
Dortmunds Sportler des Jahres: Auf dieser Bahn gibt es keine Favoriten
Christopher Weber im Interview
Im Zweier hat es für den Dortmunder Christopher Weber (26) und Johannes Lochner (27) nicht für olympisches Edelmetall gereicht. Platz fünf war „eine Niederlage“, wie Weber selbst sagt. In der Nacht zu Samstag und in der Nacht zu Sonntag soll es nun eine Medaille im Viererbob werden. Doch das wird nicht so einfach.
Christopher Weber, Ihr Pilot Johannes Lochner ist Weltmeister und Weltcup-Sieger im Viererbob – da ist die Medaille vorprogrammiert oder?
Meiner Meinung nach gibt es auf dieser Bahn hier in Südkorea keine Favoriten. Es gibt sicher Piloten, bei denen man davon ausgehen kann, dass sie stark sein werden und Hansi (Lochner, Anm. d. Red.) hat im Vierer sicher seine Stärken, aber diese Bahn ist so anspruchsvoll, dass eigentlich alles, was hier passiert, unabhängig von dem gesehen werden muss, was vorher war. Von einem Gesamtweltcup-Sieg kannst du dir bei Olympia nichts kaufen.
Was macht die Bahn in Pyeongchang denn so schwierig?
Erstmal ist die Anschubstrecke sehr kurz, man muss also auf den ersten Metern sofort stark beschleunigen und dann schnell im Bob sitzen, weil die Gefahr sonst groß ist, dass der Bob zur Seite ausbricht und direkt an Schwung verliert. Und dann muss man oben gut durchkommen, um keinen Speed zu verlieren, der einen dann weiter unten Zeit kostet.
Im Zweierbob war die Kurve 9 gefürchtet...
Die Ausfahrt aus Kurve 9 ist eigentlich eine Gerade, die aber keine Gerade ist, weil da eine kleine Kurve drin ist. Die muss man anschnibbeln, also wirklich genau treffen, damit man da durchkommt. Das sind nur wenige Zentimeter zwischen dem Bob und der Bahn und es ist extrem schwer, da nicht anzuecken und Zeit zu verlieren.
Für Sie ist es als ehemaliger Leichtathlet die erste Olympia-Teilnahme. Können Sie es eigentlich genießen?
So richtig realisiert habe ich es noch nicht, weil wir die ganze Zeit auf die Wettkämpfe fokussiert sind und ich auch wirklich nicht viel unternehme außer Trainieren, Essen und Schlafen. Das ist auf der einen Seite ein bisschen schade, auf der anderen kann man ein Leben lang davon zehren, wenn man hier wirklich mit einem Erfolg nach Hause fahren kann.
Johannes Lochner hatte nach dem Desaster von Sotschi ohne Medaillen gesagt, es sei auch wichtig für die Sportförderung, dass es im Bob wieder Medaillen gibt. Beschäftigt Sie das vor dem Wettkampf?
Für mich spielt das hier im Moment überhaupt keine Rolle. Ich kämpfe um eine Medaille, weil ich die gerne haben möchte. Ich glaube, so etwas gehört nicht in den Kopf eines Sportlers, zumindest nicht während der Olympischen Spiele.