
Sie ist vorbei. Eine Ära. Ajhan Dzaferoski steht nicht mehr beim TuS Bövinghausen in Verantwortung – weil es den Verein nicht länger geben wird.
Die Auflösung des Klubs ist schon beim Vereinsregister hinterlegt. Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) hat Bövinghausen vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Damit ist das eingetreten, was sich ab Einleitung des Insolvenzeröffnungsverfahrens im September angekündigt hatte.
Ajhan Dzaferoski hat des Aus des TuS Bövinghausen zu verantworten
Verantwortlich für all das ist Ajhan Dzaferoski. Der Vorsitzende des TuS hatte in dieser Position im großen Stil Steuern hinterzogen. 403.192,08 Euro betrug die Schadenssumme, für die Dzaferoski gemeinsam mit seinem Bruder Safet, Geschäftsführer des Vereins, angeklagt wurde.
Das Schöffengericht des Amtsgerichts Dortmund verurteilte die Dzaferoskis zu Bewährungs- und Geldstrafen. Spätestens seitdem, dem 30. Januar 2024, ging es steil bergab mit dem so steil emporgestiegenen Klub.

Kaum noch Siege und namhafte Spieler und vor allem finanzielle Sorgen – der TuS Bövinghausen war dem Untergang geweiht, weil der vorherige Erfolg offenbar zumindest in Teilen durch die Hinterziehung von Steuern möglich wurde.
Ajhan Dzaferoski hat dafür seine Strafe erhalten und erhält sie weiter – in juristischer, finanzieller und sportlicher Hinsicht. Seine große Leidenschaft, den TuS Bövinghausen, gibt es nicht mehr.
Die prägendste Figur im Dortmunder Amateurfußball
Damit haben die vielen Kritiker, spätestens ab dem Landesliga-Aufstieg 2019 eine große Konstante, am Ende Recht behalten. Ajhan Dzaferoski und der TuS Bövinghausen sind gescheitert, die Entwicklung des Vereins hat sich nicht als nachhaltig, beständig und zukunftsfähig erwiesen.
Doch egal, unter welchen Umständen er den Klub innerhalb von fünf Jahren aus der Kreisliga A in die Oberliga Westfalen geführt hat: Ajhan Dzaferoski ist die prägendste, die einflussreichste Figur des Dortmunder Amateurfußballs der vergangenen zehn Jahre.
Kein Vereinsverantwortlicher verstand es in diesem Zeitraum so gut, die Aufmerksamkeit so zielsicher auf sich und seinen Verein zu lenken. Dzaferoski hat und hatte zu allem eine Meinung, war stets erreichbar und hat zuverlässig dafür gesorgt, dass es über den TuS Bövinghausen immer etwas zu erzählen oder zu berichten gab. Das ist keine Anbiederung, sondern ein Talent.
Prominente Verpflichtungen halfen dabei natürlich. Es entstand ein Kreislauf, den Ajhan Dzaferoski beherrschte. Er generierte spätestens durch die Verpflichtung von Trainer Thorsten Legat ein Interesse, das später bei den Verpflichtungen von Weltmeister Kevin Großkreutz, David Odonkor, Baris Özbek oder Yanni Regäsel geholfen haben dürfte. Ohne den 55-Jährigen wären diese Namen nicht alle in Dortmund zu bestaunen gewesen.
Schlechte Presse ist besser als gar keine
In Bövinghausen entstand etwas und viele wollten dabei sein – und auch die, die das ständig kritisieren, alles darüber lesen. Öffentlichkeitswirksame Trainer wie Dimitrios Kalpakidis, Sebastian Tyrala und Christian Knappmann halfen, dem TuS die Dauerpräsenz zu halten.
Auch zu Vorwürfen oder Rückschlägen äußerte sich Dzaferoski stets – schlechte Presse ist eben besser als gar keine Presse. Selbst, als wenige Wochen vor dem Aus des Vereins ein Spieler wegen des Verdachts auf schweren Raubs festgenommen wurde, stand der Klub-Boss noch Rede und Antwort. Eine Ausnahme bildeten die Vorwürfe der Steuerhinterziehung, auf die Dzaferoski sensibel reagierte.

Der TuS-Vorsitzende beherrschte nicht nur die Öffentlichkeitsarbeit. Er mischte überall mit, vernetzte sich, stellte den Kunstrasen für die Endrunde der Hallenstadtmeisterschaft. Man sprach nicht nur über Ajhan Dzaferoski, sondern auch mit ihm.
Der TuS Bövinghausen war über einige Jahre ein Hochglanzprodukt: Vereinsheim, Trikots, Trainingsanzüge, Kabinen - alles auf dem neuesten Stand. Dzaferoski investierte in alles, was nach außen gut sichtbar war.
Dabei beeinflusste er den Spieler-Markt langfristig. Bövinghausen hat mit seinen schillernden und qualitativ oft der Liga überlegenen Mannschaften ein Beispiel gegeben, wie ein steiler Aufstieg aussehen kann – und dabei auch Aufwandsentschädigungen für Spieler in die Höhe schnellen lassen, was andere Verantwortliche scharf kritisieren.
Weitere Vereine folgten der Idee des Serien-Aufstiegs. Türkspor Dortmund hat den TuS inzwischen überflügelt, aber auch Westfalia Dortmund, das mit der Oberliga sogar die gleiche Zielsetzung wie einst Bövinghausen verfolgt, plant in keiner Liga einen längeren Aufenthalt. Mit K.F. Sharri könnte ein weiterer Fall entstehen.
Er prägte den Dortmunder Amateurfußball in den letzten Jahren wie kein zweiter - im Guten wie im Schlechten. Ajhan Dzaferoski genoss das, das ist kein Geheimnis. Ob er nun wirklich, wie er selbst sagt, „nie wieder irgendwas mit Fußball machen“ wird? Sicher bin ich mir da nicht.