Formel-1-Stimme Heiko Waßer ist zurück Er legt sich auf einen Weltmeister fest

Stimme der Formel 1 ist zurück: „Saison wird gnadenlos spannend“
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Der Abschied „seines Senders“ von der Königsklasse des Motorsports hatte Heiko Waßer (66), die Stimme der Formel 1, schwer getroffen. Mit dem Comeback von RTL für sieben Rennen 2024 kehrt auch der Dortmunder Kommentator, gemeinsam mit der bewährten Crew Christian Danner (65), Kai Ebel (59) und Florian König (56), am 1. und 2. März beim Grand Prix von Bahrain zurück.

Heiko Waßer, das alte Gespann ist wieder auf Sendung, klingt ein wenig nach den „Blues Brothers“ und dem Plan, die Band wieder zusammenzubringen ...

(lacht) Wir sind wieder da. Ja, ich hätte auch gerne einen Trailer gemacht. Den hätte ich „Boys Are Back In Town“ genannt, mit alten Bildern von uns, das ließ sich aber in der Kürze der Zeit nicht realisieren. Jetzt gibt es erstmal einen Trailer mit fahrenden Autos, Motorengeräuschen.

Wie sehr hat Ihnen die Formel 1 gefehlt in der RTL-freien Zeit?

Schon sehr. Wir haben ja zwei Jahre lang wenigstens noch vier Rennen gehabt. Da durften wir ja hin und wieder mal irgendwo hinfliegen. 2023 war ja das erste Jahr komplett ohne Rennen, und ich habe es weit weggeschoben. Ich war zwar immer informiert, habe immer gelesen, wer gewonnen hat. Aber ich habe kein einziges Rennen im Fernsehen geguckt, weil ich mich nicht selbst quälen wollte. Also, das tat weh, vor allem diese ganzen Erinnerungen.

Das Kommentieren hat Heiko Waßer sehr gefehlt.
Das Kommentieren hat Heiko Waßer sehr gefehlt. © Waßer

Und dann kam noch vor Weihnachten 2023 die frohe Botschaft...

Genau. Das war natürlich lustig, keiner von uns hat das gewusst. Das war wirklich auf allerhöchster Ebene. CEO Sky und CEO RTL, die haben das quasi im stillen Kämmerlein ausbaldowert. Ich bekam am 19. Dezember einen Anruf von einem Kollegen aus Österreich, der mir gratulierte dazu, dass wir wieder Formel 1 machen. Da war auch noch nicht klar, ob die alte Crew wieder dabei ist, oder ob die Gunst der Stunde zum Neuanfang mit jungen, dynamischen, tätowierten, muskelbepackten Menschen (lacht) genutzt wird. Dann hieß es irgendwann, ihr seid dabei.

Und, haben Sie das Flugticket für Bahrain nächste Woche schon gekauft, nachdem Sie früher mit der Formel 1 mehrfach die Welt umrundet haben?

Wir haben uns zusammengesetzt mit dem Ergebnis, dass nur Florian und Kai vor Ort aus dem Fahrerlager berichten und Christian und ich von Köln aus. Das haben wir ja während der Corona-Zeit schon mal gemacht. Auch wenn ich es persönlich natürlich schade finde, ist das im Moment beinahe Standard bei vielen Fernsehübertragungen, auch im Fußball.

Heiko Waßer (r.),  hier mit dem früheren Weltmeister Nico Rosberg.
Heiko Waßer (r.), hier mit dem früheren Weltmeister Nico Rosberg. © Waßer

Wie sah Ihre Vorbereitung auf die nun bevorstehende Saison 2024 aus?

Ich habe tatsächlich wieder ein paar stumm geschaltete Kanäle aktiviert. Ich habe dann, als die Rückkehr offiziell war, die Nachricht gepostet, und es kamen wirklich sehr viele, sehr schöne Reaktionen, nicht nur aus der Formel 1. Es haben Menschen geschrieben, „Die Stimmen meiner Kindheit sind wieder da, jetzt macht es wieder Spaß“. Gestern hat mir noch einer geschrieben, meine Oma und ich gucken auf jeden Fall. Meine Oma und ich, fand ich total niedlich.

Als Sie 1992 in die Formel 1 kamen, gab es 16 Rennen, in der jetzt beginnenden Saison sind es 24. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Die Rennen sind jetzt zwar logistisch sinnvoller über den Erdball verteilt, um im Sinne der Nachhaltigkeit nicht ständig zwischen Asien, Europa und Amerika hin- und her zu pendeln.

Aber im Interesse der Nachhaltigkeit können 24 Rennen nicht sein. Ist der Rennkalender zu aufgebläht?

Das fand ich immer schon. Aber die wollen natürlich Geld verdienen. Wenn du die Teams fragst, die sind dafür. Wenn du die Mechaniker fragst, die sind dagegen. Formel 1 ist eine Weltmeisterschaft, und die sollte, ähnlich wie im Fußball, nicht jede Woche sein. 24 Rennen sind zu viel. Ich glaube auch nicht, dass sich das ewig hält.

Heiko Waßer tippt auf Max Verstappen als kommenden Weltmeister in der Formel 1.
Heiko Waßer tippt auf Max Verstappen als kommenden Weltmeister in der Formel 1. © picture alliance/dpa/AP

Mit Liberty Media hat ein amerikanisches Unternehmen in der Formel 1 das Sagen. Wie gefällt Ihnen der neue Stil?

Die Amerikaner haben viele Sachen gut gemacht. Also mehr Fannähe, bunteres Programm, und alleine die Netflix-Serie, auch wenn die überzeichnet war, hat viel Aufmerksamkeit gebracht. Bernie Ecclestone hatte ja die Strecke zum Sicherheitstrakt gemacht und keinen reingelassen.

Also mein liebstes Beispiel, dass es besser geworden ist mit den Amerikanern, war folgendes: Bei einem Rennen ist mal ein Ferrari ausgeschieden mit Kimi Räikkönen und ein kleiner Junge hat bitterlich geweint auf der Tribüne. Zum Ende des Rennens hatten die das Kind ins Fahrerlager geholt, und es hat von Kimi eine Mütze gekriegt. Das ist „American Way of Show“, das war toll.

Womit rechnen Sie in der bevorstehenden Saison?

Diese Saison wird gnadenlos spannend, weil sich Carlos Sainz bei Ferrari bestimmt nicht mehr um Charles Leclerc kümmert, er wird nicht mehr auf ihn aufpassen oder ihn per Stallregie vorbeilassen. George Russell muss sich jetzt bei Mercedes auch nicht mehr hinter Lewis Hamilton anstellen.

Dann gibt es viele Fahrer, die sich in den Vordergrund fahren wollen, um vielleicht eine Chance zu haben auf den Hamilton-Sitz, wenn der am Saisonende frei wird bei Mercedes. Das könnte interessant werden.

Was ist Ihre Titelprognose?

An Max Verstappen führt erneut kein Weg vorbei. Der Junge ist halt richtig, richtig gut, und das Team funktioniert. Aber die haben natürlich jetzt ein Auto mit Risikopotenzial gebaut. Da bin ich sehr gespannt, wie sie das alles hinkriegen.