga Ceylan schon am Montag alles in Bewegung. Von seinem Arbeitgeber hat er dafür die Woche über sogar freibekommen. „Ich habe mich dann gefragt, was kann ich machen? Was können wir alle machen?“, erklärt der Fußballer des Hörder SC.
Er fragte also bei seinem Verein nach, inwieweit sich die Verantwortlichen vorstellen könnten, zu helfen. Denn Ceylan möchte Spenden sammeln. Der Klub reagiert sofort und teilt seinen Aufruf über den Instagram-Kanal. „Der HSC steht für Vielfalt. Wir sind nicht nur ein Verein, sondern eine Familie. Der Vorstand hat sofort reagiert und unterstützt. Das war großartig“, so Ceylan.

Seit Montag ist der Dortmunder nun jeden Tag ab 19 Uhr am Vereinsheim an der Hüttenhospitalstraße. Die ganze Woche will er dort sein. Um Spenden zu sammeln. Die sollen dann an die Katastrophenschutzbehörde AFAD weitergeleitet werden. „Die Menschen können aber auch sofort an AFAD spenden“, betont er. AFAD ist die Abkürzung für Afet ve Acil Durum Yönetimi Başkanlığı, einer Behörde vergleichbar mit Organisationen wie dem Roten Kreuz, die für humanitäre Hilfe zuständig ist.
Einen Appell möchte Tolga Ceylan aber an alle Vereine senden – und an Sportler im Allgemeinen. „Sport verbindet Kulturen, Religionen und Menschen. Deswegen haben Vereine auch Einfluss auf Hilfsorganisationen. Ich hoffe, wir können viele Leute erreichen“, so der Dortmunder Fußballer.
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