Ein Versuch, den Hombrucher SV zu verstehen

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Ein Versuch, den Hombrucher SV zu verstehen

rnFußball-Landesliga

Der Hombrucher SV hat einen qualitativ hochwertigen Kader, spielt als Tabellenfünfter auch oben mit. Aber es drängt sich das Gefühl auf, dass die Mannschaft nicht alles aus sich herausholt.

26.03.2019, 16:12 Uhr / Lesedauer: 3 min

Detlev Severidt war am vergangenen Mittwochabend sauer. Richtig sauer. So sauer, dass er sogar kurzzeitig über einen Rücktritt nachgedacht hat. Der Sportliche Leiter des Hombrucher SV war einfach geschockt. Leer. Das 0:3 im Kreispokal gegen den Bezirksligisten TuS Eichlinghofen hat ihn grübeln lassen, ob das alles noch Sinn ergibt, was er macht. „Es war nicht der Punkt, dass wir verloren haben. Das Wie war unglaublich.“ Er spricht von einer Nicht-Leistung. Die Mannschaft habe leichtfertig die Chance vertan, ins Halbfinale einzuziehen.

Das mit den vergebenen Chancen zieht sich wie ein Roter Faden durch die Saison des Landesligisten. Wobei damit nicht die vor dem gegnerischen Tor gemeint sind, sondern zum Beispiel jene, ein heißer Kandidat für den Westfalenliga-Aufstieg zu sein. Oder eben die, den Kreispokal zu gewinnen. Aber immer, wenn der nächste Schritt möglich ist, tritt das Team in ein Schlagloch.

Eine Mixtur, die es knallen lassen kann

Aber warum eigentlich? Die Mannschaft lief in der vergangenen Spielzeit nach einer starken Rückrunde auf Platz fünf ein, verstärkte sich im Sommer mit drei Oberliga-erfahrenen Akteuren. Das klingt alles nach ein Mixtur, die Erfolg verspricht. Die es knallen lässt.

„Wir machen uns hier zig Gedanken. Ich denke, die Einstellung ist immer wieder das Manko bei uns“, sagt Trainer Sebastian Didion, der zusammen mit Alexander Enke für das Team verantwortlich ist. Warum die Mannschaft in manchen Partien nicht an ihre Leistungsgrenze geht, bleibt ihm ein Geheimnis.

Der Saisonverlauf des HSV.

Der Saisonverlauf des HSV. © Montage Sauerland

Severidt nennt Beispiele für die ab und an viel zu lockere Einstellung der Mannschaft. „Gegen Eichlinghofen versucht Raimund Büth in der Anfangsphase seinen Gegenspieler zu tunneln, verliert den Ball. Ein paar Minuten später passiert dasselbe unserem Innenverteidiger Levi Butt. Nur diesmal führt der Tunnelversuch zum Gegentreffer.“

Diese Risiken nehmen die Spieler in Kauf. Zu häufig. Es ist so ein bisschen der Fluch der eigenen spielerischen Klasse. Die Mannschaft ist darauf ausgelegt, alles spielerisch zu lösen. Den Ball von hinten unkontrolliert zu klären, ist für zu viele Spieler genauso sinnlos, wie mit einem Ferrari den ganzen Tag durch eine Spielstraße zu fahren.

Eine Frage der Einstellung?

Kapitän Fabian Lienig hat auf dem Feld nicht das Gefühl, dass die Einstellung nicht stimmt, bestätigt aber, dass zu viele Punkte zu leichtfertig verschenkt wurden. „Wenn wir wüssten, woran das liegt, wären wir schon einen Schritt weiter“, sagt er. Vielleicht ist es die Erwartungshaltung, die der Mannschaft den letzten Schritt zum Topteam verwehrt? „Klar, wir haben vor der Saison gesagt, dass wir oben mitspielen wollen. Wir wollen auch irgendwann wieder in die Westfalenliga“, sagt Severidt, „wir haben aber nicht das konkrete Ziel Aufstieg ausgegeben, der ist nicht planbar.“ Lienig nennt die Erwartungshaltung zumindest „ambitioniert“.

Aktuell spielt die Mannschaft wieder mal oben mit. Mit 35 Zählern rangiert der Hombrucher SV nach 24 Spieltagen auf Platz fünf der Liga. Der erste Rang ist dem FC Frohlinde (47) nach heutigem Stand nicht mehr zu nehmen. Rang zwei ist aber ebenfalls sehr gefragt, denn in den vergangenen Spielzeiten führte diese Platzierung zum direkten Aufstieg oder zumindest zu einer Relegationsrunde für die Westfalenliga. Welcher Fall eintritt, wird durch die westfälischen Absteiger aus der Regionalliga bestimmt. Stand jetzt ist der SC Obersprockhövel mit 40 Zählern Zweiter. Fünf mehr als der HSV. Und die Hombrucher haben noch ein Spiel mehr in der Hinterhand. Also ist alles möglich. Oder?

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„So haben wir viel zu lange gedacht“, sagt Alexander Enke, „davon sind wir abgekommen. Wir reden nicht mehr über den Tabellenplatz, schauen nur noch auf den nächsten Gegner.“ Enke gehört auch zu den Oberliga-erfahrenen Akteuren, die vor der Spielzeit gekommen sind. Der ehemalige Brünninghauser Leistungsträger ist beim HSV jetzt Spielertrainer. Mit ihm kamen seine ehemaligen Teamkollegen Büth und Benjamin Bielmeier zum HSV. „Die Integration der neuen Spieler hat aber einwandfrei funktioniert. Da gab es überhaupt keine Probleme“, sagt Didion.

An den ersten fünf Spieltagen gab es zwar zwei Niederlagen, dann folgte aber eine Serie von 16 ungeschlagenen Begegnungen hintereinander. Sieben davon endeten remis. „Leider zu viele Unentschieden. Häufig waren wir die bessere Mannschaft, hatten aber nicht den nötigen Punch, um das Spiel zu gewinnen“, sagt Didion.

Die erste Niederlage nach der langen Serie gab es erst wieder am 24. Februar gegen den SSV Mühlhausen (2:3). Eine Woche später folgte das 1:2 gegen den SSV Buer, im Anschluss noch das 0:3 im Kreispokal gegen Eichlinghofen.

„Nach dem 0:3 haben wir uns dann direkt am Donnerstag zusammengesetzt, haben mal alles auf den Tisch gehauen, was uns nicht passt, was uns passt, wie wir Sachen verändern können, und es war eine sehr konstruktive Trainingswoche danach. Donnerstag, Freitag, die Einheiten waren sehr, sehr gut“, sagt Spieler Thomas Dücker.

Das Gespräch hat gefruchtet. Zumindest temporär. Am Sonntag gab es im Verfolgerduell gegen Firtinaspor einen 2:1-Erfolg. In der letzten Minute köpfte Enke den Siegtreffer. „Das hat sich wie eine Befreiung angefühlt“, sagt Enke. „Das war ein besonderer Sieg, das hat man sofort gespürt“, ergänzt Lienig.

Didion verlangt von seiner Mannschaft, dass sie in jedem Spiel solch einen Siegeswillen zeigt – und nimmt seine erfahrenen Spieler wie Enke, Büth, Dücker, Tim Schrade oder Alexander Voss in die Pflicht. „Nicht nur in guten Phasen müssen diese Jungs den Ball fordern. Sie müssen es vor allem in schlechten Phasen tun“, so Didion. Er glaubt, dass der Erfolg eine Initialzündung für die restliche Saison sein kann. Severidt hofft das auch. Aber er würde nicht seine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Truppe jetzt keine unerklärlichen Schwächephasen mehr zeigt.