Diese Vorauswahl war schwierig. Denn gute Trainer hat unserer Stadt zur Genüge. Da sind die alten Fuhrmänner, die modernen Mit-oder-ohne-Laptop-Trainer, die Jungtrainer oder die Spielertrainer. Hier sind fünf Kandidaten, die unserer Meinung durchaus noch mehr Würdigung erfahren dürfen.
Dennis Hübner (32, ASC 09 Dortmund): Das ist mal ein Einstand! Was Dennis Hübner in Aplerbeck derzeit anpackt, wird zu Gold. Sechs Siege aus sieben Spielen, dazu die Aussicht auf die DFB-Pokal-Hauptrunde - der ASC-Aufschwung trägt den Namen Hübner. Denn nach dem Trainerwechsel brachte der Ex-Co-Trainer und neue Chef viele neue Impulse. Der starke Analytiker verordnete den bis dahin zu inkonstanten Aplerbeckern ein klares 3-5-2-System, das ihnen hinten Stabilität verlieh und nach vorne genügend Freiräume, dass sich ein erstaunlich verhalten gestarteter Jannik Urban entfalten kann. Hübner machte in wenigen Wochen viele Spieler besser, woran sich die Qualität eines Trainers besonders gut ablesen lässt. Auch dank Hübner hat der ASC aus einem drohenden verschenkten Jahr eins mit Perspektiven gemacht. Sieben Punkte sind es bis ganz oben. Da geht noch was.

Rafik Halim/Florian Gondrum (39/32, FC Brünninghausen): Hier das Modell „Echte Fußballer-Persönlichkeiten übernehmen größere Verantwortung“. Hier auch das Modell „Einer draußen, einer auf dem Feld“. Obwohl sie während ihrer aktiven Karrieren nie in einer Mannschaft spielten, scheinen sich da zwei gesucht und gefunden zu haben. Seit dem Aufstieg in die Westfalenliga 2011 hatte der FCB meistens zielführend spielende Mannschaften. Halim, einst ein faszinierender Außenverteidiger, und Gondrum, noch heute mitreißender Angreifer, verschafften dem Brünninghauser Fußball mehr Begeisterung, mehr Spielfreude bei allerdings gleichbleibender Effizienz. Brünninghausen führt das Westfalenliga-Tableau an. Das Trainergespann, das sich ständig austauscht, lebt vor, dass Teamwork auch einer stark besetzen Mannschaft gut zu Gesicht steht. Diese Erkenntnis könnte am Ende für ganz oben reichen.

Alexander Enke (34, Hombrucher SV): Kinder, wie die Zeit vergeht. Oma scheint mit ihrem Satz doch recht gehabt haben. Das Bild eines ratlosen Riesentalentes, das mit dem HSV im Münsterschen Gievenbeck im Entscheidungsspiel um den Westfalenliga-Aufstieg gegen den SV Mesum (2:3 nach Verlängerung) eine völlig unberechtigte Rote Karte kassierte, stand in Aufschwungzeiten für die immer noch mögliche Tragik des Dortmunder Amateurfußballs. 13 Jahre später ist dieser Junge Familienvater und anerkannter Trainer eines Spitzenreiters. Dass er Fußball versteht, bewies Enke schon immer. Dass er ihn sehr gut an ein eher durch Talent denn durch Hochkaräter gesegnetes Team vermitteln kann, ist der nächste Schritt. Seine Beobachtungsgabe und Impulsivität machen ihn zu einem clever coachenden Coach. Das Bild des 34 Jahre alten Enkes steht für die Chancen, die sich durch gute Arbeit ergreifen lassen.

Hamsa Berro (34, TuS Hannibal): Der Coach selbst weiß um die Gefahren eines jungen Multi-Kulti-Vereins ohne festen Wohnsitz. Klar, sein TuS Hannibal spielt seit Jahren im Hoesch-Park, aber eine Heimat mit Vereinsheim und Materialgarage etc. ist die Grünanlage nicht. Hannibal hat mit seinem nicht eindeutigen Einzugsgebiet viele Spieler verschiedener Herkünfte, die Identifikation mit dem jungen Klub erst lernen mussten. Aber Hannibal hat Hamsa Berro: Er hält den Laden nicht nur beisammen, sondern lässt ihn auch gesund wachsen, fordert von seiner Mannschaft viel ein, besonders Disziplin, weiß aber auch, wann er Emotionen gestatten kann. Er selbst sah sich unlängst selbst im Interview als Trainer „mit großem Herz und kurzer Zündschnur“. Hamsa Berro ist absolut authentisch. Er weiß, dass zum Erfolg einer anerkannt attraktiv spielenden Mannschaft eine starke Defensive gehört. Daher sind die nur elf Gegentore des Bezirksliga-Spitzenreiters wohl sogar die größte Leistung des Erfolgstrainers.

Marc Neul (33, TuS Eichlinghofen): Hier geht es um den Trainer, der wohl am „ungernsten“ hier in dieser Aufzählung auftaucht: „Ich stehe doch nicht gerne im Mittelpunkt“, sagt er immer wieder, wenn Leute ihn loben. Dabei holte der bescheidene Coach den Dauer-Bezirksligisten trotz schwierigster Voraussetzungen aus dem Mittelmaß und formte einen dauerhaften Kandidaten für die Liga-Spitzengruppe. Sein Start im Herbst 2021 damals mit dem letzten Tabellenplatz ging daneben. Ein gewonnenes Pokalspiel in Bövinghausen ließ den TuS aufblühen und den Coach zur vollen Entfaltung kommen. Sensibilität mag manchem harten Trainerhund ein Greuel zu sein. Für Marc Neul ist sie aber eine Qualität. Er nimmt sich bewusst als schwierig geltende Typen dazu, er erkennt schnell, wie jeder Spieler der Mannschaft helfen kann. Kaum einer versteht es so wie Marc Neul, ungeahnte Qualitäten in seinem Personal zu entdecken. Im Zweifelsfall lässt er seine Jungs auch einfach nur Fußball spielen. Eichlinghofen blickt wieder nach oben, auch dank des Trainers, der sich diese Würdigung doch gefallen lassen darf.

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