Niederländischer Bezirksliga-Torwart packt aus Wie ist es in Dortmund Fußball zu spielen?

Der Fliegende Holländer in Mengede: Meine Geschichte zum Fußball im Raum Dortmund
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Jarno van der Mooren hält einen Ball in die Kamera.

Als Kind wollte ich eigentlich nur eins: im Tor stehen. Heute bin ich 22, komme aus dem kleinen Ort Ermelo in den Niederlanden – und habe gerade mein Auslandssemester in Dortmund beendet. Eine Zeit, die mich sportlich wie persönlich geprägt hat.

Meine Geschichte beginnt in einem gelb-schwarzen Trikot – allerdings nicht beim BVB, sondern beim DVS‘33 aus Ermelo. Seit ich sieben bin, stehe ich dort im Tor. Erst in der Jugend, später in der U23. Irgendwann ging’s eine Liga höher, zum Traditionsverein IJsselmeervogels in Bunschoten-Spakenburg – einem Fischerort, in dem der Fußball mindestens so leidenschaftlich gelebt wird wie der Beruf auf See. Ich durfte mich dort erst in der Reserve beweisen und schnupperte später sogar in die erste Mannschaft rein – in die höchste Amateurliga der Niederlande.

Danach entschied ich mich bewusst für den Schritt in den Seniorenbereich, wechselte zum VVOP in Voorthuizen. Doch sportlich lief es nicht, wir stiegen ab. Eine Saison, die ich lieber schnell vergessen möchte – aber genau solche Phasen bringen einen am Ende weiter.

Jarno van der Mooren
Jarno van der Mooren ist Torwart von Bezirksligist Mengede 08/20 (r.) und Praktikant in der Sportredaktion der Ruhr Nachrichten. © Oliver Schaper

Neuer Stadtjunge bei Mengede 08/20

Dann, plötzlich: Großstadtleben. Auslandssemester in Dortmund. Eine Stadt, die mich von Anfang an gepackt hat – mit ihrer direkten Art, mit ehrlichen Menschen und mit einer Fußballkultur, die man fast greifen kann. Ich landete über ein paar Probetrainings beim Lüner SV und dem FC Kray schließlich bei Mengede 08/20. Trainer Nico Anders überzeugte mich in einem ersten Gespräch – und das Gefühl war sofort da: Hier will ich spielen.

Seitdem trage ich das grüne Trikot in der Bezirksliga – und ich fühle mich pudelwohl. Das liegt vor allem am Team. Ich kam im Juli als Fremder – aber Teresa Schulz, unsere Teammanagerin, und Ralf Dieckmann, der für mich eine Art Vaterfigur wurde, haben dafür gesorgt, dass ich mich nie fremd gefühlt habe.

Überzeugen mit Mengede 08/20

Sportlich war ich überrascht, wie viel Wert hier auf Disziplin und Struktur gelegt wird. Erst kommt die Leistung, dann das Feierabendbier. Diese Reihenfolge ist nicht überall selbstverständlich – und sie funktioniert. Im August standen die ersten Pflichtspiele an, und ich merkte schnell: Der Stil von Trainer Nico Anders und seinem Assistenten Chris Kampe passt zu mir. Ich kann nicht nur mit schnellen Reaktionen helfen, sondern mich auch fußballerisch einbringen. Die deutsche Spielweise – taktisch klar, intensiv geführt – gefällt mir sehr. Ich glaube, davon könnten sich einige niederländische Teams durchaus etwas abschauen.

Leider hat mich ein Meniskusriss etwas ausgebremst. Die Hallenstadtmeisterschaft musste ich fast komplett aussetzen, insgesamt kam ich auf acht Spiele, in denen ich sieben Gegentore kassiert und viermal zu null gespielt habe. Immerhin: Beim Auswärtsspiel gegen TuS Heven konnte ich eine Torvorlage geben – als Torwart!

Mengede 08/20 bedankt sich mit Applaus bei den eigenen Fans.
Gas geven met z'n allen (heißt, jeder gibt Gas), Jarno van der Mooren hier im grünen Trikot bei der Dortmunder Hallenfußball-Stadtmeisterschaft. © Stephan Schuetze

Ich habe meinen Vertrag verlängert und hoffe, in der kommenden Saison häufiger spielen zu können. Mein Ziel: der Aufstieg in die Landesliga. Das hätte dieser Verein mehr als verdient. Und wer weiß – vielleicht schaffe ich es mittelfristig ja sogar bis in die Westfalen- oder Oberliga.

Parallel zum Fußball habe ich am 1. Februar mein Praktikum bei den Ruhr Nachrichten begonnen. Auch das war eine bewusste Entscheidung: Ich studiere in den Niederlanden Journalismus – und wollte hier nicht nur Fußball spielen, sondern auch über ihn schreiben. Ich habe spannende Einblicke bekommen – in die Szene in Dortmund, aber auch in Lünen und Unna.

Aktiv als Sportjournalist für die Ruhr Nachrichten

Was ich aus dieser Zeit mitnehme? Dass Fußball hier nicht nur gespielt, sondern gelebt wird. Ich habe ehrgeizige Kicker kennengelernt, engagierte Trainer, Menschen mit echten Geschichten. Der Fußball hier hat Substanz – und auch wenn’s manchmal bei einigen Vereinen chaotisch wird (gerade finanziell), merkt man doch: Leistung steht im Vordergrund.

Dortmund ist für mich in diesen Monaten zur zweiten Heimat geworden. Eine Stadt mit Kante – aber vor allem mit Herz. Ich bin froh, hier zu sein.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 21. April 2025.