Sebastian Tyrala müsse aktuell eine „Kassette abspielen“, wenn er als Trainer vom Fußball-Oberligisten Türkspor Dortmund mit Reportern dieser Redaktion spricht. Auch beim Gastspiel in Rhynern ist seine Mannschaft über weite Strecken das bessere Team, spielt dann offensiv aber nicht zielstrebig genug und verliert schlussendlich nicht ganz unverdient das zweite Duell in Serie. Erneut können die Nordstädter dabei eine Führung nicht über die Zeit bringen.
Türkspor und die Elfmeter-Problematik
Dabei sah eigentlich alles ganz rund aus. Trotz anfänglicher Probleme im neuen Stadion in Hamm spielte sich TSD spätestens ab der 30. Minute in einen Rausch. Angeführt von einem starken Ilias Anan gab es mehrere Chancen über beide Seiten und dann auch das 1:0 - per Elfmeter durch Serdar Bingöl.
Kurz davor gab es allerdings eine kleine Diskussion im TSD-Team. Der Grund: Nazzareno Ciccarelli, der im Sommer mit großen Vorschusslorbeeren von RW Erfurt kam und zumindest treffermäßig bisher immer noch nicht so richtig in der Oberliga angekommen ist, wollte sich den Ball unbedingt nehmen. Der 26-Jährige war dazu kurz zuvor gefoult worden.
„Wieso soll denn ein Außenverteidiger schießen“, sagte er laut kurz nach dem Foulspiel und lief schon mit der Kugel zum „Punkt.“ Die Auswahl der Elfmeter-Schützen ist in dieser Saison bei Türkspor so eine Sache: Gegen den SC Wiedenbrück im Westfalenpokal verschoss Semih Yigit aus elf Metern und gegen den SC Preußen Münster II versagten eben „Reno“ Ciccarelli die Nerven.
„Ich bin mir sicher, dass Reno ihn reingemacht hätte“, sagte Türkspor-Coach Sebastian Tyrala auf Nachfrage am Montag. „Aber wir haben eben eine klare Hierarchie und wenn Serdar Bingöl die Dinger so reinhaut, ist es gar keine Frage, wer schießt.“ Bereits beim 1:1 in Siegen traf Bingöl sicher in den Winkel, genau das wiederholte der Rechtsverteidiger gegen Westfalia Rhynern.

In Hamm war es dann Kapitän Ömer Akman, der stellvertretend für Situation die Tyrala klärte. Der TSD-Spielführer ließ gar keine Zweifel daran, dass Serdar Bingöl sich die Kugel nimmt, der sich für dieses Vertrauen dann mit dem Treffer bedankte. „Ich bin Stürmer, natürlich will ich ihn selbst schießen“, erklärte Ciccarelli nach dem Spiel. „Aber so war es jetzt auch gut.“
Für Trainer Tyrala war es dennoch eine weitere Sache, die ihn nachträglich störte. „Es kann einfach nicht sein, dass wir sowas auf dem Platz klären wollen. Es gibt die klare Absprache und das bringt sonst nur Unruhe rein“, sagte er. Nachdem sein Team dann trotzdem das Spiel in Rhynern verlor, muss der Oberligist sowieso ganz woanders ansetzen.
„Wir haben gut angefangen und stark nachgelassen“, wusste Königstransfer Ciccarelli nach der Partie. „Wir waren vor dem Tor etwas zu verspielt und müssen in den nächsten Wochen geradliniger spielen. Dann wird es ganz bestimmt besser.“ Er selbst habe sich in der Nordstadt mittlerweile „ganz okay“ eingefunden. „Ich wurde von den Jungs gut aufgenommen“, resümierte der ehemalige Regionalliga-Spieler.
Bei Ciccarelli muss der Knoten platzen
Dennoch ist eben die Offensive der große Knackpunkt bei Türkspor. Das eigentlich überragende Sturm-Duo Koray Dag (drei Treffer) und „Reno“ Ciccarelli (einer) kommt bisher nur auf vier Tore in dieser Spielzeit, auch sonst traf TSD in sieben Ligapartien „nur“ elf Mal. Tabellenführer Lotte hat beispielsweise schon die 20er-Marke geknackt.
Bereits am Freitagabend kann dort im Duell mit Victoria Clarholz, aktuell nur ein Punkt schwächer, nachgebessert werden. Bei einer erneuten Niederlage würde endgültig der Fall in den Liga-Keller drohen. „Ich bin guter Dinge, dass es bald nach oben geht“, gibt sich Ciccarelli dennoch selbstbewusst. Dafür müsste sein Tor-Knoten auf jeden Fall zeitnah platzen.