Um Viertel vor sieben fällt der Startschuss für den Dortmunder Triathleten Max Zbonca. Zusammen mit rund 2500 Triathleten geht für ihn der Lebenstraum von der Teilnahme am legendären Hawaii-Ironman in Erfüllung. Dieser gilt als einer der anspruchsvollsten Ausdauerwettkämpfe der Welt mit einer Streckenlänge von 226 Kilometern, die durch das heiße und feuchte Klima der hawaiianischen Lavawüste führen.
Bereits gegen halb vier morgens beginnt der Tag des 35-Jährigen, um sich auf die körperliche und geistige Herausforderung vorzubereiten. „Die Stunden vor dem Start sind einfach verfolgen“, erinnert sich der Triathlet. „Die Aufregung war bei allen Teilnehmern deutlich spürbar.“
Als endlich der Startschuss fällt, taucht Zbonca ins klare, 27 Grad warme Pazifikwasser – unter ihm ein Riff. „Mich hat direkt zu Beginn der Schwimmstrecke ein Rochen begrüßt“, erzählt der Sportler, „das war für mich ein sehr emotionaler Moment.“ Für ihn ist es ein Vorbote für den guten Verlauf seines Wettkampfs, über den er sich in etwas mehr als neun Stunden freuen wird. Doch zuerst liegen 3,8 Kilometer im Wasser vor ihm.
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Triathlon: Schwimmen, Radfahren, Laufen
Bereits die erste Disziplin – das Schwimmen- verläuft sehr gut: Nach etwa 55 Minuten steigt Zbonca aus dem Wasser und auf sein Rad, um die 180 Kilometer lange Strecke auf dem Highway Richtung Wendepunkt in Angriff zu nehmen.
Auf dieser ist er für fünf Stunden in der prallen Mittagssonne unterwegs. „Das hat mir dann zum Ende der Raststrecke auch ein bisschen den Stecker gezogen“, gibt der 35-Jährige zu. Doch auf der 42,2 Kilometer langen Laufstrecke findet er wieder zu seiner Form zurück und läuft „einen sehr soliden Marathon.“
Dass sich Zbonca besonders im Wasser eine Top-Leistung erbringen konnte, verwundert kaum, denn der heute 35-Jährige betreibt bereits seit seiner Kindheit Schwimmsport. „Dadurch ist das Schwimmen für mich ein perfekter Einstieg in so einen Wettkampf. Ich kann dadurch relativ erholt in die nächste Disziplin starten“, erklärt er.
Zu einem Triathleten wird Zbonca erst nach seiner Schulzeit. Als er im Schwimmsport nicht weiterkam und eine neue Herausforderung suchte, wandte er sich auch dem Radfahren und Laufen zu: „Zunächst war es ein langsamer Einstieg in den Triathlon-Sport“, erinnert er sich. „Richtig intensiviert habe ich das dann mit dem Einstieg ins Berufsleben.“
Ein weiter Weg zur Startlinie
Nachdem er 2013 nach Attendorn gezogen war, wurde sein Interesse am Triathlon-Sport immer ernsthafter, sodass er dort mit einem Triathlonverein eine Liga-Mannschaft aufbaute. Auch nach dem Umzug nach Dortmund und dem Wechsel in den Dortmunder Sport konzentrierte Zbonca sich weiterhin auf kürzere Distanzen, die Langdistanz behielt er jedoch stets im Blick.
2017 wagte er sich in Köln erstmals an eine Triathlon-Langdistanz, also die Ironman-Distanz. „Damals war Hawaii noch kein Thema für mich“, erklärt der Sportler. „Die Langdistanz war einfach eine sportliche Herausforderung und ich wollte herausfinden, ob ich sowas überhaupt schaffen kann.“
Durch die Liga-Wettkämpfe mit seinem Verein, den Tri-Geckos Dortmund, blieb er danach dennoch bei den kürzeren Distanzen. Doch 2021 in Roth, beim traditionsreichsten Triathlon Deutschlands, reifte in ihm der Entschluss, sich auf Hawaii zu fokussieren.

Ein Jahr später trat Zbonca beim Ironman in Maastricht an, um sich für den Klassiker in den USA zu qualifizieren – und schaffte es. Doch die pandemiebedingten Preissteigerungen führten dazu, dass Zbonca den Startplatz ablehnte.
Im November desselben Jahres unternahm er in Mexiko bei einem Ironman-Rennen einen erneuten Qualifikationsversuch – allerdings für das Folgejahr. Erneut erkämpfte er sich einen Startplatz, doch auch diesmal gab es eine Enttäuschung. 2023 fand in Hawaii bloß das Rennen für die Frauen statt. Die Männer starteten damals in Nizza.
„Glücklicherweise durfte ich meinen Startplatz auf 2024 verschieben und mir nun schließlich meinen Traum erfüllen“, freut sich der 35-Jährige. Das 2024 Zboncas Jahr ist, beweist auch sein Sieg beim diesjährigen Triathlon in Dortmund.
Triathlon: 15 bis 20 Stunden Training pro Woche
Die Erfüllung seines Lebenstraums war jedoch mit viel Einsatz verbunden: „In der Vorbereitung habe ich pro Woche zwischen 15 und 20 Stunden trainiert, manchmal auch ein bisschen mehr“, berichtet Zbonca. Trotz seines Vollzeitjobs als Ingenieur investierte er unzählige Stunden ins Training, was er augenzwinkernd als „Vollzeitjob und Halbzeit-Triathlet“ bezeichnet.
Aber auch finanziell ist Zboncas Lebenstraum mit einem großen Aufwand verbunden. Knapp 7.500 Euro haben ihn zwölf Nächte auf Hawaii inklusive des Ironman-Startplatzes gekostet - eine Summe, die nicht jeder Amateur aufbringen kann.
Vorbereitung und Regeneration auf Hawaii
Bereits eine Woche vor dem Ironman reiste Zbonca schließlich nach Kona. „Die doch recht kleine Stadt Kona wird in der Woche vor dem Wettkampf zu einem Triathlon-Dorf“, beschreibt er die Atmosphäre. „Man wird emotional auf den Wettkampf eingestimmt und ist von Gleichgesinnten umgeben.“
Nach dem Wettkampf blieb Zbonca noch ein paar Tage auf Hawaii, um sich zu erholen und die Insel zu erkunden. „Ich wollte nicht nur für einen Wettkampf um die halbe Welt fliegen.“ Seine Regeneration hat er mit Schnorcheln im Pazifik und einer Inseltour verbunden.
Gemeinnütziges Engagement
Doch noch etwas war dem 35-Jährigen bereits vor seiner Anreise klar: „Ich habe mir mit dieser Teilnahme einen Lebenstraum erfüllt, aber ich weiß auch, dass dieser Wettkampf an der Natur zerrt und die Insel belastet.“ Deshalb hat er Freunde, Bekannte und Interessierte zu einer Motivationsspende aufgerufen. Mit dieser möchte er einem nachhaltigen Projekt an der Universität auf Hawaii etwas zurückgeben. Über diesen Link kann bis zum 6. Dezember gespendet werden.
Die Idee sei ihm durch einen Freund gekommen: „Er meinte, dass er für jede Minute, die ich unter 10 Stunden bleibe, einen Euro an eine Wohltätige Organisation spenden wird und das habe ich dann zum Anlass genommen, dass mal so ein bisschen größer aufzuziehen.“ Bislang sind fast 800 Euro zusammengekommen, die er bis Weihnachten überreichen möchte. Noch wartet der Triathlet auf weitere Spenden.
Nach der Erfüllung dieses Traums will der Ironman-Finisher nun erstmal Abstand von der Langdistanz nehmen und sich anderen Dingen im Leben widmen. „Ich will nicht ausschließen, dass es irgendwann noch einmal so weit kommt, aber für mich ist Hawaii erstmal eine einmalige Sache“, so Max Zbonca.