Eisadler starten nach Hype mit Heimspiel in die neue Saison „Dortmund ist mehr als der BVB“

„Dortmund ist mehr als der BVB“
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Die Eisadler Dortmund haben einen Hype ausgelöst. In der zurückliegenden Saison strömten in der Spitze bis zu 2000 Zuschauer zu den Heimspielen des Regionalligisten, der erst in der Finalserie die Meisterschaft verpasste.

Am Samstag (19 Uhr, live im Stream auf rn.de/sporttv) starten die Eisadler gegen Vorjahres-Halbfinalgegner Bergisch Gladbach in die neue Saison. Im großen Interview vorab spricht der Vorsitzende Stefan Witte über den Eishockey-Boom, noch mögliche Top-Neuzugänge und den möglichen Aufstieg.

Am 22. März fand das letzte Saisonspiel statt. Jetzt, am 19. Oktober, steht wieder das erste Pflichtspiel an. Was ist in den sieben Monaten Pause passiert?

Eine Menge! Sportlich wird natürlich im Sommer darauf hingearbeitet, die Konditionen zu haben, um in der Saison sofort, wenn es losgeht, parat zu stehen. Alle Mannschaften haben im Sommer brav trainiert. Die machen Techniktraining, die erste Mannschaft hat Athletiktraining gemacht, soweit sie da war. Seit August gibt es Eistraining. Wieder erst in Hamm auf angemietetem Eis, weil wir hier wetterbedingt etwas später Eis hatten als geplant. Dann haben wir Vorbereitungsspiele gemacht und brennen jetzt darauf, dass es endlich wieder losgeht. Aber auch in der Eishalle ist viel passiert. Wir haben die 21-Gruppe als neuen und absoluten Premium-Partner dazu gewonnen. Das sieht man in der Halle: die Unter-Eis-Werbung, die Netze – das sieht schon besser aus, als es das vorher getan hat.

Einmal noch auf die vergangene Saison geschaut. Die Eisadler haben die Final-Serie mit 0:3 verloren. Wie lange hat diese Niederlage die Spieler, aber auch den Verein, verfolgt?

Man hat da immer dran zu knabbern. Bei den Spielern habe ich es insbesondere an unseren beiden Kanadiern gesehen. Einer von ihnen, der kriegt im letzten Spiel auch noch eine Spieldauerstrafe (Brayden Dale, Anm. d. Red.), saß zwei Stunden heulend in der Kabine. Und auch an den anderen Spielern geht das nicht spurlos vorbei. Die haben im Halbfinale sehr viele Kräfte gelassen. Der Großteil ist eben nicht Profisportler, da haben die sich großen Respekt verdient. So deutlich die Finalserie gegen Ratingen zu verlieren, das ist natürlich dann nicht schön. Es war aber doch relativ schnell wieder okay, weil die Leistung so großartig war – auch im Halbfinale. Bergisch Gladbach war da schon ein krasser Gegner. Manuel Alberg, der dort maßgeblich federführend war, spielt jetzt in Iserlohn (schon acht Einsätze in dieser DEL-Saison, Anm. d. Red.).

Stefan Witte, Vorsitzender der Eisadler Dortmund, posiert mit Top-Neuzugang Coling Long und dem Eisadler-Maskottchen Horst.
Stefan Witte, Vorsitzender der Eisadler Dortmund, mit Top-Neuzugang und Ex-DEL-Profi Coling Long. © Schütze

Ihr habt nicht nur sportlich einiges erreicht in der letzten Saison, sondern auch die Zuschauerzahlen sind von Spiel zu Spiel gestiegen. In der Spitze waren über 2000 Zuschauer an der Strobelallee. Wie hat sich der Verein generell auch in der letzten Saison entwickelt?

Es war unser Ziel, den Verein wieder sichtbarer zu machen, die Leute wieder ins Stadion zu bringen und für Hockey als Zuschauersport zu begeistern. Im Nachwuchs haben wir mit Jeffrey Job einen Nachwuchs-Headcoach als hauptamtlichen Trainer für alle Bereiche eingestellt, der früher auch Profi und Profi-Trainer war und viel bewegt hat. Das macht total viel Spaß, das zu sehen. Man sieht, dass Eishockey hier in Dortmund angenommen wird. Es gibt viele, die hier hinkommen und sagen: „Es ist mal schön, nicht immer nur zum BVB zu gehen.“ Damit meine ich nicht diese alte Kamelle „der BVB nimmt hier alles weg.“ Das stimmt nicht. Aber Dortmund ist halt mehr als der BVB, auch im sportlichen Bereich. Das sieht man. Wir haben immer gesagt: „1000 Zuschauer, das ist eine tolle Grenze.“ Die wollten wir ein-, zwei-, dreimal knacken. Wir haben sogar die 2000 geknackt. Insofern sind wir mehr als zufrieden – und planen auch damit, dass wir das weiter sind.

In der Sommerpause ist im Kader sehr viel passiert. Der prominenteste Abgang ist in Brody Dale, der kurzfristig seinen Vertrag aufgelöst hat, der letzte. Was hat sich am Kader getan, was habt ihr vielleicht noch vor? Ihr habt selbst in den Sozialen Medien geschrieben, dass sich vielleicht noch was tut.

Die Sportliche Leitung um Matthias Potthoff und Klaus Picker, in Absprache mit „Jeff“ Job und Trainer Ralf Hoja, haben den Kader breiter aufgestellt. Wir haben Lücken gesehen. Man darf nicht vergessen, dass das größtenteils Amateursportler sind – die natürlich meistens auch schon Profi-Eishockey gespielt haben. Aber: Die Leistung auf ein höheres Niveau zu heben, das war der Ansporn der Sportlichen Leitung. Deswegen haben wir den Kern der Mannschaft behalten, um dann mit Kontingentspielern aufzufüllen. Wir hätten es sehr gerne gehabt, dass Brody Dale diese Saison wieder spielt. Er ist Publikumsliebling und ein absoluter Top-Kerl. Mit seinem Bruder (Brayden Dale, Anm. d. Red.) passte es letztlich sportlich nicht mehr, weil wir gesagt haben, dass es mehr Sinn macht, wenn man Brody mal alleine spielen lässt. Der hat das Potenzial auch für deutlich höhere Ligen. Das hat jetzt aus privaten Gründen leider gar nicht geklappt und wir sind alle traurig. Aber es ging nicht anders. Wir haben aber mit Colin Long einen Spieler, der in seiner Eishockey-Vita schon Scorer in der DEL gewesen ist (Long spielte drei Jahre für die Düsseldorfer EG und die Krefeld Pinguine, Anm. d. Red.). Er ist ein absoluter Top-Kerl. Und das wird nicht der letzte Kontingent-Ausländer sein, den wir hier sehen in diesem Jahr. Wir sind dran, das Loch von Brody wieder aufzufüllen. Und das wird uns perspektivisch gelingen. Wann, wissen wir noch nicht. Aber wir haben mit Martin Benes, der ja auch erst zu den Playoffs dann kam, einen super Techniker. Neuzugang Simon Nemec, der zweite Tscheche, ist auch ein absoluter Top-Spieler. Da sind wir schon gut aufgestellt.

Eisadler Trainer Ralf Hoja gibt eine Anweisung.
Ralf Hoja ist Trainer der Eisadler Dortmund. © Stephan Schuetze

Auch außerhalb der Eisfläche gibt es einen Neuzugang: die beiden Hauptpartner DOKOM21 und DSW21. Ist das ein Fingerzeig, dass ihr in dieser Saison wirklich nach oben wollt?

Wir wollen den nächsten Schritt gehen, wie man immer so schön sagt – um jetzt nicht gleich alle die Karten auf den Tisch zu legen. Aber wir wollen natürlich mit starken Partnern aufgestellt sein, für durchaus mal mehr. Die Frage wird sich perspektivisch stellen. Und mit solchen starken Partnern kann man über solche Schritte dann auch seriös nachdenken.

Gibt es nach der Finalniederlage in der Vorsaison nicht nur das eine Ziel, jetzt aufzusteigen?

Wir wollen erstmal besser sein als im letzten Jahr, was die Meisterschaftsrunde angeht oder auch die Finalserie. Das ist der ganz klare Anspruch, den wir haben. Wir haben eine etwas andere Ligastruktur mit mehr Vereinen, vielleicht auch ein bisschen Leistungsgefälle. Aber ja, wir wollen immer den nächsten Schritt gehen. Dafür machen wir das alle mit viel Engagement. Wir werden auch die Frage, wie es weiter geht, beantworten müssen, wenn wir uns sportlich dafür qualifizieren (der Aufstieg in die Oberliga wäre finanziell eine große Herausforderung, die längst nicht alle sportlichen Meister der Regionalliga stemmen können, Anm. d. Red.).